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Stadt der Diebe :: Das neue Album von Klaus Zeh & Adeline

Das Künstlerduo berichtet anlässlich seines neuen Albums, übers Lieder schreiben, über Lyrik und über das intensive Gefühl, das beim Musik machen, auftaucht

Adeline bezeichnet sich als Künstlerin und Musikerin. Außerdem malt sie und schreibt Gedichte, die sie in Gedichtbänden veröffentlicht. Auch wenn das merkwürdig klingt, Adeline hatte vor ihrer Liedermacher_innenlaufbahn, keine Gesangskarriere vorzuweisen. Zwar singt sie seitdem sie auf dieser Welt ist, aber sie war sich nie sicher, ob ihre Stimme Menschen berühren könnte. Um die Angst und Scham vor Auftritten zu überwinden, hat sie jemanden gebraucht, der ihre Begabung sieht und sie bestärkt. Diese Ermutigung fand sie bei Klaus, ihrem Bandkollegen.

Klaus ist Autor, Musiker und Liedermacher. Er feiert bald sein 35jähriges Bühnenjubiläum, davon war er 15 Jahre solo unterwegs. Seine Lesungen sind ein Genuss und klingen laut Adeline fantastisch. Mit einem Kumpel moderierte Klaus acht Jahre lang die Sendung „Jazz Welle“ bei der Wüsten Welle. Während einer achtjährigen Bühnenabstinenz entwickelte sich Klaus zum Schriftsteller. Seine Liebe zur Literatur hat er als sechs jähriger Junge erkannt, als er regelmäßig in die Bücherei ging und Bücher und Kassetten auslieh - das erste Buch hieß "Hui Buh" und die erste Kassette enthielt Aufnahmen von Mozart und Beethoven. Mit 16 Jahren entdeckte Klaus seine Leidenschaft für das Schreiben. Erste Werke wurden im Reutlinger Generalanzeiger veröffentlicht. Als er erkannte, dass er auch gut singen kann, startete er mit 22 Jahren seine Liedermacherlaufbahn, indem er sich nach einem Buch von Peter Brosch Gitarre spielen beibrachte. 15 Jahre lang war er mit seinem musikliterarischen Irlandprogramm in Deutschland unterwegs. Auf mehreren Irlandreisen hat er dafür Songs in Pubs gesammelt, Folk gehört und Platten gekauft.

Das Künstlerduo hat sich vor einigen Jahren gefunden und ist seitdem gemeinsam unterwegs. Adeline machte den ersten Schritt auf Klaus zu und witterte ihre Chance. Sie blieb hartnäckig. Irgendwann musizierten beide miteinander und spielten gemeinsam Lieder aus einem Folkbuch. Sie merkten, dass sie harmonierten und zueinander passten. Die ersten Songs entstanden und Auftritte folgten. Adeline, die kein Lampenfieber kennt, war von den ersten Auftritten sehr geflasht. Von Fans und Zuhörer_innen wurde sie für ihren Ausdruck gelobt. Klaus gönnt ihr diesen Erfolg. Für ihn ist es ein Geschenk, mit seiner Bandkollegin Musik zu machen.

Die Songs auf dem neuen Album "Stadt der Diebe" tragen den Zusatz „live in Tübingen“. Das bedeutet in diesem Fall, dass alle Tonspuren gleichzeitig aufgenommen worden sind. So kam es zu einer Verschmelzung der Stimmen und des instrumentellen Teils. Das Künstlerduo spürt sich bei diesen Aufnahmen extrem gut und sie fühlen sich gut aufeinander abgestimmt. Liveaufnahmen sind für Adeline magisch. Entstehende Gefühle werden intensiviert und gesteigert durch das gemeinsame Spielen zur gleichen Zeit. Gänsehautfeeling entstehe. Die Songs schreiben beide Künstler im Regelfall unabhängig voneinander. Das Arrangement gestalten sie gemeinsamen und so kommt alles rein, was reinkommen will. Einige Songs entstanden auch beim Proben. Ihr zuerst skeptischer Produzent zeigte sich von den "Live"-Aufnahmen begeistert. Adeline und Klaus brauchten nur zwei Takes zur Fertigstellung der CD. 

Auf dem neuen Album sind abwechselnd Lieder und Gedichte zu hören. Eine Form der Plattenaufnahme, die schon frühere Musiker_innen wählten. Adeline nennt Simon & Garfunkel, Van Morisson oder Bettina Wegner, bei der sich Lieder und Gedichte nicht voneinander unterscheiden ließen. Lieder sind Poesie, stellt Adeline fest. Gedichte spielen in der Bandgeschichte eine wichtige Rolle. Sowohl Klaus, als auch Adeline schreiben Lyrik. In Gedichtform ließe sich etwas gebündelt loswerden. Das erste Buch von Klaus war ein Gedichtband. Das Künstlerduo rezitiert die eigene Lyrik auch auf der Bühne, beispielsweise innerhalb der Programmreihe „Songs und Poesie". Gerade erschien auch ein neuer Gedichtband von Adeline. Adeline weist darauf hin, dass vor allem junge Leute wieder Lyrik lesen würden.

Wichtig ist dem Künstlerduo auch die Auseinandersetzung mit Sexualisierter Gewalt und Missbrauch. Auf dem Album "Stadt der Diebe" ist auch davon etwas zu hören. Adeline und Klaus wollen ihr Publikum aufrütteln und sich gegen Zwangsprostitution, die in Deutschland unter dem Deckmantel der Legalität stattfindet, aussprechen. 

Im Café Mieze in Dettenhausen spielte die Band kürzlich eines ihrer kleinen Konzerte. 40 bis 50 Auftritte hat das Künstlerduo pro Jahr. Dazwischen gibt es Bandtage und Bürotage. Die beiden haben kein Management. Sie aquirieren selbst wie die Weltmeister und Adeline, die nie einen Bürojob wollte, gestaltet seit einiger Zeit Bücher und Flyer, schreibt Mails und Rundbriefe und kümmert sich um die Homepage. Klaus dagegen organisiert Auftritte.

Seinen größten Auftritt hatte Klaus in Kandern im Schwarzwald. Beeindruckender fand er jedoch einen Gig in Irland Ballina Westküste. Dort war die Band in der City Hall Headliner. Adeline blieb ein Konzert im Sudhaus auf der Weltfrauenkonferenz in Erinnerung. Sie durften dort nur 15 Minuten spielen, konnten das Publikum jedoch verzaubern und in ihren Bann ziehen.

 


Audio

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KlausZeh-Adeline.mp3



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