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Wellenreiter


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Blick ins Studio: Kulturforum

Sie sieht so harmlos aus. Und sie hat so eine sanfte, angenehme Stimme. So mancher Matador der lokalen Polit-Arena sah sich dadurch bemüßigt, der hübschen jungen Frau so richtig zu zeigen, was er drauf hat. Und dann muss Gabriele Busse gar nicht mehr ihre sprachliche Kompetenz bemühen, um die Peinlichkeit gar mancher Argumentation zu entblößen.

Dabei ist ihr gar nicht daran gelegen, jemanden vorzuführen oder sprachgewaltig für ihre Ideale zu streiten. „Ich wünsche mir einfach, dass die Hörer ihre eigene Haltung überdenken“, sagt sie.

Forum  Kultur und Gesellschaft hieß die Sendung, die sie sich ab dem Frühjahr 2011 mit zwei anderen Sendungsmachenden teilte. Inzwischen ist daraus das Kulturforum geworden, in dem Gabriele Busse alle 4 Wochen nicht nur über Tierrechte informiert, sondern auch über Musik und Literatur der Region.

Es war das Max-Planck-Institut, das ihrem Leben eine ganz andere Wendung gab als erwartet, damals, als sie erfreut das Angebot annahm, dort ihre Germanistik-Abschlussarbeit über Wahrnehmungsprozesse beim Lesen zu schreiben. Bald jedoch stieß sie auf das Geheimnis der Affenversuche. „Wenn das nicht so verschämt versteckt gehalten worden wäre, wäre ich gar nicht erst so aufmerksam geworden“, erzählt sie. Vor ihrer Erfahrung mit dem Max-Planck-Institut hatte sie sich noch gar nicht für Tierrechte interessiert.

Inzwischen hat sie eine eigene Initiative dafür gegründet – und der Schrecken über die Affenversuche brachte sie zum Radio, zunächst als Gast ins Lokalmagazin, wo sie mit dem Virus des Freien Radios infiziert wurde. Und so kam eines zum anderen: Die Begegnungen mit den Künstlern der Region ermutigten sie, der Kunst auch in ihrem eigenen Leben mehr Platz einzuräumen – auf Comedy-Bühnen und Lesungen bis hin zu den Deutschen Poetry-Slam-Meisterschaften.

Wer sie heute erlebt, ahnt nicht, dass sie ein Handicap hat: als Kind hat sie stark gestottert. Aber als sie schließlich lernte, sich als Stotternde zu akzeptieren, ließ das Stottern nach. Nur mit den „Ws“ hat sie auch heute noch bisweilen Probleme. Dann sagt sie eben: „Dies ist das Freie Radio für die Region Reutlingen, Tübingen und Rottenburg.“

Denn ihre beglückendsten Momente erlebt sie, wenn sie im Studio mit einem Poeten oder Musiker ein ganz persönliches Gespräch unter vier Augen über das Leben und die Kunst führen kann. 

„So etwas,“ sagt sie, „ ist eben nur beim Freien Radio möglich.“ 




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