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Eine Stimme aus der Menge


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Eine Stimme aus der Menge: Woraus besteht ein Ozean?

In der Sendung am 29. Juni 2022 ging es in Einer Stimme aus der Menge wie im Mai um Umweltthemen. Diesmal bezog sich die Diskussion mit Sofia direkt auf Umweltaktivismus, auf unseren Weg zum Engagement und wie wir schließlich zusammen in eine lokale Nachhaltigkeitsorganisation gelandet sind.

Für uns beide war Umwelt schon immer ein Herzensthema und seit Kindheit haben wir viel Zeit in der Natur verbracht. Auch beide von uns äußerten sich schon früh mit kleinen Maßnahmen für Naturschutz, ging es entweder um Streuobstwiesen und Hambacher Forst oder um Abholzung von Wald und Überzeugung von Freunden. Sofia hat sich außerdem auch mit eigenen Gedichten einen kreativen und bewegenden Weg zum Engagement gefunden. Dazu hat sie sich später mehr mit Pflanzen beschäftigt und das Projekt mit der Dachbegrünung des Tübinger Geografieinstituts in Gang gesetzt. Laut ihr gibt es keine Grenzen für die Inspiration für neue Ideen und Möglichkeiten, man soll nur die Augen offen halten.

Auch beim individuellen nachhaltigen Leben gibt es viele verschiedene Möglichkeiten. Man kann regionale Produkte ohne Verpackung kaufen oder kleine Betriebe mit sozialen und ökologischen Werten unterstützen. Café Suedhang ist ein gutes Beispiel für eine nachhaltige Initiative, die hohe soziale und ökologische Anforderungen für ihren Kaffee hat, von Kleinbetrieben kauft und dazu sich aktiv politisch für die Umwelt engagiert. Als Konsument ist es oft schwierig zu wissen, was am nachhaltigsten ist – manchmal kann man sich überlegen, ob man komplett auf das Produkt verzichten kann. Wichtig ist aber auch, sich nicht zu erschöpfen, sondern zwischen den nachhaltigen und anderen Produkten balancieren.

Was hilft mehr, die Anpassung der individuellen Lebensweise oder das Engagement für einen politischen Wandel? Dafür gibt es keine eindeutige Antwort. Für Sofia fängt die Veränderung immer bei sich selbst an. Mit der Masse folgt manchmal schließlich der politische und wirtschaftliche Wandel. Nicht immer ist der Wandel langsam: ein Beispiel dafür ist die rasche Entwicklung von neuen vegetarischen und veganen Ersatzprodukten in den letzten Jahren durch die erhöhte Nachfrage. Die Verwirklichung von eigenen Werten zusammen mit anderen gibt auch Selbstermächtigung. Man kann durch das eigene Beispiel andere Leute inspirieren, wobei nicht zwingen – sie werden nur überzeugt wenn sie überzeugt werden möchten. Man kann garantiert nur sich selbst verändern. Wie nach Mahatma Gandhi: „Be the change you want to see in the world.

Durch die Arbeit in einer Umweltorganisation kann man gemeinsam für einen Wandel streben. Wir beide gehören zur Initiative Do-no trash Tübingen, die Sofia Anfang 2021 mit ihren Freundinnen Leonie und Melissa gründete. Sie bekam Inspiration und ihren Namen von einer indischen Organisation Do-no trash Dehra Dun, die sich durch Forschung und Projekte gegen Abfall engagiert. Die Idee war, anstatt nur Reden die eigene Energie in der Praxis umzusetzen und etwas konkretes für eine soziale und ökologische Transformation zu tun. Dazu gehört auch die Transformation von sich selbst sowie das Angebot von Inspiration für andere und eine vernetzende Austauschplattform für weitere Ideen.

Der erste große Schritt war die Entstehung der Umwelt AG in Anknüpfung zur ethnologischen Institut und danach die Gründung der Hochschulgruppe, in den beiden konkret Nachhaltigkeitsprojekte auf lokaler Ebene geplant und organisiert werden. Sanni ist schon seit der Gründung der Umwelt AG dabei und schätzt das konkrete, entspannte Engagement und die Einsetzung von ethnologischer Theorie in die Praxis. Auch inspiriert uns der Gedanke, dass Lösungsansätze nicht immer ähnlich global funktionieren, sondern lokal angepasst werden können. Von einmaligen Veranstaltungen wie Kleidertausch, Wald Clean-up und Umwelt-AG-tionstag bis zu Aufmerksamkeit und Information verbreitenden Projekten wie saisonaler Kalender, Radiosendungen und Werbevideo für Mehrwegsysteme ist alles unter dem Himmel je nach eigener Motivation möglich. Die Arbeit und die Ergebnisse in der Organisation konkretisiert für uns den Gedanken, dass jeder einzelne Einsatz etwas konkret beeinflussen kann: „Was wäre der Ozean ohne den einzelnen Tropfen?

 

Playlist:

Langhorne Slim & The Law: Changes

Laleh: Change

Aurora: The Seed

 

Sometimes you need to go far to see what’s near. Diskussionen über Kulturen und Menschenleben aus ethnologischer Perspektive, Nachsinnen über Kultur und Unterhaltung, Grübeln über gesellschaftliche Themen und tiefere Überlegungen über die Kompliziertheit und Einzigartigkeit des Lebens.


Audio

Die Sendung zum Nachhören

Download (66,16 MB)
Eine_Stimme_aus_der_Menge_29062022.mp3




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