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Drogenhilfe Tübingen :: Kontaktladen Janus

Dirk Seemüller berichtet im Interview über seine Arbeit im Kontaktladen Janus, einer niederschwelligen Einrichtung für Drogenkonsument_innen.

Von außen sieht der Kontaktladen Janus in der Kelternstraße 30 eher unscheinbar aus. Würde sich nicht seitlich des Ladens ein Spritzenautomat befinden, könnte man meinen, es handelt sich dabei lediglich um ein kleines Café. Ein Café ist der Kontaktladen unter anderem auch, doch eben noch mehr als das.

Die niederschwellige Einrichtung richtet sich an Abhängige harter, illegaler Drogen. Hier können sie zu den Öffnungszeiten verschiedene Unterstützungsangebote wahrnehmen oder auch einfach nur auf einen Café für wenig Geld und ein nettes Gespräch vorbeikommen, unabhängig vom aktuellen Bewusstseinszustand.

Die Angebote des Kontaktladens umfassen zum einen Angebote rund rum das körperliche Wohl der Klient_innen. Sie können dort ihre Wäsche waschen, duschen, eine einfache Wundversorgung bekommen und kostenlos Safer-Use Materialien erhalten. Darunter zählen Utensilien wie etwa saubere Spritzen, die die Konsument_innen zum möglichst schadensreduzierten Substanzkonsum benötigen. Zum anderen bietet der Kontaktladen Unterstützungen bei bürokratischen Angelegenheiten, wie etwa Anträgen beim Jobcenter.

Desweiteren wird in den Räumlichkeiten stets versucht "eine Atmosphäre zu schaffen, die gewaltfrei, wertschätzend und akzeptierend ist", so Dirk Seemüller. Dabei gehe es vor allem darum, dass das Leben der Menschen wieder mehr Raum bekommt, ohne stigmatisiert zu werden. Humor und gemeinsames Lachen spiele dabei eine sehr große Rolle: "Wenn ich mit jemandem mehrmals herzhaft gelacht habe, gehe ich ein deutlich geringeres Risiko ein, dass mir derjenige eine aufs Maul haut!", scherzt Dirk. Außerdem wird ressourcenorientiert gearbeitet. Das heißt, nicht auf das zu schauen, was die Klient_innen nicht hinbekommen haben, sondern die Stärken und das Potenzial der Menschen zu erkennen und zu fördern.

Während der 16 Jahre, in denen Dirk im Kontaktladen Janus arbeitet, seien geschätzt schon 70 Klient_innen an den Folgen ihres Drogenkonsums verstorben. Davon weit über die Hälfte an den Spätfolgen von Alkohol. Einen richtigen Umgang damit habe Dirk bisher aber noch nicht gefunden, allerdings ist der 21. Juli, der Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher_innen dabei eine große Hilfe. Gemeinsam mit der Aidshilfe wird an jenem Tag eine Gedenkveranstaltung auf dem Tübinger Sternplatz organisiert.

 

 

 

 


Audio

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Dirk_Seemueller_Kontaktladen_Janus_Interview.mp3





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