Lucius Teidelbaum recherchiert zu Themen der extremen Rechten und den anliegenden Grauzonen, zu denen sich auch die evangelikale Freikirche TOS aus Tübingen zählen lässt. Es handelt sich um eine fundamentalistische Gruppierung der christlichen Rechten, die homophobe Ansichten verbreitet und Homosexualität als Krankheit und damit heilbar bezeichnet.

Gründer, zentrale Bezugspersonen und Leiter der TOS sind das Pastorenpaar Jobst und Charlotte Bittner. Die charismatisch evangelikale Freikirche TOS (Ehemals Tübinger Offensive Stadtmission) besteht seit 1987 und ist im Stadtbild relativ präsent mit missionarischen Predigten von der Leiter auf dem Holzmarkt, dem Jesus Live-Laden auf dem Marktplatz und dem großen Gemeindezentrum in der Eisenbahnstraße. Außerdem verfügt sie über eine eigene Hochschulgruppe, eine Pfadfindergruppe, einen Verlag und ist mit der Hellen Welle auch medial aktiv.

Die TOS ist eine sektenähnliche, konservative Freikirche, die Homosexualität als Sünde oder gar Krankheit bezeichnet, weshalb bereits Berichte von so genannter Homo-Heilung bekannt wurden. Ihre Interpretation von Homosexualität als Sünde mündet oft in einen Dekadenz- und Untergangsdiskurs, stellvertretend für die Ablehnung der gesellschaftlichen Liberalisierung und als Inbegriff von Dekadenz und Sündenbabel.

Angebliche Heilung verspricht die TOS aber nicht nur Homosexuellen, sondern auch verzweifelten Menschen, die in so genannten Healingrooms von teilweise auch schwerwiegenden Krankheiten geheilt werden sollen. Das Versprechen einer Wunderheilung durch Gebete verhindert im schlimmsten Fall eine wirksame medizinische Behandlung und spielt mit der Leichtgläubigkeit hoffnungsloser Menschen.

Die TOS ist sehr aktiv im Feld des Judentums und organisiert auch Demonstrationen gegen Antisemitismus. Man kann das einen aus der Bibel abgeleiteten religiösen Philo-Semitismus nennen, weil das Judentum das auserwählte Volk Gottes ist. Die TOS widmet sich in ihrer selektiven Erinnerungsarbeit aus einer Art Erbschuld ausschließlich den Verbrechen an Jüdinnen und Juden und nicht denen an anderen Opfergruppen.

Die Stadtgesellschaft braucht einen kritischen Umgang, Aufklärung und Informationen mit der TOS, ihren Motiven und den Gefahren ihres Wirkens. Es braucht Verstehen ohne Verständnis zu zeigen, wie das religiöse Weltbild funktioniert, das säkularen Menschen sehr fern ist. Jobst Bittner sagt, dass Satan existiert und es gibt einen Gebetskampf gegen Dämonen.

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