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Oktober 2023
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Peru nach der Stichwahl :: Nani Mosquera Schwenninger berichtet
Zunächst stellte Nani die zwei Kandidaten vor, wobei sie klar Position bezog. Castillo war zwar nicht ihr Favorit, ihr wäre die linksgrüne Veronika Mendoza am liebsten gewesen, aber in der Stichwahl entschied sie sich klar gegen Keiko Fukimori. Castillo beschrieb sie als einen ehrlichen Menschen, bei dem man Wärme spüre, Keiko hingegen sei eine destruktive Person, die sie nicht ausstehen könnte. Aus dieser Perspektive erklärte sie den Hintergrund. Die Kandidatin ist die Tochter des ehemaligen Dikators Alberto Fujimori, der bis 2000 in Peru regierte. Schon damals habe sie anstatt ihrer Mutter den Platz einer First Lady eingenommen. In den letzten Wahlen habe sie bisher auch kandidiert, aber bisher ohne Erfolg. Außerdem war sie vor der Wahlkampagne in Untersuchungshaft: Ihr wurden Korruption und die Organisation einer kriminellen Vereinigung zur Geldwäsche vorgeworfen, sie wurde jedoch noch nicht verurteilt.
Wie sie trotzdem so viele Stimmen erhalten konnte, erklärt Nani mit der „Angstkampagne“. „Das war unmöglich!“ erzählte sie uns. Es sei viel Geld in eine Wahlwerbung gesteckt worden, die hauptsächlich Angst und Hass schüren sollte. Castillo wurde als der Weg zum Kommunismus bezeichnet und dieser wiederum mit dem Terrorismus gleichgesetzt. Der unteren Mittelschicht wurde Angst vor Enteignungen gemacht. Castilo, der tatsächlich Verstaatlichungen und Enteignungen in seinem Wahlprogramm stehen hat, bezieht seine Stimmen hauptsächlich aus dem ländlichen Raum und dem Süden Perus, während Keiko vor allem in Lima und anderen Großstädten erfolgreich war.
Diese besondere Situation liegt unter anderem an einer sehr gespaltenen und emotional aufgeladen Stimmung in der Bevölkerung. Seit den Stichwahlen, deren Auszählung lange andauerte, gibt es große Demonstrationen von beiden Seiten: Die Castillo-Anhänger feiern und kämpfen darum, dass ihre Stimmen auch wirklich zählen, die Keiko-Anhänger zweifeln die Rechtmäßigkeit ihrer Niederlage an und werfen Betrug vor. Deshalb wurde das Ergebnis noch nicht offiziell bestätigt. Laut Nani sei das Ergebnis jedoch von einer internationalen Wahlbeobachtung bestätigt worden und nun müsse die Präsidentschaft dringend begonnen werden.
Ganz einfach sei dies jedoch nicht. Sie hofft, dass sich die Lage bald wieder beruhige, da am Ende alle miteinander leben müssen. Außerdem müsse der Präsident nun viele Kompromisse eingehen, aber natürlich auch seine Versprechen einhalten. Das Parteiensystem in Peru ist stark fragmentiert, was eine parlamentarische Mehrheitsbildung erschwert. Schon in der ersten Wahlrunde zeigte sich das an den geringen Prozentzahlen, die dafür sehr viele Kandidaten erhielten. Auch ist das Land in eine sehr städtische und eine sehr ländliche Gesellschaft gespalten. Trotzdem hält Nani einen Putsch oder einen Bürgerkrieg für sehr unwahrscheinlich, diese Zeiten seien vorbei.
Dass nach 200 Jahren Unabhängigkeit nun ein Indigener Präsident wird, habe eine sehr starke Strahlkraft. Nani bezeichnet ihn als einen Präsidenten, “der wirklich vom Volk kommt“. Wie es nun weiter geht, wird sich zeigen. Der Kampf für Demokratie und Gleichberechtigung, Chancengleichheit, und gegen Korruption hat noch einen langen Weg vor sich. Aber all dies seien wichtige Themen, Peru wolle ein anderes Land sein. Und dafür müssten auch andere etwas abgeben.
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