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Mai 2019 November 2022
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Die Tübinger Islamgespräche :: Islam und religiös motivierter Extremismus
Religionen und Vorurteile über Menschengruppen sind Themen, die immer wieder vorkommen und die leicht zu Konflikten führen können. Am Mittwochabend, am 18.09., hielt Asli Kücük im Café Willi einen informativen Vortrag über den islamistischen Extremismus, genauer gesagt über den Salafismus, über dessen Verbreitung unter den Jugendlichen und über die Präventionsarbeit. Kücük selbst hat Erfahrung von Präventionsarbeit und arbeitet als politische Bildungsreferentin. Anwesend waren zudem Erkan Binici, wissenschaftlicher Mitarbeiter für islamische Theologie, und Hala Fouad-Sindlinger, islamische Theologin. Zu dritt organisieren sie die Tübinger Islamgespräche, ein Projekt von TAKT – Tübingen aktiv gegen Diskriminierung.
Die Salafist*innen glauben, dass die Salaf, die drei ersten Generationen nach Mohammed, das absolute Wissen über den Koran hätten. Dahinter steckt der islamistische Gedanke, die Scharia, das islamische Gesetz, entspreche der Gottesordnung und stehe über den Grundgesetz. Dabei wurde im Vortrag betont, dass die Begriffe Islam und Islamismus nicht zu verwechseln sind: Islam ist die Religion und bedeutet nicht gleich extreme Ansichten. Dagegen interpretiert Islamismus den Koran und dessen Begriffe anders. Der Salafismus besteht in Baden-Württemberg aus kleineren Gruppierungen mit ungefähr 4000 Anhänger*innen. Dazu gibt es auch legalistische Organisationen ohne offene Gewalt, die sich in einer Grauzone befinden.
Die Salafist*innen suchen neue Anhänger*innen durch Da‘wa, Mission, die heutzutage immer mehr in privaten Räumen und im Internet stattfindet. Dabei sind besonders die Jugendlichen in verletzlicher Position, da sie nach dem Sinn des Lebens und nach einer eigenen Identität und Gruppe suchen. Oft wurden sie von der Gesellschaft ausgegrenzt und als Außenseiter betrachtet. Einige Frauen zweifeln sogar an der Freiheit, die gegen Diskriminierung vielleicht nicht geholfen hat. Deswegen möchten sie sich als Protest von ihrem alten Leben und ihren Familien abgrenzen und sich absichtlich „Fremd“ fühlen. Der Salafismus verspricht eine vorgeschriebene Rolle, Gemeinschaft und eine neue Identität als eine Art „Übermuslim“, und lehnt die die Gesellschaft ab. Er scheint für Gerechtigkeit zu sorgen und bietet Orientierung.
Darum sollte mit der Präventionsarbeit früh angefangen werden, zum Beispiel in der Schule. Außerdem sei es wichtig, über den Salafismus aufzuklären und weitere Diskriminierung zu verhindern. Asli Kücük nennt mehrere mehrsprachige Krisenberatungsstellen für Betroffenen, wie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Violence Prevention Network und die Landeszentrale für politische Bildung.
Der Vortrag war sachlich und akademisch, aber trotzdem nicht zu formal. Auch die Diskussion blieb ruhig, obwohl einige Fragen nicht beantwortet wurden und einige Aussagen von den Zuhörer*innen kritisch betrachtet wurden. Laut Asli Kücük sei der Vortrag auch eine wichtige Weise, um Information zu verbreiten und Diskussion zu wecken; Konfliktthemen sollten dabei offen besprochen werden. Auch für den Austausch wird die Vortragsreihe Tübinger Islamgespräche organisiert.
Ich persönlich habe den Eindruck bekommen, dass die Diskriminierung von Ausländer*innen eine Spirale des Hasses auslösen kann: man möchte sich vielleicht als Lösung von der ganzen Gesellschaft abgrenzen und schockieren. Zudem kann die Identitäts- und Sinnsuche der Jugendlichen ausgenutzt werden, um ihnen ein anderes, konservatives Wertesystem und Neuorientierung zu bieten. Es sollte von Anfang an klar sein, dass alle Vertreter*innen einer Gruppe nicht in einen Topf geworfen werden dürfen, da alle Menschen Individuen sind. Dabei kann sich jede*r seiner eigenen Vorurteile bewusst werden und über diese nachdenken. Möchte man selbst in einer neuen Gesellschaft gleich als fremd und verdächtig angesehen werden?
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Der Radiobeitrag zum Nachhören
Islam_und_religioes_motivierter_Extremismus_Beitrag.mp3
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