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Eine Stimme aus der Menge


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Eine Stimme aus der Menge: Kann ein Student das Klima retten?

Wie lebt man umweltbewusst als Student? Was für Herausforderungen gibt es dabei? Was kann man gegen Klimaangst machen? In der achten Sendung von Einer Stimme aus der Menge am 4. Mai 2022 diskutierten Selina und ich über die Möglichkeiten zum nachhaltigen Leben als Student sowie über den Einfluss des Klimawandels auf die Psyche. Dabei teilten wir unsere Erfahrungen und Tipps für kliamfreundliche Alternativen in Tübingen und in Finnland.

Durch die Bedrohung von Klimawandel versuchen immer mehrere Menschen, umweltfreundlicher zu leben. Vor allem für Student*innen ist es aber nicht unbedingt einfach – ein großes Hindernis ist dabei das Geld. Da die ökologich und sozial fairen Produkte leicht sogar mehrfach kosten, freift man mit geringem Einkommen doch lieber auf den billigen Reis. Auch Unverpacktläden sind im Vergleich teuer, da die Produkte oft bio und/oder regional sind und dazu in kleineren Mengen bestellt werden. Auch Second-hand-Läden sind mittlerweile teurer geworden, und Flohmärkte und Kleidertauschevents sind durch Corona weniger geworden. In Finnland gibt es mehrere günstigere Second-hand-Ketten, die außerdem öfters Rabattkampagnen veranstalten. Dabei kann man aber Kompromisse ziehen und einen Ausgleich zwischen nachhaltigen und günstigen Optionen finden.

Außerdem gibt es in Deutschland das Foodsharing-System und einige Vortagsbäcker, die beide Essen retten. Saisonale Kalender, wie z.B dieser hier, helfen beim Kaufen von saisonalem Gemüse und Obst. Auch kann man selber Gemüse anpflanzen oder pflücken, z.B Brennnessel. In Tübingen gibt es außerdem seit dem Jahresanfang einen Verpackungssteuer gegen die To-go-Verpackungen, und viele Gastronomen haben ein Mehrwegverpackungssystem gegen Pfand eingeführt. Dadurch wird drastisch Müll reduziert, aber andererseits gibt es die Mehrwegverpackungen nicht überall und nicht alle können oder wollen das Geschirr zurückbringen. Dabei ist die Einführung des Systems in jeder Gatronomie wichtig.

Auch der öffentliche Verkehr spielt eine große Rolle. Im Vergleich zu Finnland, wo auf dem gering besiedelten Land teilweise keine Busse mehr fahren, sind die Verbindungen und Fahrradstrecken in Tübingen gut ausgebaut. Auch hier auf dem Land braucht man oft ein Auto. Mit dem 9-Euro-Ticket für die Sommermonate würde aber Reisen mit dem ÖPNV deutlich günstiger und somit Autos in die Garage gelassen.

Auch auf Reisen kann man auf Klimafreundlichkeit achten. Mit Angeboten wie Semesterticket und Flixbus kommt man günstig weit und nah. Sogar nach Schweden oder Italien kann man mit dem Bus oder Zug reisen. Die Nachteile sind allerdings die längere Reisezeit, unangenehmer Schlaf und bei Zügen die höheren Kosten. Nicht alle können es leisten, aber man kann es zumindestens ausprobieren, da es bei Reisen zum Nachbarland auch gleich schnell und günstiger gehen kann.

Vor allem bei jungen Leuten kommt immer mehr Klimaangst vor. Zur Klimaangst sind unkontrollbare Sorgen und Ängste vor dem Klimawandel, die belasten und lähmen können. Dabei ist es wichtig, aktiv bleiben und sich gegen den Klimawandel zu engagieren, um sich selbst dadurch zu ermächtigen. Dabei ist wieder die Balanz zwischen Engagement und eigenen Kapazitäten enorm wichtig, und man darf für eigenes nachhaltiges Leben Grenzen setzen, sonst kommt es schnell zur Selbstbeschuldigung und Erschöpfung. Es ist wichtig, unter anderem die Zeit mit schrecklichen Nachrichten und sozialen Medien zu beschränken. Auch vor Beurteilung kann man sich über die Kapazitäten des anderen Menschen reflektieren – gibt es vielleicht finanzielle oder andere belastende Gründe, die sein Engagement verhindern? Dabei kann man sich außerdem Gedanken machen, was für Aktivismus einem selbst hilft, ob es alltägliche Entscheidungen oder Engagement in lokalen oder politischen Umweltorganisationen?

Kann eine Person wirklich durch eigene Aktion etwas verändern? Dabei spielt die eigene Mentalität eine große Rolle – sieht man ich selbst als ein kleinen, machtloses Individuum oder als Teil einer großen Masse mit Handlungsmacht? Dabei dient zum Beispiel die Gründerin von Fridays for Future, Greta Thunberg, als Inspiration. Durch wachsendes gesellschaftliches Bewusstsein und durch die zahlreichen Demonstrationen ist die Umwelt nicht mehr von der Politik wegzudenken, und auch in Konsum gibt es immer weitere nachhaltige Optionen. Die Vertreter der positiven Psychologie erwidert der Poetryslammer Jean-Philippe Kindler radikal: ”Sie wollen die Dinge positiv sehen? Das bedeutet, sie wollen die Dinge unverändert lassen.“Du bist einer von vielen!

 

Playlist:

Laleh: It was all for the kids

Marteria: Welt der Wunder

OK Kid: Zuerst war da ein Beat

 

Die Links führen zur Internetseite von Do-no trash Tübingen.


Audio

Die Sendung zum Nachhören

Download (65,81 MB)
Eine_Stimme_aus_der_Menge_04052022.mp3




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