Politik & Gesellschaft, Infos und Regionales
Radio Micro-Europa
Beiträge & Artikel
Performance am Tübinger Silcherdenkmal (557)
Radio Micro-Europa: Sendung (557) "Performance am Tübinger Silcherdenkmal" am Sonntag, den 22. September 2024 von 12 bis 13 Uhr im Freien Radio Wüste Welle 96,6, auch als Livestream im Internet.
Wiederholungen: Mittwoch, 25.09.24, 17-18 Uhr und Freitag, 27.09.24, 00-01 Uhr.
Der Link zum Anhören im Internet: https://www.wueste-welle.de/broadcasts/livestream
Der Link zu unserer Mediathek: http://vergil.uni-tuebingen.de/microeuropa/
Der Link zu unserer Homepage: https://micro-europa.de/
Moderation: Ulrich Hägele
Technik: Klaus Klein Kolja Tschorsch, Rubin Glücker, Ole Besenfelder
Technische Leitung: Ralf Wenzel
Idee und Umsetzung: Joachim Lerchenmüller
Künstler*innen: Silvia Pfändner (Gesang), Thomas Maos (Gitarre), Birgit Riegger (Lichtinstallationen)
Inhalt der Sendung:
Unser Thema heute: Friedrich Silcher – beziehungsweise das Denkmal des Komponisten auf der Tübinger Neckarinsel. Das riesige, ja monumentale Teil stammt von dem Stuttgarter Bildhauer Wilhelm Julius Frick. Es ist aus der Nazizeit und sorgt in der lokalen Presse immer wieder für Schlagzeilen. Soll man es abreisen oder stehen lassen?
Organisiert wurde die Performance im Rahmen der Reihe «Denk!?Mal – Künstlerische Interventionen» als Son-et-Lumière-Show vor Ort auf der Neckarinsel am 8. Oktober 2023 vom Club Voltaire mit freundlicher Unterstützung der Stadt Tübingen sowie in Kooperation mit dem Zentrum für Medienkompetenz der Universität Tübingen und dem JamClub.
«Denk!?Mal – Künstlerische Interventionen», geht auf eine Initiative des Tübinger Historikers und Pädagogen Joschi Lerchenmüller zurück. Der Club Voltaire will damit die Tübinger Vergangenheitspolitik weiterentwickeln und zwar mit temporären künstlerischen Interventionen im Stadtraum. Sie sollen dem Publikum ermöglichen, Brüche und Widersprüche sinnlich zu erfahren und im Dialog mit den Künstler*innen und ihrer Performance die individuelle Wahrnehmung des problematisierten historischen Objekts im öffentlichen Raum zu prüfen und zu gegebenenfalls zu verändern.
Bereits in den 1990er Jahren hatte die Stadt eine erklärende Tafel an das Denkmal montiert – sie ist nicht mehr lesbar. Der Text stammte vom Förderverein zur Erforschung der Heimatgeschichte des Nationalsozialismus. Seit etwa 15 Jahren steht eine Stehle des Tübinger Lehrpfades zur NS-Geschichte etwas abseits. Es gibt darauf Bilder und einen Infotext.
Vor dem riesigen, fast sechs Meter hohen Koloss stehend, ist man erstmal ratlos. Das Teil besteht aus 13 großen Sandsteinblöcken. Der Dichter sitzt auf einem Hocker und schreibt etwas in ein Heft. Zu seinen Füßen ist in das Monument ein halbrunder Brunnen eingelassen, der aber nicht mehr funktioniert. Hinten treten aus dem Rücken des Komponisten reliefartig ein Putto und ein Paar, das offenbar Abschied nimmt, hervor. Außerdem zu sehen: Soldaten mit Gewehr und Stahlhelm. Die Figuren liefern Hinweise auf das Entsehung in einer militaristisch geprägten Zeit des Krieges: Die Einweihung des Silcherdenkmals fand am 11. Mai 1941 statt – fünf Wochen bevor Hitler der Sowjetunion den Krieg erklärte. Betrieben hatte das Ganze Hans Rauschnabel, der Tübinger Kreisleiter der NSDAP und zugleich Vorsitzender des Schwäbischen Sängerbundes. Rauschnabel wollte auf der Neckarinsel eine Art Thingstätte errichten. Das Denkmal war denn auch Teil einer Gesamtanlage aus Bühne, Redepodest und einer niederen, im leichten Bogen geführten Sandsteinmauer.
Komponist Friedrich Silcher ist 1789 in Schnait geboren und 1860 in Tübingen gestorben. Er gilt als einer der herausragenenden Komponisten und Sammler deutschsprachiger Volkslieder. Silcher arbeitete als Lehrer und Musikpädagoge und war seit 1817 Musikalischer Direktor an der Tübinger Uni. Er schrieb weit über hundert Lieder. Darunter "Am Brunnen vor dem Tore", "Der Mai ist gekommen", "Muss I denn zum Städtele hinaus" und das Weihnachtslied "Alle Jahre wieder".
Die Verstaltungsreihe «Denk!?Mal – Künstlerische Interventionen», geht am 11. Oktober 2024 weiter mit der Performance "In Sonne und Wind" zu den Symbolen an der Tübinger Stiftskirche der vier Evangelisten Adler, Löwe, Engel und Stier von Fritz von Graevenitz, die wie das Silcherdenkmal ebenfalls aus der Nazizeit stammen.
Musik:
01 Comedian Harmonists – In einem Kühlen Grunde (1932)
02 Elvis Presley – Wooden Heart (1960)
Audio
Teaser_557.mp3
Sendetermine