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„Gôge, Raupe und Froschabschlecker" :: Schwäbisch mit Wolfgang Wulz
Wolfgang Wulz ist Autor, Kolumnist und Vorsitzender des Vereins schwäbische Mundart e.V. Er hat sich seit über 30 Jahren mit schwäbischen Neckereien befasst und 7-8 Bücher dazu veröffentlicht. Er selbst nennt sich den „Knöpfleswäscher“. Der Begriff stammt aus seiner Heimat, Heidenheim, und geht auf eine heitere Geschichte um die Heidenheimer zurück. Das sei sein Markenzeichen als Autor, sagt er, und lacht.
Tübingen ist für ihn kein unbekanntes Pflaster, denn hier hat er ab 1972 Deutsch und Geschichte auf Lehramt an der Uni Tübingen studiert. Während des Schuldienstes beginnt er, heimatgeschichtliche Dinge mehr zu pflegen, daraus wird eine schriftstellerische Tätigkeit. Der Reiz der Muttersprache: „Sie ist unglaublich vielseitig. Dialekt ist etwas Tolles“, schwärmt er. „Die Vielfalt des Schwäbischen allein in der eigenen Familie, da kann man sich viel besser ausdrücken.“
Zuhause wurde bei ihm eher moderates Honoratiorenschwäbisch gesprochen, Wulz beobachtet vielerorts, dass das Selbstbewusstsein der „schwäbischen Büble“ fehlt, KommilitonInnen aus dem hochdeutschen Raum dominieren bei Seminaren.
Wulz will das ändern – und beginnt fortan, schwäbischen Humor zu erforschen und zu beschreiben. Neckereien werden sein Fachgebiet. Die Wiege seines heutigen Buchs liegt dabei in einer Unterrichtsstunde in der 6. Klasse seiner damaligen Schule. Wulz gibt den Kindern auf, in ihrer Heimat nach lokalen Neckereien ihrer Heimatorte zu fragen. Beim Zusammentragen fordert er sie auf, Geschichten darüber zu schreiben. Der Ball kommt umgehend zurück, die SchülerInnen wünschen sich ein Beispiel. Wulz wagt sich selbst ans Papier. Die Geschichte, die dabei entsteht, ist die Froschabschleckergechichte. Sie bildet den Grundstein des heutigen Buchs „Goge, Raupe ond Froschabschlecker“, das ein Revival von zwei Bänden, die er in den 90ern über Tübingen und Rottenburg geschreiben hat, darstellt.
Dass Humor dem Schwaben wichtig ist, ist unschwer erkennbar, gleichzeitig ist ihm aber auch noch etwas anderes wichtig: Schwäbisch ist mehr als das. Das beginnt bei dem Ernst, der hinter vielen dieser Geschichten steckt. Einen Frosch abschlecken, um nichts von der Brühe verkommen zu lassen (das ist die Quintessenz der Froschabschleckergeschichte) ist erst einmal lustig, verrät aber, so wie viele andere Geschichten auch, einen sozialgeschichtlichen Aspekt; die bittere Armut dahinter. „Baden-Württemberg war eine bettelarme Region“, erzählt Wulz. Viele der Geschichten seien aus Armut geboren.
Es ist ihm daher auch ein Anliegen, Reichtum nicht als etwas Selbstverständliches zu betrachten und seine Wurzeln nicht zu vergessen. Apropos Wurzeln: „Viele Künstler und Intellektuelle legen diesen Teil ihrer Identität ganz schnell ab, und erkennen nicht mehr seinen Wert“, kritisiert er. Dabei sei Schwäbisch nicht nur „in der Humorabteilung auf Schenkelklopferebene“ zu verorten, sondern könne auch anders. Der Verein schwäbische mund.art e.V. hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, Mundart wieder lebendig zu machen und veranstaltet neben Mundartlesungen, Kleinkunstveranstaltungen und Mundart-Stammtischen auch Schreibwerkstätten und Vorträge – mit dem Ziel, die Mundart nicht nur regional zu pflegen, sondern über die Sprachgrenzen hinaus, auf hohem Niveau, verstärkt in den Medien zu verbreiten (Übrigens: junge Leute seien sehr ansprechbar dafür!)
Teil davon ist zum Beispiel der Sebastian-Blau-Preis, der in Form eines Wettbewerb seit 2002 alle zwei Jahre abwechselnd für Literatur, Liedermacher, Kabarett und Film vergeben wird. „Der Wettbewerb richtet sich an Filmemacher*innen aller Genres unabhängig von ihrem Wohnort oder ihrem Status als Amateur*innen, nebenberufliche oder professionelle Künstler*innen. Eingereicht werden können selbstständig erarbeitete Filmproduktionen aller Genres, in deren Verlauf in wesentlichem Umfang schwäbische und/oder alemannische Mundart gesprochen wird.“ Die Deadline ist am 30 April.
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