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Eine Stimme aus der Menge


Beiträge & Artikel

Eine Stimme aus der Menge: Multikulturelle Romanempfehlungen

In der vierten Sendung von Einer Stimme aus der Menge am 12.1. gab es Bücherempfehlungen mit dem kulturellen und multikulturellen Aspekt. Alle Romane sind auf ihre Weise selbstermächtigend. In ihnen ging es um Liebe und Tod, um Diskriminierung und Aktivismus, um strenge Normen und eigene Identität, um Chaos und Hoffnung.

Sara Hylton: The Talisman of Set/ Der Talisman von Set (1984)

Der Roman ist eine Mischung von Unterhaltung, Romantik, historischer Fiktion und Mystery. Er spielt in den 1920er Jahren und erzählt von Kathryn, die anfängt, von einer ägyptischen Prinzessin Tuia zu träumen, die ein schlimmes Schicksal erlebt. Dabei merkt Kathryn, dass ihr eigenes Leben eine ähnliche Wende nimmt. Nur der Job als Archäologin in Ägypten kann ihr möglicherweise erklären, ob sie im früheren Leben die Prinzessin gewesen ist.

Das Buch zeigt Ägypten sowohl in der Antike als auch in den 20er Jahren auf eine sehr poetische Weise. Es erweckt die Sehnsucht nach Ägypten, zu seinen Ruinen, Städten und Wüsten. Man kann streiten, ob das Buch Ägypten exotisiert und die Einwohner beurteilt, aber es zeigt auch Verständnis für verschiedene Glauben. Es behandelt philosophisch die Frage der Wiedergeburt, aber am Ende gibt es nur Vermutungen.

 

Sufjan Stevens: Mystery of Love

 

Sara Farizan: If you could be mine (2013)

Der Roman erzählt von zwei besten Freundinnen in Iran, Sahar und Nasrin, die heimlich ineinander verliebt sind. Allerdings ist Homosexualität in Iran verboten, und wenn Nasrins Familie ankündigt, dass sie einen Mann für Nasrin gefunden haben, muss Sahar schnell eine Lösung finden. In Iran sind geschlechtsangleichende Operationen erlaubt, könnte Sahar als ein transgeschlechtlicher Mann Nasrin verheiraten? 

Der Roman gibt Hoffnung für sexuelle Minderheiten in Iran, da er auch die Netzwerke und die Handlungsmacht der queeren Menschen zeigt. Allerdings zeigt es auch, wie Homosexualität dort komplett Taboo ist. Transgeschlechtliche Menschen dürfen sich zwar operieren lassen, aber die Operationen sind nicht unproblematisch und auch danach erfahren sie viel Diskriminierung. Auch die Beziehung zwischen Sahar und Nasrin wird realistisch dargestellt, und das Ende ist gleichzeitig glaubwürdig und hoffnungsvoll.

 

Kristina Aamand: Wenn Worte meine Waffe wären (2016)

Sheherazade trifft im Krankenhaus ein Mädchen, Thea, und verliebt sich in sie. Allerdings in ihrer muslimischen Gemeinschaft bedeutet Homosexualität haraam, eine Sünde. In der Schule dagegen wird Sheherazade mit rassistischen Stereotypen konfrontierten. Wie schafft sie es, zwischen den strengen Regeln von Zuhause und ihrem wahren Selbst zu balanzieren?

Das Buch stellt sehr gut dar, wie es z.B in religiösen Gemeinschaften eine Struktur vom Schweigen gibt, da die Familien Angst vor Gesichtsverlust und Scham haben. Das äußerliche Gesicht der Gemeinschaft ist wichtiger als die Individuen. Wegen des sensiblen Themas ist es wichtig, dass die Autorin auch selbst einen ähnlichen ethnischen Hintergrund hat. Auch die Zwiespalt in Sheherazades Leben zwischen ihrer Familiennormen und ihr selbst wird hautnah beschrieben. Am Ende findet sie doch ihre eigene Stimme.

 

Naomi Scott: Speechless (Aladdin)

 

Becky Albertalli & Aisha Saeed: Yes no maybe so (2020)

In diesem Jugendroman geht es um Aktivismus gegen Rassismus und Antisemitismus. Eigentlich sind Jamie und Maya ganz anders: Jamie ist schüchtern aber träumt davon, etwas verändern zu können. Maya ist selbstbewusster aber hasst Veränderungen. Da sie als minderjährige nicht wählen können, fangen sie an, von Tür zu Tür zu gehen und Leute zu überzeugen, in den Lokalwahlen von Atlanta wählen zu gehen. Dazu machen sie andere auch aufmerksam über einen möglichen Kopftuchverbot. Und dabei lernen sie einander besser kennen.

Im Roman wird Alltagsrassismus realistisch dargestellt, aber auch der Aktivismus dagegen. Auch Religion im Alltag wird auf eine schöne Art präsentiert, da Jamie jüdisch und Maya muslimisch ist. Interessanterweise widerspiegeln die Ereignisse wirkliche Lokalwahlen in Atlanta, in denen auch die Autorinnen selbst auf eine gleiche Weise wie Jamie und Maya aktiv waren. Das Buch ruft zum Aktivismus und Veränderung auf!

 

Khaled Hosseini: A thousand splendid suns/ Tausend strahlende Sonnen (2007)

Mariam wächst auf dem Land auf, Laila in Kabul. Mariams Mutter bringt ihr bei, wie Frauen immer unter der Macht von Männern leiden müssen. Laila wird dagegen von ihrem Vater unterstützt und träumt vom Studium. Alles verändert sich bei ihr, wenn Taliban Afghanistan erobert. Mariam und Laila lernen sich kennen, als sie beide einen streng religiösen Mann, Rasheed, verheiraten müssen. Zwischen ihnen entwickelt sich langsam eine tiefe Verbindung, die nie zerbrochen werden kann.

Das Buch erzählt deutlich die Geschichte von Afghanistan von den 1950er Jahren bis zum Anfang der 2000er Jahre. Jede Zeitperiode ist auf seine eigene Art grausam für die normalen Menschen und dabei besonders für die Frauen. Trotzdem zeigt es auch die Schönheit des Landes und den Mut der Menschen, die nicht aufgeben. Mit der Zeit wachsen beide Mariam und Laila zu Frauen, die zurückkämpfen, wenn der Moment es verlangt. 

 

 Laleh: Ett Slag

 

Sometimes you need to go far to see what’s near. Diskussionen über Kulturen und Menschenleben aus ethnologischer Perspektive, Nachsinnen über Kultur und Unterhaltung, Grübeln über gesellschaftliche Themen und tiefere Überlegungen über die Kompliziertheit und Einzigartigkeit des Lebens.


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Die Sendung zum Nachhören

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