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Friedens- und Protestsongs

In der Sendung vom 7. Juli 2021 stellen Rocío Rueda Ortiz und Verena Brenner aktuelle Friedens- und Protestsongs aus verschiedenen Ländern vor. Die Lieder in verschiedenen Sprachen und Musikstilen wurden zum Teil von Referent*innen aus dem Programm Bildung trifft Entwicklung eingereicht. So nutzen wir die Sendung auch, sie und ihre Arbeit ein wenig vorzustellen und sie herzlich zu grüßen.

Nach den politisierten 60er Jahren und daraus resultierenden Friedensbewegungen, erleben wir aktuell eine neue Zeit der Proteste und somit auch der Friedens- und Protestsongs - einen neuen Beat der Proteste! Die Sendung startet mit dem Lied „We want Peace“ von Emanuel Jal, der früher im Südsudan als Kindersoldat missbraucht wurde. Mit dem Lied initiierte er im Dezember 2010 eine weltweite Kampagne für den Frieden.

Musik kann sich aber auch gegen bestehende politische oder gesellschaftliche Missstände wie Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Ungleichheit richten. Dabei sind Protestlieder nicht statisch, sondern werden zitiert, uminterpretiert und an verschiedene Kontexte angepasst. Dies lässt sich an dem europäischen Protestsong „Bella Ciao“ zeigen – das Lied stand zunächst für Frauenrechte und bessere Arbeitsbedingungen, dann gegen Faschismus. Es wurde in viele Sprachen übersetzt und mehrmals umgedichtet, u.a. auch von der Klimabewegung. In der Sendung spielen wir – passend zu unserer Reihe über Paulo Freire – eine brasilianische Version des Liedes („Ele ñao”), die sich gegen die Bolsonaro-Regierung in Brasilien richtet.

Wie in Brasilien gibt es auch in Kolumbien derzeit viele Demonstrationen und Streiks gegen die Regierung von Iván Duque. Das Lied „Militares“, das die Rapperin und Studentin Diana Carolina Avella mit dem Kollektiv Reincidentes singt, handelt von Zivilpersonen, die vom kolumbianischen Militär getötet und später als im Kampf gefallene Guerilla-Kämpfer dargestellt wurden. In der Sendung spielen wir auch Ausschnitte aus einem Interview mit Diana Carolina ein, in dem sie unter anderem auch auf die Rolle von Frauen eingeht.

Frauen* sind besonders von Gewalt betroffen. In manchen gewaltsamen Konflikten wird Gewalt gegen Frauen* und Mädchen* mitunter als „Kriegsstrategie“ eingesetzt. In Friedenszeiten werden sie auf die eine oder andere Weise diskriminiert, im schlimmsten Fall  werden sie Opfer psychischer, sexualisierter oder häuslicher Gewalt oder von Femiziden. Anfang 2020 gingen deshalb weltweit Frauen* auf die Straßen (u. a. auch in Berlin) und tanzten zu dem Lied „Ein Vergewaltiger auf deinem Weg“ („Un violador en tu camino“) der feministischen Gruppe „Las Tesis“.

Das Lied „All nations rise“ der Singer-Songwriterin und Umweltanthropologin Lyla June macht auf die Situation der indigenen Bevölkerung Nordamerikas aufmerksam. Dazu passend geht das in Tamil gesungene Lied „Porumboke“ aus Indien auf die Bedeutung der Aufrechterhaltung und Wiedergewinnung von gemeinschaftlichen Flächen (Commons) wie Seen oder Weiden ein. In beiden Liedern wird das friedliche Zusammenspiel von Mensch und Natur thematisiert und was es bedeutet, wenn Lebensgrundlagen zerstört werden. Die Folgen von Umweltzerstörung, aber auch Gewalt und Krieg zwingen mehr und mehr Menschen zur Flucht.

Das Lied „Wenn du wüsstest“ von Nina handelt vom Ankommen und Zusammenleben infolge von Flucht. Hier, wie auch im nächsten Lied „I can’t breathe“ von Samy Deluxe, das die Folgen von Rassismen besingt, zeigt sich, welche Auswirkungen strukturelle Ungerechtigkeiten oder Gewalt auf Einzelne bzw. die zwischenmenschliche Ebene haben. Das Lied „We are not gonna take it“ der Hard-Rock-Band Twisted Sister nimmt wiederum Szenen häuslicher Gewalt und autoritärer Erziehung als Sinnbild für Unterdrückung aller Arten auch auf politischer Ebene.

Als Abschlusslied der Sendung haben wir das Lied „Nie wieder leise“ von Celina Bostic ausgesucht: Gerade im Kontrast zum sehr rockigen Lied von Twisted Sister, wird hier deutlich, wie vielfältig und unterschiedlich Friedenslieder sein können. Wir sind aufgefordert, unsere Stimme zu erheben und anderen zuzuhören, egal wie laut oder leise, direkt oder indirekt sie Missstände aufzeigen.

(Text: Verena)


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