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Rezension VIVAS :: Kampf gegen Frauenmorde in Mexiko

„Das Patriarchat ist ein Richter, der uns für unsere Geburt verurteilt. Und unsere Strafe ist die Gewalt die du nicht siehst. Der Feminizid, die Straffreiheit für meinen Mörder, das Verschwinden, die Vergewaltigung. Und es war nicht meine Schuld, egal, wo ich war, oder was ich trug. […] Der Vergewaltiger bist du!“ - "VIVAS", 2022

Der Dokumentarfilm VIVAS ist ein sehr informativer Film über die feministische Bewegung und Frauenmorde in Lateinamerika - spezifisch: Mexiko. Doch er ist nicht nur informativ, er ist auch bewegend, herzzerreißend, durch die Erzählungen der Mütter der Feminizidopfer. Ich hatte die Ehre den Film vor der offiziellen Premiere am 24.06.2022 schauen zu dürfen. Das Thema Feminismus hat mich schon immer sehr interessiert, allerdings hatte ich mich dabei bisher hauptsächlich auf Europa beschränkt, weswegen ich sehr an der feministischen Bewegung in Lateinamerika interessiert war. Der Fakt, dass die Regisseurin Angélica Cruz Aguilar sich dazu entschieden hat nichts zu verharmlosen oder brutale Details auszulassen, hat den Film meiner Meinung nach so viel mächtiger gemacht.

Lorena und Karen, die vom Mord ihrer Töchter erzählen und die Auswirkungen die diese Tat auf ihre Familien hatten, haben wie Tausende andere Mütter den Kampf für Gerechtigkeit nicht aufgegeben. Der Filmtitel „VIVAS“ auf deutsch „am Leben“ kommt von dem Slogan „Vivas nos queremos“, also „Wir wollen uns lebend“, welches zum Credo der lateinamerikanischen Frauenbewegung geworden ist. Gewidmet ist der Film allen Frauen.

Meiner Meinung nach ist „VIVAS“ ein Film den jeder gesehen haben sollte. Die Brutalität die lateinamerikanische Frauen auf einer täglichen Basis gegenüberstehen müssen sollte allen zumindest bewusst sein. Die Angst Mancher, dass dieser Film frauenfeindliche Taten in Europa oder den USA im Vergleich harmloser und somit weniger wichtig erscheinen lassen könnte ist einerseits verständlich, andererseits aber auch sexistisch und rassistisch. Es sollte deutlich werden, dass dies der Alltag lateinamerikanischer Frauen ist und ihnen ihre Stimme wegzunehmen, zu wollen, dass sie leiser sind und nicht ihren Schmerz und ihre Trauer deutlich machen, weil das möglicherweise weniger brutale Taten in weißen Ländern verharmlosen könnte, das schreit meiner Meinung nach, nach einem patriarchalischen Blickwinkel.

Der Dokumentarfilm geht insgesamt 83 Minuten, Geschrieben, dirigiert, editiert und produziert wurde der Film hauptsächlich von Regisseurin Angélica Cruz Aguilar. Er feierte am 24.06.2022 Premiere beim SWR Doku Festival in Stuttgart.


Audio

Download (7,09 MB)
VIVAS.mp3



Kommentare

helgard schrieb am 05.07.22 um 16:35 Uhr

Ich kann Dir nur zustimmen! Diese Themen müssen immer und immer wieder ins Bewußtsein der Öffentlichkeit gerückt werden, ohne verharmlost zu werden und zwar überall dort, wo sie relevant sind. Es geht um Solidarität, gegenseitige Unterstützung, Awarness, Empowerment im Kampf gegen die menschenfeindlichen Auswüchse eines patriachalen Systems, wie Gewalt gg Frauen*, Sexismus, Rassismus usw., für deren weltweite Ausbreitung wir Europäer*innen Verantwortung übernehmen müssen.
Helgard von Auswärts





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