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Chaos auf der Insel

Ziemlich chaotisch geht’s auch bei unserem englischen Nachbarn zu. Die schottische Nationalpartei gewinnt immer mehr an Zuspruch und die Bindung zur Europäischen Union schwächelt zusehends. Was ist los mit GB?



Chaos Großbritannien!

Was ist los mit unseren Englischen Nachbarn?

Schottland wendet sich ab und eine ganze Anti EU - Bewegung rumort im Lande. Hat den irgendjemand einen Überblick?

Schon der Eintritt in die europäische Union glich eher einem widerwilligen Ja. Der offizielle Eintritt in den Vorläufer der EU, die EG, kam zu keinem schlechteren Zeitpunkt als 1973, wo die  wirtschaftlichen Wachstumskräfte ihre Wirkung bereits verloren hatten und die EG-Länder sich mit den Auswirkungen des weltweiten Ölschocks konfrontiert sahen. EG Kritiker sahen sich indem bestätigt, die EG Beitritt bringe keine Vorteile. Hauptargument, die Sorge um die eigene Souveränität bei Entscheidungen über zentrale Anliegen der britischen Politik, durch Übertragung von Zuständigkeiten auf die Institutionen der EU ausgehöhlt werden könnten.

Warum ist GB dennoch in der EU ?

Nun ja, die wirtschaftlichen Schäden und Verschuldungen nach dem 2 Weltkrieg lasteten schwer. Nicht zu vergessen, drängte der Kalte Krieg dazu eine starke westliche Gemeinschaft zu bilden, um als großer Konkurrent gegen kommunistischen Osten aufzutreten.

Und heute?

Das vielleicht größte Problem liegt in der Unwissenheit der Bevölkerung.  Das eigene Wissen über die EU ist marginal und das Vertrauen in die eigenen öffentlichen Zeitungen angeknackst wenn es um die Thematik Europa geht. Allgemein sieht die Beziehung nicht rosig aus.

Unter anderem spielen Schottland und Wales immer größere Rollen was das ganze Politikum in GB betrifft. Falls die Engländer sich entscheiden, aus der EU auszutreten,so die Schotten, dann treten sie aus dem Vereinigten Königreich aus und wechseln sozusagen in die Union.

Der Blick in die Zukunft verrät: Nicht nur über 60 Prozent der konservativen Wähler würden bei einem Referendum über die EU für den Austritt stimmen, auch die Mehrheit der Labour-Wähler. Insgesamt 56 Prozent der Briten wollen raus aus der EU. Das ist die traurige Wahrheit. Was unsere Beziehung zu GB betrifft. Ohne Zweifel werden wir gute Nachbarn bleiben, aber das große Potenzial, das in dem bilateralen Verhältnis steckt, wird sich erst entwickeln können, wenn sich die europapolitischen Vorstellungen annähern. Davon ist auf absehbare Zeit nicht auszugehen. 

Ein weitere harte Nuss sind die Schotten

Alleine über 300 Jahre haben sich Schottland und England zusammentun können. Bis 1707 waren beide Staaten noch unabhängig, fielen dann zu einer Union zusammen, als Königin  Elisabeths I verstarb und als Thronfolger König James VI. von Schottland durch Verwandtschaftsfolge auch König von England wurde. 1707 beschlossen beide Parlamente mit dem "Act of Union" den Zusammenschluss Englands und Schottlands mit einem gemeinsamen Parlament in London. 

Für eine Trennung Schottlands von GB sprechen die zahlreichen Kompetenzen, die sie in ihrer Eigenständigkeit erworben haben. Aktuell ist die schottische Regierung für die Gesundheits-, Bildungs-, Justiz-, Verkehrs- und Landwirtschaftspolitik sowie für den sozialen Wohnungsbau zuständig. In der Hoheit der britischen Regierung liegen die Sozial-, Verteidigungs-, Außen- und Sicherheitspolitik, alle das Königreich betreffende Verfassungsfragen sowie die meisten Kompetenzen in der Steuerpolitik.

Dagegen sprechen große Name wie Alistair Darling, von der schottischen Labour Party, er warnt vor der ungewissen Zukunft eines eigenständigen Schottlands.

Ein wichtiger Streitpunkt waren die Ölvorkommen vor Schottlands Küste: Die Gegner der Unabhängigkeit hatten gewarnt, diese könnten schneller zur Neige gehen als gedacht und seien teuer auszubeuten. Die Befürworter wollten dagegen die Verfügungsgewalt eines unabhängigen Schottlands über die Öl-Einnahmen zur Finanzierung eines Wohlfahrtsstaates nach skandinavischem Vorbild nutzen. 

Was wären die Folgen für die EU?

Großbritannien bliebe auch ohne Schottland erst einmal EU-Mitglied. Doch langfristig könnte die Abspaltung einen Austritt der Briten aus der Union bewirken, denn die Schotten sind EU-freundlicher als die Engländer. Auch schauen europäische Bevölkerungsgruppen, die selbst gerne unabhängig wären, nun gespannt nach Edinburgh, etwa die Katalanen in Spanien oder die Korsen in Frankreich. Deren nationale Bewegungen könnten Auftrieb bekommen.

Die Zukunft der EU wird sicher keine leichte sein...

 

 


Audio

Zweiter Teil

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