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  Politik & Gesellschaft, Musik


Resonanz Con(tra)sens


Beiträge & Artikel

Schlechte Nachrichten: Repression und Räumungen

In der Woche vom 16.1. erreichten uns gleich mehrere schlechte Nachrichten. Neben den Räumungen der Waldbesetzungen in Ulm und in Frankfurt gab es auch noch Hausdurchsuchungen bei Radio Dreyeckland. Hier findet ihr die Beiträge unserer Sendung vom 20.1.

Räumung des Eichi in Ulm

Die Waldbesetzung im Ulmer Eichenwald richtete sich gegen die Errichtung eines provisorischen Bettenhauses der Ulmer Klinik auf einem angrenzenden Waldgebiet. Der Wald, der bisher als Lunge für die Stadt funktioniert, soll dafür gerodet werden. Dabei wäre der Bau des Gebäudes auch auf einem bestehenden Parkplatz möglich.

Die Waldbesetzung Eichi wurde am 16.1. von der Polizei geräumt.

Bei Resonanz Con(tra)sens haben wir am 20.1. Ausschnitte aus einem Radiobeitrag von freefm Ulm gesendet. Unter folgendem Link könnt ihr den Originalbeitrag hören:

Die Räumung des Eichi (AutorInnen: Erik Kasenow, Produktionsdatum: 16.01.2023)

 

Räumung des Fecher in Frankfurt

Die Waldbesetzung im Fechenheimer Wald in Frankfurt/Main richtete sich gegen den Ausbau der A66 im Stadtgebiet. Die besondere Artenvielfalt im Wald wird durch die Rodung des Waldes zerstört. Außerdem ist der Ausbau der Autobahn kein Weg zur Verkehrswende. Die Besetzung im Fechenheimer Wald entstand aus einer langjährigen Bürger:innen-Initiative zusammen mit Klima-Aktivist:innen und Menschen, die im Frankfurter Ballungsgebiet marginalisiert leben.

Die Waldbesetzung Fecher wurde am 18.1. von der Polizei geräumt.

Bei Resonanz Con(tra)sens haben wir am 20.1. Ausschnitte aus den verlinkten Radiobeiträgen gesendet. Unseren 5-minütigen Zusammenschnitt findet ihr unten auf dieser Seite zum Nachhören. Die Originalbeiträge könnt ihr unter folgenden Links hören:

Geplanter Ausbau der A66 bei Frankfurt: Interview zur Besetzung im Fechenheimer Wald
(A-Radio Berlin, Produktionsdatum: 17.01.2023)

Räumung im Fechenheimer Wald (Radio Corax, Produktionsdatum: 18.01.2023)

 

 

Repression gegen Radio Dreyeckland

Am Morgen des 17.1. stand die Polizei bei Radio Dreyeckland in Freiburg. Ganz unten auf dieser Seite findet ihr unseren 5-minütigen Zusammenschnitt zu den Hintergründen und Beurteilungen dieser staatlichen Repression gegen linke Medien.

Unser Beitrag basiert auf folgenen Radiobeiträgen, die ihr unter den Links im Original nachhören könnt:

Ein Link führt zur Razzia: Zur Kriminalisierung von Radio Dreyeckland
(Radio Corax, Tagesaktuelle Redaktion, Produktionsdatum: 18.01.2023)

Radio Dreyeckland Solikundgebung - die Reden
(RDL Freiburg, Produktionsdatum: 19.01.2023)

 

Außerdem im Interview bei der Wüsten Welle: Andreas Reimann, Geschäftsführer von Radio Dreyeckland und einer der beiden Mitarbeiter, deren Wohnung durchsucht wurden, erläutert, warum er die Razzia für unverhältnismäßig hält

Den Beitrag findet ihr hier:
Schwerer Angriff auf Presse- und Rundfunkfreiheit (Wüste Welle, Matzel Xander, Fr, 20.01.2023)

 

 

Wir teilen zudem noch die Pressemitteilung von RDL:

Pressemitteilung von Radio Dreyeckland vom 17.01.2023

Angriff auf die Presse- und Rundfunkfreiheit - Durchsuchungen bei Radio Dreyeckland und Mitarbeitern

Polizei in den Räumen von Radio Dreyeckland

Am Morgen des 17. Januar 2023 kam es zu einer Hausdurchsuchung in den Räumen von Radio Dreyeckland. Die Polizist*innen durchsuchten außerdem die privaten Wohnungen von zwei Mitarbeitern von  Radio Dreyeckland, eines Redakteurs sowie des Verantwortlichen im Sinne des Presserechts für die Website von RDL. Dort wurden mehrere Computer, Mobiltelefone und Datenträger beschlagnahmt. Darauf liegen auch sensible, vom Redaktionsgeheimnis geschützte Daten. Betroffen waren auch Geräte der Lebensgefährtin eines Redakteurs, die ihren Arbeitslaptop mit sensiblen Daten im Homeoffice nutzt. Beschlagnahmungen in den Geschäftsräumen konnten in letzter Minute verhindert werden, als die Beamt*innen sich bereits in den Räumen von Radio Dreyeckland befanden.

Beantragt wurden die Hausdurchsuchungen von der Staatsanwaltschaft Karlsruhe mit dem Vorwurf, dass RDL einen "Verstoß gegen das Vereinigungsverbot gemäß §85 StGB" begangen habe. Den Durchsuchungsbefehl hat eine Richterin erlassen. Anlass dafür sei ein Artikel auf der Website von RDL vom 30.07.2022 (1), der über die Einstellung des Ermittlungsverfahren gegen linksunten.indymedia berichtet. Der Artikel enthält einen Link auf das öffentlich zugängliche Web-Archiv der ehemaligen Plattform. Diese Verlinkung sei, so die Staatsanwaltschaft Karlsruhe, eine unzulässige "Weiterverbreitung" des "verbotenen Vereins linksunten.indymedia". Das Foto einer Freiburger Hauswand, das den Artikel illustriert, stellt für die Staatsanwaltschaft Karlsruhe schließlich den Beleg dar für eine "unterstützende Tendenz", womit Radio Dreyeckland sich mit der Verlinkung zum "Sprachrohr" der "verbotenen Vereinigung" linksunten.indymedia mache. Auf dem Symbolfoto ist ein Graffito zu sehen mit dem Schriftzug "Wir sind alle linksunten" - nicht erwähnt bleibt in der Verfügung die Bildunterschrift im Artikel, in dem der Slogan journalistisch kontextualisiert wird.

Der inkriminierte Artikel ist mit einem Kürzel versehen und die Website von Radio Dreyeckland weist einen Verantwortlichen im Sinne des Presserechts aus. Selbst unter der falschen Annahme, dass die Verlinkung eine Straftat darstelle, gibt es keinen Anlass, eine Hausdurchsuchung zur "Beweissicherung" durchzuführen. Das Gebot der Verhältnismäßigkeit wurde nicht gewahrt, die Freiheit der Presse in ignoranter Weise bedroht.

Das Web-Archiv von linksunten.indymedia ist öffentlich zugänglich, eine Web-Suche bei Google oder anderen Suchmaschinen liefert den Link durchgängig als erstes Suchergebnis und die Adresse ist dieselbe wie die der früheren Plattform. Ein solcher Link in einem journalistischen Artikel ist ein Quellennachweis und mit Sicherheit kein "Verstoß gegen das Vereinigungsverbot", wie die Staatsanwaltschaft argumentiert. Dokumentation und Quellenangaben sind die Grundlage jeder seriösen journalistischen Recherche und Arbeit und dürfen nicht kriminalisiert werden. Radio Dreyeckland ist dabei nicht das einzige Medium mit Verlinkungen auf linksunten.indymedia, eine kurze Recherche liefert eine Vielzahl von derartigen Links. Nicht zuletzt: Ein Presseorgan für die Inhalte verlinkter Seiten in Haftung zu nehmen ist völlig unabhängig von deren Inhalt ein unsäglicher Vorgang. RDL weist wie die meisten Medien eine solche Haftung ausdrücklich zurück, so auch im Impressum der Website.

Dieser Eingriff in die Pressefreiheit ist vollkommen unverhältnismäßig und nicht hinnehmbar. I n einer bereits eingereichten Beschwerde hat Radio Dreyeckland das sofortige Auswertungsverbot aller beschlagnahmten Unterlagen beantragt sowie die sofortige Herausgabe der bei der Durchsuchung beschlagnahmten Geräte und Datenträger.

Die Geschäftsführung von Radio Dreyeckland sagt: "Die Durchsuchungen und Beschlagnahme verletzen in gravierender Weise die Rundfunkfreiheit und den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit. Durchsuchung, Beschlagnahme und Auswertung verstoßen darüber hinaus gegen die aus den Verfassungsgrundsätzen folgenden Bestimmungen der Strafprozessordnung, die einen Schutz der Redaktionsfreiheit gewährleisten."

Im Lauf des Tages hat Radio Dreyeckland bereits viel Solidarität erfahren, wofür wir uns bedanken. Aus der Freiburger Zivilgesellschaft gibt es inzwischen einen Aufruf der "Soligruppe unabhängige Medien Freiburg" zu einer Kundgebung, um diesen Angriff auf die Pressefreiheit öffentlich zu verurteilen, sie soll am morgigen Mittwoch, 18.1. um 17 Uhr am Platz der Alten Synagoge in Freiburg starten.

 

(1) https://rdl.de/beitrag/ermittlungsverfahren-nach-indymedia-linksunten-verbot-wegen-bildung-krimineller

Fabian Kienert
Presse und Öffentlichkeitsarbeit


Audio

Beitrag zur Repression gegen Radio Dreyeckland

Download (6,79 MB)
RDL-gebaut.mp3


Beitrag zur Räumung des Fechenheimer Walds, Frankfurt

Download (7,48 MB)
fecher-gebaut-v2.mp3



Sendetermine

Resonanz Con(tra)sens

20.01.2023 21 Uhr




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