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Cali :: Die Hauptstadt des kolumbianischen Widerstands & Paulo Freire
Rocío schilderte die Situation in Kolumbien. Seit mehr als einem Monat protestieren große Teile der Bevölkerung für grundlegende sozialpolitische Veränderungen. Mancherorts sind die Menschen vor Ort massiver und brutaler staatlicher Repression ausgesetzt. Laut INDEPAZ (Forschungsinstitut für Entwicklung und Frieden) gab es in einem Monat 81 Ermordungen (77 Zivilisten und 4 Polizisten), 46 Verletzte, 22 Opfer von sexueller Gewalt, sowie mehr als 380 vermisste Personen. Cali, die drittgrößte Stadt Kolumbiens, befindet sich de facto im Ausnahmezustand, der Straßenverkehr liegt aufgrund der Blockaden seit Tagen lahm und jeden Tag gehen die Menschen auf die Straßen. Aus diesem Grund wird Cali in sozialen Netzwerken als «Hauptstadt des Widerstands» bezeichnet.
Lorena Marin erzählte im Interview, wie die Situation in Cali aus ihrer Sicht ist. Sie hob den Stellenwert kollektiver Aktionen und die Organisationsformen hervor, die während des Streiks stattgefunden haben, sowie die Beteiligung nicht nur von Jugendlichen, sondern auch von anderen Akteur*innen wie Indigenen, Bauern, (Groß)Müttern, Kleinunternehmer*innen, Dozent*innen, Priester, usw. Insbesondere betonte sie den generationenübergreifenden Charakter des Widerstandes.
Darüber hinaus kommentierte Lorena die Rolle der alternativen Medien bei der Bereitstellung von Informationen und der Organisation des Widerstands, aber auch die Rolle der Kunst als ständiges Ausdrucksmittel in den Städten, Vierteln und Straßen des Landes. Zwischen den Blockaden und Auseinandersetzungen und der Hoffnungslosigkeit vieler Kolumbianer*innen eröffnen sich neue Räume in Form von Nachbarschaftstreffs für Kultur, „Educación Popular“ oder kommunalen Bildungsprojekten, fürs Kennenlernen und fürs Erleben einer anderen, solidarischen Gemeinschaft, die eine Perspektive der Veränderung und Hoffnung bieten. Es geht um diese Hoffnung, die Paulo Freire am Ende seines Lebens als Ausweg für Lateinamerika verbreitete. Lorena nannte es „esperanzar la vida“ (dem Leben mit Hoffnung begegnen).
Was haben Paulo Freire und Lorena Marín gemeinsam? Beide setzen sie sich für Veränderungen, Gerechtigkeit und den Verzicht auf Gewalt ein, was mit einer hoffungsvollen Haltung verbunden ist. Es reicht nicht aus, die Bilder aus der Presse anzuschauen. Vielmehr geht es darum, auf die aktuelle Situation in Kolumbien aufmerksam zu machen, um Hoffnung und Wandlung in der Gesellschaft zu erzeugen.
(Text: Rocío, Verena und Carolina)
Audio
Auftakt Verena zu Paulo Freire
Verena_Auftakt_Freire.mp3
Carolina zu Paulo Freire
Carolina_Freire.mp3
Rocío zu Paulo Freire
Rocio_Freire.mp3
Interview Lorena Marin
Interview_Lorena_Marin.mp3
Bilder