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Tübinger Islamgespräche :: Islam und Genderkategorien

Islam und Genderkategorien Part 1 lautete das Thema der digitalen Vortragsrunde der TübIs - Tübinger Islamgespräche im November. Die Referentin Asli Kücük

In der Veranstaltung der Tübinger Islamgespräche (TübIs) wird zunächst auf den Begriff „Gender“ eingegenagen. Dieser sei mittlerweile in den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen vorzufinden und stamme ursprünglich aus der Linguistik.  Ageleiteitet sei er aus dem lateinischen ‚Genus‘, was für Geschlecht steht und die Geschlechterrollen (männlich, weiblich und sächlich) umfasst. Im wissenschaftlichen Kontext bezeichnet „gender“ das "Soziale Geschlecht", in Abgrenzung zu „sex“, welches das biologische Geschlecht bezeichnet.

Stellt man sich das ungleiche Machtverhältnis wie eine Wippe vor lasse sich sagen, dass global betrachtet die Frauen auf der unteren Seite der Wippe sitzen, häufig bereits Erfahrungen mit Diskriminierung machen mussten und benachteiligt sind. Da diese beiden Gruppen in einem ungleichen Machtverhältnis stehen, werden gesellschaftliche Normen in den meisten Fällen von der Dominanzkultur gesetzt. Durch die fehlende Teilhabe die bis zur Diskriminierung oder Unterdrückung reicht, kann sich die deprivilegierte Gruppe ohnmächtig fühlen. 

Asli Kücük erklärt, im 8. Jahrhundert habe die Reform, im Bereich des Familien-, Ehe- und Scheidungsrechts, die Rechte der Frauen in revolutionärer Form verbessert. So war es einer freien, „zurechnungsfähigen“ Frau möglich sich selbst zu verheiraten aber auch scheiden zu lassen. Dennoch lässt sich sagen, dass die Männer nach wie vor größere Entscheidungsfreiheiten genossen, wenn beispielsweise eine Frau nicht ihrem Stande gerecht heiratete, so stand ihrem nächsten männlichen Verwandten ein Einspruchsrecht zu. Problematisch sei Kücük zufolge jedoch, dass diese aus dem 8. Jahrhundert stammenden Normen danach kaum weiterentwickelt wurden. Diese Regelungen stammen demnach aus einer Zeit, in der Frauen in der Öffentlichkeit kaum sichtbar waren und alleinerziehende Mütter und eine Kernfamilie nicht existierten, von elektronischen Kommunikationsmitteln ganz zu schweigen. Da diese Phänomene heutzutage den Alltag bestimmen, sei problematisch, dass davon ausgegangen werde, dass diese Ansichten unhinterfragt die Gegenwart bestimmen könnten.

Für die Rolle der Frau, seien drei Grundeigenschaften im Islam maßgeblich.  Zum einen sei das die Gehorsamkeit gegenüber Gott, Gottes Wort, dem Mann oder den männlichen Familiären Oberhäuptern, zudem die Reinhaltung und Zurückhaltung im Umgang mit dem anderen Geschlecht und die Mutterschaft. Allerdings lässt sich sagen, dass es nicht „die“ Rolle in „dem“ Islam gibt, sondern sich das im Hinblick auf Herkunft, Religion, Bildung, Zuwanderung, Fluchtgeschichte oder anderen Merkmalen unterscheidet. 

Gibt es im Islam eine bestimmte Rolle des Mannes? Grundsätzlich, merkt Kücük an, sei dieser Bereich relativ unerforscht. Laut der Encyclopedia of Islam sei muslimische Männlichkeit bestimmt durch religiöse Normen, dem Vorbild des Propheten und ethische und gesellschaftliche Diskurse. So werden Ideale Männer, wie Mohammed, zum einen als Heroische Krieger dargestellt, aber auch als führsorglich und weise beschrieben. 

Im Hinblick auf die Genderkategorien im Islam lässt sich zusammenfassend sagen, dass diese nicht eindeutig definiert sind, sondern sich  nach Herkunft, Kultur, Tradition, Politik, Religiosität, Bildung, Zuwanderungs- und Fluchtgeschichte und vielem mehr unterscheiden.

Bei der anschließenden Diskussion wird deutlich, dass in der Gesellschaft noch immer Klischees und Pauschalisierungen über den Islam vorherrschen. Kücük erklärt es gäbe nicht „den Islam“ und dieser sei, wie jede andere Religion, Interpretationssache. Erkan, ebenfalls von Tübinger Islamgespräche ergänzt, problematisch sei vorallem der Verallgemeinernde Blick. man dürfe nicht aus den Augen verlieren, dass der Islam eine Religion sei und diese gelte es von Personen muslimischen Glaubens zu differenzieren. Es gäbe zwar Probleme, diese, das habe die BAMF-Studie gezeigt, würden von sozioökonomischen Gegebenheiten abhängen. Demnach brauche es einen viel holistischeren Blick, der alle Faktoren in Betracht zieht.


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