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Studienaufenthalt in Taiwan

Sanni Marttinen berichtet im Interview über ihren Studienaufenthalt in Taiwan, ihre Gründe für den Aufenthalt und wie sie das Land und seine Menschen erlebt hat.

Sanni kann man auch aus der Wüsten Welle kennen, sie hat dort ihre eigene Sendung "Eine Stimme aus der Menge". Eine Weile musste diese aber pausieren, denn Sanni war weg: Bei einem Mobilitätssemester in Taiwan, das sie im Rahmen ihres Sinologie- und Ethnologie-Studiums absolviert hat. Dabei war sie bereits in China, hat Taiwan aber im Vergleich als deutlich progressiver, toleranter und offener erlebt, vor allem im Hinblick auf Zensur und LQBTQ+-Rechte.

Die Spannung um den drohenden Konflikt zwischen China und Taiwan hat Sanni nicht signifikant mehr miterlebt als zuhause in Europa. Die Menschen hätten wenig über das Thema gesprochen und sich lieber auf den Alltag fokussiert. Ein sensibles Thema sei es aber allemal.

Dagegen waren die Corona-Maßnahmen deutlich strenger als in Europa: Eine Quarantäne musste nach dem Ankommen eingehalten werden. Bars und Clubs hatten zwar wie in Deutschland geöffnet, allerdings herrschte überall Maskenpflicht, eine ganze Zeit lang sogar draußen.

Das Essen hat Sanni als vielseitig, herzhaft, aber auch fleischlastig erlebt. Dabei kam sie auch nicht darum herum, mal den typisch taiwanesischen "stinky tofu" zu probieren. Obowhl sie Taipeh als sehr grau empfunden hat, konnte sie Rückzugsorte finden und hat die Stadt auch mal im Sonnenuntergang in Lila getaucht gesehen.

Die Menschen in Taiwan zeigten sich gastfreundlich und großzügig, nicht selten kam es vor, dass Sanni spontan irgendwo zum Essen eingeladen wurde. Außerdem erlebte sie die Kultur dort als noch immer sehr von Tempeln und heiligen Städten geprägt, und auch die Familie spielt im kollektivistischen Land eine große Rolle.

Wenn es um LGBTQ-Rechte geht, könenn sich andere Länder einiges von Taiwan abschauen: Obwohl es natürlich noch Handlungsbedarf gibt und nach Sannis Empfinden vor allem männlicher Homosexualität durch traditionelle Geschlechterrollen aktive Teilnahme und Sichtbarkeit zugeschrieben wird, bei anderen LGBTQ-Themen aber noch viel zu tun ist, ist immerhin die gleichgeschlechtliche Ehe in Taiwan legal. Sogar progressive feministische taiwanesische Serien und Filme hat Sanni während ihres Aufenthalts entdeckt.

Beim Thema Klimaschutz gibt es in Taiwan vergleichbare Ansätze wie in Europa (z.B. das Prinzip von Recups), allerdings sieht Sanni noch Ausbaupotential, Sensibilität sei vor allem im studentischen Milieu vorhanden. Da To Go sehr beliebt ist in Taiwan, wird auch nach wie vor sehr viel Plastik benutzt.

Zurück kam Sanni reich an Erfahrungen und mit einer deutlich verbesserten Sprachkenntnis. Außerdem mitgenommen hat sie eine große Portion Selbstbewusstsein und neue Freunde. Ihr Fazit: Menschen sind gar nicht so verschieden, wie man glaubt, egal, wie weit sie geographisch voneinander entfernt leben.


Audio

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Interview_Sanni_Marttinen_kurz.mp3


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Interview_Sanni_Marttinen_lang.mp3





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