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"Der Himmel über der Grenze"

Lesung und Diskussion mit dem iranischen Autor Said Boluri in Tübingen

Am Freitag, den 17.3. fand im Saal 1 über der Begegnungsstätte Hirsch eine Lesung und Diskussion, organisiert von Solidarität International (SI) e.V., statt.

Zu Gast war Said Boluri, der Anfang der 90er Jahre mit seiner Familie über die Türkei nach Deutschland geflohen ist.

In seinem Buch "Der Himmel über der Grenze" beschreibt Said eine Zeitspanne von den Anfängen der islamischen Revolution über die Jahre der Unterdrückung bis in die heutige Zeit. 1978 geboren, erlebte er vor allem die Jahre der Unterdrückung: sein Vater arbeitet zu Beginn der Revolution beim Militär und seine Mutter ist Lehrerin. Nach der anfänglichen Begeisterung für die Revolution setzen sich seine Eltern immer kritischer mit den Zuständen insbesondere nach der Machtübernahme durch die Mullahs auseinander. Saids Mutter wird mehrfach inhaftiert. Nach mehreren Versuchen gelingt der Familie schließlich die Flucht.

Als Aktivist möchte Said Boluri auf die Zustände im Iran aufmerksam machen. Zusammen mit anderen sammelt er Protokolle von im Iran lebenden Menschen, die an den Protesten direkt oder indirekt beteiligt sind. Damit möchte er aufzeigen, dass es für das iranische Regime umso schwieriger wird die Brutalität und rechtswiedrige Behandlung der iranischen Bevölkerung aufrecht zu erhalten je mehr die brutale Niederwerfung des Protestes in die öffentliche Wahrnehmung gelangt.

In der an die Lesung anschließenden Diskussion machte Said deutlich, dass es sich derzeit um eine feministische Bewegung handelt, die als gesamtgesellschaftliches Phänomen zu betrachten ist. Diese Bewegung wird von vielen iranischen Männern unterstützt. Von Repressalien wie Haft, Verurteilung, Folter und Bestrafung, psychologischer Unterdrucksetzung und Einschüchterung der Familienangehörigen durch die Revolutionsgarden sind alle protestierenden Menschen der iranischen Gesellschaft betroffen. Wichtig war es Said darauf hinzuweisen, dass Deutschland weiterhin gute Beziehungen zur iranischen Führung unterhält, was sich u.a. in einem Wirtschaftsaufkommen in Milliardenhöhe wiederspiegelt. Deutschland ist innerhalb der EU der größte Handelspartner des Iran.

Aus seiner Sicht zeigen die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte jedoch, dass ein Wandel durch Handel nicht möglich ist. Jegliche finanzielle Unterstützung des Regimes führt nur zu seinem Machterhalt und einer anhaltenden Unterdrückung der eigenen Bevölkerung.

Wie so oft muss sich auch die deutsche Gesellschaft selbstkritisch fragen, wieviel uns die Durchsetzung von Menschenrechten weltweit wert ist.


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