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Die graue Realität des "grünen" Kapitalismus: Kundgebung gegen Tesla

Das Tesla-Werk in Brandenburg soll zur größten Autofabrik Deutschlands ausgebaut werden. Mitten im Wasserschutzgebiet und unter miserablen Arbeitsbedingungen werden jährlich 250.000 Autos produziert. In Brandenburg gräbt Tesla den Menschen damit das Wasser ab. Weltweit prägt es die Ausbeutung an Menschen und Umwelt. Klimaaktivist:innen werden auch hier in Tübingen aktiv, wo an Batterien für Luxusautos von Porsche gearbeitet wird.

Im Aufruf zur Kundgebung, die am Freitag, 10.5.2024 auf dem Tübinger Holzmarkt stattgefunden hat, heißt es:

Tesla steht für die graue Realität des „grünen“ Kapitalismus. Das E-Auto ist für die Autoindustrie, die in einer Überproduktionskrise steckt, lediglich Mittel zum Zweck: Zum Profit. Ein vermeintlich grünes Produkt wird unter umweltschädlichen und elenden Bedingungen produziert. Für den Betrieb der Autos steht der benötigte Strom in einer Nutzungskonkurrenz: Wollen wir einen Haufen Blech mit meist nur einer Person drin betreiben? Oder nutzen wir nachhaltigen Strom für Mobilität, die allen zugutekommt? Das E-Auto führt auch dazu, dass hunderttausende Menschen in der Autoindustrie ihren Arbeitsplatz verlieren werden. Deswegen müssen wir gemeinsam mit den Beschäftigten kämpfen. Anstatt einer Antriebswende brauchen wir eine Verkehrswende, die von der Abhängigkeit vom Automobil befreit. Damit echter und sozial gerechter Klimaschutz möglich wird – den Konzerninteressen zum Trotz.

Das Tesla-Werk in Brandenburg soll zur so genannten „GIGA-Factory“ ausgebaut und damit die größte Autofabrik Deutschlands werden. Mitten im Wasserschutzgebiet, werden jetzt schon unter miserablen Arbeitsbedingungen jährlich 250.000 Autos produziert. In Brandenburg gräbt Tesla den Menschen damit das Wasser ab. Weltweit prägt es die Ausbeutung an Menschen und Umwelt.

Deswegen finden Anfang Mai dort Aktionstage gegen die Tesla GIGA-Fabrik statt. Wir wollen wir auch hier in Tübingen aktiv werden, wo an Batterien für Luxusautos von Porsche gearbeitet wird. Kommt am 10. Mai um 18.30 Uhr auf den Tübinger Holzmarkt zu unserer Kundgebung mit Straßentheater! Gemeinsam werfen wir einen Blick darauf, wie die Autobosse an ihr Geld kommen. Schluss mit der Autokratie.

Die Kundgebung startete mit einem Straßentheater, in dem der Geschäftsführer der Cellforce Group, Markus Gräf, gemeinsam mit Elon Musk und Volker Wissing den Bau der Porsche-eigenen Batteriefabrik in Kirchentellinsfurt besiegelt - bis die Klimaaktivist:innen ihnen das Anstoßen versauern.

Die Cellforce Group entwickelt Akkus für "automobile Spezialanwendungen" und gehört der Porsche AG, die wiederum Teil des Volkswagen-Konzerns ist. In Kirchentellinsfurt will die Cellforce Group eine Batteriefabrik für Luxusautos bauen - die, wie während der Kundgebung deutlich wird, nur einem kleinen, reichen Teil der Bevölkerung zugute kommen wird und ganz sicher nicht im Sinne der Verkehrswende und der Klimagerechtigkeit entsteht - sondern für den Profit der Konzerne.

Dem setzen aktuell auch Klimaaktivist:innen in Brandenburg etwas entgegen. Schon seit längerem ist ein Waldstück besetzt, das für den dortigen Ausbau der Tesla Giga Factory gerodet werden soll. Während der laufenden Aktionstage gegen Tesla schafften es Aktivist:innen vor Ort, das Werksgelände zu blockieren und den Betriebsablauf zu stören. Auf der Kundgebung wurden solidarische Grüße an die Brandenburger Aktivist:innen ausgesprochen.

In den Redebeiträgen kommen die vielfältigen Auswirkungen des sogenannten "grünen Kapitalismus" zur Sprache: Der Wasserverbrauch der Tesla-Fabrik vor Ort und der Abbau von seltenen Erden im globalen Süden prekarisieren die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort und treiben den Klimawandel voran. Persönliche Eindrücke aus Südamerika werden in der Rede der Informationsstelle Militarisierung (IMI) vermittelt. Politik und Autoindustrie in Deutschland betreiben Greenwashing in allerhöchstem Maße, anstatt die dringend benötigte Verkehrswende voranzutreiben. "Wir brauchen keine Antriebswende, sondern die Verkehrswende!" heißt es bei der Kundgebung. Prekarisierung, Klimasorgen und das herrschende Narrativ bereiten den Nährboden für Faschismus und den Aufstieg der AfD, analysiert die Rednerin des Offenen Treffen gegen Faschismus und Rassismus (OTFR): Kampf gegen Rechts heißt auch Kampf gegen Klimakrise, gegen Krieg und Aufrüstung und für gute Arbeits- und Lebensbedingungen. Entsprechend wird die Notwendigkeit einer gewerkschaftlichen Organisation betont, um diese Ziele sowohl lokal als auch global zu erreichen. Ein Weg dorthin? "Autokonzerne entmachten und enteignen!"

Zum Schluss wurde ein Grußwort von den Klimaaktivist:innen aus der VerkehrsWende-Stadt Wolfsburg abgespielt, in dem die Notwendigkeit von bunten Aktionen und der Vernetzung mit den Arbeiter:innen der Autokonzerne betont wird, um eine sozialökologische Konversion im Verkehrssektor zu erreichen: "System change, not climate change!"

Die Teilnehmer:innen der Kundgebung brachen danach zu einer kurzen Spontandemo Richtung Karlstraße auf. Dabei brachten sie ihren Protest unter anderem durch folgende Parolen zum Ausdruck:

Es gibt keinen grünen Kapitalismus!

Autokonzerne entmachten und enteignen!

Kampf auf der Straße, Streik im Betrieb - das ist unsere Antwort auf eure Polititk!

Tesla, Daimler, Deutsche Bank - der Hauptfeind steht im eigenen Land.

 

Hier findet ihr alle Redebeiträge der Kundgebung gegen Tesla am 10.5.2024 zum Nachhören.

1. Straßentheater und eine kurze einführende Rede

2. Kurzer Bericht von den Aktionstagen in Brandenburg, gefolgt von der Rede der IMI über die Auswirkungen von Klimawandel und Abbau von seltenen Erden im globalen Süden

3. Einführung und Rede des OTFR über die Notwendigkeit der gewerkschaftlichen Vernetzung und das Entgegensetzen sozialökologischer Perspektiven gegen rechte Strukturen

4. Grußwort aus Wolfsburg mit dem Aufruf zu einer sozialökologischen Konversion bestehender Fabriken

Zuletzt lädt die Gruppe TO AKT (Tübinger offenes antikapitalistisches Klimatreffen) zu ihren öffentlichen Treffen jeden 2. und 4. Donnerstag im Monat um 19 Uhr im Linken Laden Trude Lutz (Münzgasse 4) ein. Auf deren Homepage finden sich auch jede Menge Links und informative Materialien.

 


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Sendetermine

Resonanz Con(tra)sens

10.05.2024 21 Uhr




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