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LTT :: Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui
"Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui" ist ein von Bertolt Brecht geschriebenes Theaterstück aus dem Jahre 1941. Bertold Brecht transferierte darin den Aufstieg Hitlers sinnbildlich in eine "Gangster-Story", wobei auch die Figuren aus dem Stück Anlehnungen an Personen aus dem NS-Regime sind. In der Neuinszenierung des Stücks geht es vor allem um die Frage, wie so etwas heutzutage wieder passieren kann: "Wie kommt es, dass einzelne Diktatoren heutzutage noch plötzlich aus dem Nichts alleine an die Macht kommen, ohne dass es jemand verhindert? Das ist die entscheidende Frage.", so Regisseur Dominik Günther. Um das Stück in die heutige Zeit zu transferieren, wurde statt einer Gangster-Story ein Supermarkt-Setting gewählt. Somit ist auch das Bühnenbild ein Supermarkt im Brecht-Stil, der als Sinnbild für den Kapitalismus (und was dabei falsch läuft) dienen soll. Am 17. Februar ist die Premiere des Stücks im LTT, bis dahin wird noch fleißig geprobt.
Leo Schmidthals war bei der Inszenierung für die Musik zuständig. Dabei hat er möglichst versucht, mit "modernen" Musik-Mechanismen zu arbeiten. Das seien bestimmte Regeln, nach denen Radio-Hits produziert werden, um bei den Hörer_innen möglichst gut anzukommen und somit möglichst viel Geld einzuspielen. Leo Schmidthals, der selbst auch Musikproduzent ist, hat einmal bei einem seiner Songs versucht, diese Mechanismen bewusst anzuwenden - mit Erfolg: Der Song erreichte Platz eins der deutschen Charts.
"Wir dachten uns, dass wir in dem Stück auch diese modernen Musik-Mechanismen benutzen, um die Leute zu überzeugen.", so Leo Schmidthals. In Bezug auf das Theaterstück fügt Dominik Günther hinzu: "Wenn man diese ganzen Schlagersachen anschaut, wie viele Leute da im Stadion stehen und irgend etwas unreflektiert mitsingen oder mitklatschen. Dieser Effekt, wann wir mitklatschen und wann wir in eine Massenbegeisterung gehen, wird auch im Stück untersucht. Musik ist nämlich auch ein Propagandamittel der Verführung."
Dominik Günther und Leo Schmidthals lernten sich vor etwa zehn Jahren auf einer Party kennen. Damals wollten sie gemeinsam eine Oper schreiben, schrieben unzählige Anträge für ihre "Stadtoper Hamburg", doch leider vorerst ohne Erfolg. Doch Dominik Günther ist seit 20 Jahren Mitglied des "Rock and Wrestling Sportvereins St. Pauli". Das ist eine Art politisches Wrestling, das einmal jährlich stattfindet und sich zu einer Kultveranstaltung etabliert hat: "Da gibt es dann zum Beispiel Kämpfe, wo die Hochhäuser gegen die Investoren kämpfen, mit ganz schrägen Figuren."
Daraus wollte er eine Oper machen und wie der Zufall es so wollte, traf er in einem Biergarten auf einen Dramaturgen der Staatsoper Hamburg, der ihnen für das Projekt zusagte. Gemeinsam mit Leo Schmidthals wurde dann schließlich die 5 Stunden lange Oper geschrieben. Das Projekt war sehr gewagt: "Vorher gabs natürlich die Warnung: Das ist so Experimentell, da werden die Leute, die in diesem klassischen Betrieb sind nicht mitmachen". Doch die Wrestling-Oper war ein voller Erfolg, denn "es kamen sowohl die St. Pauli Leute, die noch nie in ihrem Leben eine Oper gesehen haben, als auch die Oper-Fetischisten, die noch nie Wrestling gesehen haben.", so Dominik Günther.
Schon in jungen Jahren hatte Leo Schmidthals den Wunsch, Musiker zu werden: "Ich wollte immer schon Musik machen und dann durchs Land fahren und im Fernsehen auftreten und sowas." Er hat viel ausprobiert, spielte in unzähligen Bands, bis er schließlich auf vier Gleichgesinnte traf. Sie gründeten die Band "Selig", welche ziemlich schnell große Erfolge feiern konnte. "Durch eine glückliche Fügung haben wir eine Plattenfirma gefunden, dann ging alles ganz schnell. Das hat uns in Windeseile nach oben Katapultiert.", so Leo Schmidthals.
Für ihn ist damit ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen. Doch der schnelle Erfolg machte den Bandmitgliedern schwer zu schaffen: "Durch diese ganzen Termine und Interviews war man irgendwann etwas leer. Wir haben es dann versäumt, eine Pause zu machen um uns aufzutanken". Bereits nach fünf Jahren gab die Band ihre Auflösung bekannt. Nach zehnjähriger Pause kam die Band wieder in Kontakt. So trafen sie sich im Proberaum, um nach langer Zeit wieder gemeinsam Musik zu machen. "Es war ein bisschen magisch. Bei manchen Bands ist das so, dass man sich gegenseitig ergänzt und so war das bei uns auch, das hatten wir alle vermisst. So entstanden dann ganz schnell neue Lieder.", fügt Leo Schmidthals hinzu. Im Herbst feiert die Band ihr 30-jähriges Jubiläum und plant, wieder gemeinsam auf Tour zu gehen.
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