Am Tag des Flüchtlings, den Freitag 02.10., hatten wir hier im Radio die Möglichkeit, von den Geflüchteten selbst ihre Geschichte zu hören. Dabei erzählten Hasan und Buba über ihre eigenen Erfahrungen mit der Flucht, mit den Asylrechten und mit ihrem politischen und sozialen Aktivismus.

Mit dem Tag des Flüchtlings im Rahmen der Interkulturellen Woche möchte man auch Flüchtlingen eine Stimme geben. Sie werden oft als passiv dargestellt, über die alle Entscheidungen getroffen werden. Dabei wird vergessen, dass sie selbst davor und jetzt einen größeren politischen Beitrag geleistet haben als viele andere. Dafür haben Hasan und Buba ihre Erfahrungen mit Asyl mitgeteilt. Dazu waren der Buddy von Hasan, Philip, aus dem Refugee Buddy Programm und Jana, die Vertreterin vom Flüchtlingsrat Baden-Württemberg, im Studio.

Hasan hatte einen Text vorbereitet, in dem er die politische Lage in Syrien und seinen Kampf gegen das diktatorische Regime schilderte. Er war mit anderen Student*innen durch die Straßen marschiert und hatte sich für Demokratie ausgesprochen, aber er wurde trotz friedlicher Demonstration ins Gefängnis gesteckt. Über diese Zeit möchte er nicht sprechen. Nach jahrelanger Verfolgung hat Hasan zu Fuß die Grenze in die Türkei überschritten. Er hatte gehört, dass in Deutschland Flüchtlinge willkommen sind, deswegen wurde Deutschland zu seinem Ziel. Hasan kann nie die Worte vergessen, die er als erstes auf dem deutschen Boden gehört hat: „Keine Angst, wir helfen euch. Sie sind hier in Sicherheit.“

In Deutschland hat Hasan viel Unterstützung bekommen, um sich in die Gesellschaft zu integrieren und eine Informatiker-Ausbildung anzufangen. Durch das Buddy Programm des einjährigen Refugee Programms der Universität Tübingen lernte Hasan Philip und andere Buddys kennen, die ihm deutsche Kultur ein bisschen näher gebracht haben, aber auch von ihm Einblicke in die arabische Kultur bekommen haben. In den intensiven Sprachkursen des einjährigen Refugee Programms hat Hasan die deutsche Sprache erlernt und konnte auch eine Informatik-Ausbildung anfangen. Hasan fühlt sich dankbar, in Deutschland leben zu können, aber denkt, dass viele Europäer die diktatorischen Lebensbedingungen und den Krieg in Syrien nicht konkret verstehen können.

Buba hat 2014 Gambia verlassen und ist jetzt hier in Deutschland politisch aktiv. Er ist jetzt im Sprecher*innenrat vom Flüchtlingsrat Baden-Württemberg und Mitglied der 2017 gegründeten Gambia Refugee Association, die sich für bessere Asylrechte einsetzt. Die Abschieberate von Gambier*innen ist sehr hoch, da das Herkunftsland nicht als gefährlich eingestuft wird, weil es nicht mehr Diktatur ist. Doch haben viele Gambier*innen religiöse oder andere persönliche Gründe, warum sie ihre Heimat verlassen müssen. Dafür organisiert der Verein u.a. Demonstrationen und hat es geschafft, dass die Massenabschiebungen von Gambier*innen weniger geworden sind.

Die Gambia Refugee Association führt Gambier*innen in Europa zusammen. In WhatsApp-Gruppen werden Informationen geteilt, zum Beispiel zur aktuellen Flüchtlingspolitik oder zum Antrag zur Ausbildung. Viele Flüchtlinge würden sonst nicht über die Integration oder über ihre Rechte zur Ausbildung erfahren. Dabei ist Buba auch selbst ein Vorbild, da er selbst eine Ausbildung absolviert hat und jetzt in einer Druckerei arbeitet und andere darüber informieren kann.

Am Tag des Flüchtlings hat man erfahren, wie wichtig Selbstempowerment ist und was für einen großen Eindruck die eigenen Stimmen der Betroffenen haben können. Reden mit den Flüchtlingen ist viel lebendiger als Reden über die Flüchtlinge. Es ist dazu ein Unterschied, ob man im Ausland ganz alleine ist oder ob man sich mit eigenen Landsleuten austauschen kann und Unterstützung bekommt. Die Geschichten von Buba und Hasan haben viele Gedanken geweckt und uns Erfahrungen von Flüchtlingen ein Stück näher gebracht.

Interview mit Buba zum Nachhören

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Geschichte_von_Buba_am_Tag_des_Fluechtlings_zum_Nachhoeren.mp3

Interview mit Hasan zum Nachhören

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