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Gesundheit ein Recht für alle? :: Joost Butenop

Carolina Butto Zarzar und Verena Brenner sprechen in dieser Sendung mit Dr. Joost Butenop, Arzt und Referent für Asylgesundheit für die Regierung Unterfranken, über das Recht auf Gesundheit.

Joost Butenop hat für die Sendung auch mehrere „Corona-Awarenesslieder“ aus Afrika mitgebracht, die er während der COVID-19-Pandemie gemeinsam mit einem Freund in einer öffentlichen Playlist zusammengestellt hat.

Gesundheit ist ein Menschenrecht, aber in der praktischen Umsetzung kommt es immer wieder zu Ungerechtigkeiten. Hier setzt Joost Butenops Arbeit an: Seine Vision ist es, Menschen bei der Erreichung einer gerechteren Gesundheitsversorgung zu unterstützen. Als Schüler hat Joost Albert Schweizer getroffen und es sich seither zur Aufgabe gemacht, dessen humanitäre Arbeit auf neue Weise fortzuführen. Seit Ende seines Studiums engagiert er sich mit „Ärzte ohne Grenzen“ in vielen Ländern weltweit.

Heute berät und vernetzt er Gesundheitsämter, andere Behörden (v. a. Sozialämter, Jugendämter) und zivilgesellschaftliche Akteure (z.B. NGOs, Kliniken, niedergelassene Ärztinnen, Hochschulen). Sein besonderes Augenmerk liegt auf vulnerablen Gruppen, wie Asylbewerbern mit mentalen Problemen oder Behinderungen.

In Bezug auf das Recht auf Gesundheit betont Joost Butenop die zentrale Rolle von Regierungen: Welche Priorität geben sie dem Thema, auch in Bezug auf die Finanzierung? Gibt es qualifiziertes Personal? Und: gibt es die benötigte Ausstattung? Wie sieht es mit dem Zugang der Bevölkerung zum Gesundheitssystem aus? Nimmt die Bevölkerung das Angebot an oder stehen (kulturelle) Vorbehalte dem im Wege?

Seit etwa 20 Jahren wird Gesundheit auch zunehmend kommerzialisiert und privatisiert. Das fördert Ungerechtigkeiten, besonders wenn Krankenversicherungssysteme fehlen. So wird Armut zu einem bestimmenden Faktor für die Lebenserwartung weltweit, aber auch in Deutschland. Manchmal werden auch bestimmte Ethnien diskriminiert, wie Joost Butenop am Beispiel der muslimischen Minderheit der Rohingya in Myanmar erläutert.

Wir leben in der Zeit der Migration. Dieses Phänomen wird verstärkt durch Kriege, den Klimawandel, Armut, etc.. Wir müssen lernen kooperativ und konstruktiv damit umzugehen. In diesem Kontext ist auch wichtig, Begegnungen zwischen den Menschen aus verschiedenen Ländern zu fördern. Joost Butenop betont dies besonders in Hinblick auf die Gesundheit von Asylsuchenden.

Integration bedeutet seiner Meinung nach Interaktion: So kann die Gesundheit von Asylsuchenden gefördert werden, indem sie gesehen und gehört werden. Hier ist jede*r Einzelne gefragt. Gesetzlich regelt das Asylbewerberleistungsgesetz auf EU-Recht aufbauend die medizinische Versorgung Geflüchteter und zunehmend auch die EU-Aufnahmerichtlinie, die einen besonderen Schutz vulnerabler Gruppen vorsieht.

Joost Butenop zeigt im Folgenden die Wichtigkeit für mehr Gerechtigkeit im Bereich Gesundheit auf: Die COVID-Pandemie betrifft alle Menschen weltweit, wir erleben allerdings einen so genannten Impfnationalismus, der verheerende Folgen hat. Bei der ungleichen Verteilung von Impfstoffen, wie sie derzeit passiert, kann die Pandemie nicht unter Kontrolle gebracht werden. Zur Verdeutlichung: In Deutschland wird über die vierte Impfung gesprochen, wohingegen in Gambia erst 7% der Bevölkerung zwei Impfungen erhalten haben.

85% der Impfstoffe befinden sich in den reichen Ländern. Sie wurden mit Steuergeldern finanziert und es wäre also wünschenswert, dass nicht bestimmte Firmen alleinig davon profitieren, sondern die Patente für die Nachproduktion in anderen Ländern freigeschaltet werden. Joost Butenop nennt die COVAX-Initiative als einen sehr guten Ansatz, um eine gerechtere Verteilung zu erreichen: reiche Länder zahlen Impfstoffe und Geld ein und die Initiative sorgt für eine gerechte Verteilung weltweit. Grundsätzlich ist eine Stärkung der Rolle der Weltgesundheitsorganisation dringend erforderlich.

In Deutschland trifft und schwächt die selbstgewählte oder vorgegebene Isolation in der Pandemie besonders Personen(-gruppen), die bereits davor wenig vernetzt waren (z.B. Geflüchtete). Dies hat auch Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und den Umgang mit Ängsten. Es gilt Gesprächsräume anzubieten und den Zugang zu Informationen zu erleichtern. Auf der von Joost Butenop gegründeten offenen Onlinebibliothek MEDBOX findet man auch einen Leitfaden, wie man sich selbst helfen kann.

Positive Entwicklungen sieht Joost Butenop in Bezug auf die Datenlage – bessere Gesundheitsdaten führen oftmals zu einer Verbesserung der Versorgung. Er belegt dies eindrucksvoll am Beispiel der Müttersterblichkeit in Nepal. In Deutschland sieht er eine begrüßenswerte Weiterentwicklung der physischen und psychischen Versorgung von Geflüchteten. Nach eindrücklichen Erlebnissen aus seiner Arbeit gefragt, schildert Joost Butenop wie in Bangladesh Schritt für Schritt mehr Krankenversicherung für die arme Bevölkerung entstand und dabei demokratische Prozesse eine wichtige Rolle gespielt hat. Außerdem erzählt er von einem Impfprogramm aus der Grenzregion Afghanistans zur Auslöschung der Kinderlähmung. Hier riskieren mobile Impfteams ihr Leben, um die Menschen vor Ort zu erreichen. Diese regionalen Beispiele machen deutlich, wie zentral Solidarität für einen gerechteren Zugang zum Gesundheitssystem ist.


Audio

Joost Butenop Interview komplett

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Joost_Butenop_komplett.mp3


Gesundheit ein Recht für alle Menschen?

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Joost_Butenop_Pt1_Gesundheit_ein_Recht_fuer_Alle.mp3


Verteilung der Ressourcen in Kontext von COVID

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Joost_Butenop_Pt2_Verteilung_der_Ressourcen_in_Kontext_von_COVID.mp3


Positiver Ausblick

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Joost_Butenop_Pt3_Positiver_Ausblick.mp3



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