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Hasnain Kazim :: Internationale Wochen gegen Rassismus

Wir waren live vor Ort in der Aula Uhlandstraße bei der Lesung von Hasnain Kazim im Rahmen der Tübinger Wochen gegen Rassismus. Eingeladen hatte der Tübinger Integrationsrat.

Der Saal war voll, die Stimmung gut, was nicht zuletzt an Haznain Kazims Art lag, dieses ernste Thema „Hatespeech“ humoristisch anzugehen. Hasnain Kazim war lange Jahre Auslandskorrespondent des Spiegels in Pakistan und Istanbul, musste jedoch letztendlich die Türkei verlassen, weil er sich zu kritisch gegenüber Erdogan geäußert hatte. Im Rahmen seiner Tätigkeit als Journalist ist er aufgrund seines Namens und seines nicht bio-deutschen Aussehens täglich Anfeindungen von eben jenen ausgesetzt, die sich als „wahre Deutsche“ verstehen. So hat auch der Namensgeber seines Buches „Post von Karl-Heinz“ sich als „wahren Deutschen“ bezeichnet, der Kazim zeigen wolle, was ein solcher „wahrer Deutscher“ denn sei.

Kazim fasste irgendwann den Entschluss, sich den täglichen Hasszuschriften ganz direkt anzunehmen, indem er ihnen antwortete. Die sich entwickelnden Dialoge, von Kazim mit viel Humor und Sarkasmus geführt, veröffentlichte er schließlich in einem ersten Buch.

Kazim sprach aber nicht nur über Hasskommentare und seine Erfahrungen als Deutscher mit fremdländischen Namen, sondern auch über gesellschaftliche Verantwortung, den Toleranzbegriff und dass man sich eben nicht alles unwiedersprochen gefallen lassen muss, Meinungsfreiheit bedeutet eben, dass man seine Meinung frei äußern darf. Nicht, dass man Anspruch darauf erheben darf, dies tun zu können, ohne Gegenrede zu erwarten. Und das ist eben der Punkt, den viele Hassredner*innen wohl nicht verstehen. In ihren Augen dürfen in Deutschland nur diejenigen am Diskurs teilnehmen, die ebenfalls in ihren Augen „deutsch“ sind. „Du als Ausländer...“ ist eine oft gefallene Phrase in den Beispielen, die Kazim am Abend zum Besten gibt.

Mit einem wichtigen Fazit schließt Kazim: Derlei Anfeindungen mit Humor zu begegnen sei zwar nach außen hin witzig, birgt aber die Gefahr der Verharmlosung. Eigentlich ist dieses Thema überhaupt nicht witzig, da aus Worten viel zu oft Taten würden. Halle, Christchurch und Hanau beweisen das. Humor ist lediglich eine fast schon verzweifelte Methode um ein Ventil zu finden für den Druck, dem sich die Betroffenen ausgesetzt fühlen. Nach dem offiziellen Programm gab es noch die Möglichkeit für das Publikum, Fragen zu stellen.


Audio

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Kazim_Beitrag_Abmischung.mp3





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