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Tübinger Sommertheater 2023 :: "Irrlichter. Ein Sommernachtstrauma"

Im Interview im Lokalmagazin waren die Verantwortlichen für die Inszenierung des diesjährigen Tübinger Sommertheaters.

Das Tübinger Sommertheater ist seit mehreren Jahren eine feste Instanz in Tübingen. Das Landestheater wechselt sich dabei mit dem Zimmertheater und dem Theater Lindenhof ab, jedes Jahr wird das Stück einem anderen Theater ausgerichtet und inszeniert. Der Gedanke dabei ist, Theater mal anders zu machen: Open Air, mit mehr Plätzen für das Publikum und Theatermachen in einer Zeit, in der andere Theater schon in der Sommerpause sind.

Dieses Jahr findet das Sommertheater vom 1. bis zum 30. Juli auf einem Parkplatz hinter dem Schlachthausgelände statt und wird erstmals vom Zimmertheater des ITZ ausgerichtet. Wir haben mit den Hauptverantwortlichen für das diesjährige Stück gesprochen: der Regisseurin Magdalena Schönfeld, der Dramaturgin Jana Gmelin und dem Kostüm- und Bühnenbildner Gregor Sturm. Dabei ist Magdalena ganz nah an den Schauspieler*innen in allen Proben, während Jana eher als "erste kritische Zuschauerin" fungiert und eine gewisse Distanz aufrechterhält. Aber das Team steht in allen Fragen in permanentem engen Austausch.

Die Ausrichtung ist eine Herausforderung für das kleine Team, das im Theater sonst immer maximal halb so viele Zuschauer*innen hat. Auch bei der Beleuchtungstechnik und dem Bühnenbild musste sich das Team teilweise umstellen. Gerade diese Abwechslung ist aber auch das Reizvolle an dem Projekt, sagt Gregor.

Bereits seit mehreren Monaten laufen die Planungen, im Mai haben die szenischen Proben begonnen. Das diesjährige Sommertheaterstück heißt "Irrlichter. Ein Sommernachtstrauma" und ist frei angelehnt an William Shakespeares "Ein Sommernachtstraum". Das Stück stammt aus der Feder der Autorin Hannah Zufall, einer renommierten Theaterautorin, deren Zusammenarbeit mit dem Team des Zimmertheaters als sehr produktiv und angenehm empfunden wurde.

Die Idee hinter der Anlehnung an "Ein Sommernachtstraum" kam aus der engen Verbindung von Mensch und Natur bei Shakespeares Komödie, ein Motiv, dass das Team aufgreifen wollte. Was passiere eigentlich, wenn der Mensch einmal nicht mehr in der Hauptrolle sei, fragt sich Jana im Interview, wenn die Rollen vertauscht würden und die Natür übernehme? Die Naturromantik in "Ein Sommernachtstraum" wird in "Irrlichter. Ein Sommernachtstrauma" neu aufgerollt und es stellt sich die Frage: Was ist Naturromantik eigentlich heute noch? Dabei werden Figuren aus "Ein Sommernachtstraum" frei verändert, teilweise beibehalten, teilweise gestrichen. Statt eines Liebeszaubers breitet sich ein Bakterium aus und bewirkt Wesensveränderungen bei den Figuren- z.B. in ihrem Verhältnis zur Natur. Ein breites Vorwissen über Shakespeares Bühnenstücke ist dabei nicht notwendig.

Streng entgegen diesem romantisch verklärten Bild von Natur und Mensch steht das Bühnnenbild, das Gregor Sturm in der eher düsteren und verwucherten Kulisse des Schlachthausgeländes entworfen hat. Zwar ist das Waldmotiv noch erkennbar, allerdings wird dieses stark unterbrochen durch das Bild eines Platzes, auf dem jede Menge Schrott lagert. So befinden sich auf dem Platz zwei alte Autos, ein ausrangierter Stocherkahn, ein Überseecontainer und alte Topfpflanzen, die Tübinger*innen vorbeibringen können. All das soll vor allem die Globalisierung, den Konsum und die Vermüllung zeigen, die mit Ursachen für die Klimakrise sind. Diese schwebt als Motiv über dem ganzen Stück. Doch trotz des Titels und der Schwere des Themas Klimakrise ist das Stück vor allem auch zum Lachen und Genießen da, sagen unsere Interviewgäste. Ein "leichtes Stück mit ernsten Themen", fassen sie zusammen.

Für Theatereinsteiger*innen ist das Tübinger Sommertheater optimal. Die Sprache ist leicht, die Atmosphäre offen und sommerlich und die Besucher*innen werden zum Beispiel mit einem Foodtruck und einem Erfrischungsbereich in ihrem Genuss unterstützt.


Audio

Download (61,8 MB)
Interview_Tuebinger_Sommertheater.mp3



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