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Jugendguides und Lilli-Zapf-Preis

Wolfgang Sannwald und Linda Kreuzer erzählen vom Lili-Zapf-Preis und den Jugendguides, einem Qualifizierungsprogramm für Jugendliche in Erinnerungskultur.

In der heutigen Sendung sprechen wir über Engagement, die Tübinger Vergangenheit mit dem Nationalsoziallismus und die Frage nach dem Umgang mit diesem Erbe. Ein verstaubtes Thema? Keineswegs! Der Bedarf nach Aufklärung ist nicht erst seit der Entstehung neuer rechter Bewegungen wichtiger denn je. Es gilt, sich persönlich mit der deutschen Vergangenheit, dem eigenen Standpunkt und der persönlichen Rolle im Prozess der Aufklärung und Prävention der Verbreitung rechten Gedankenguts auseinanderzusetzen – und mit der Rolle, die die eigene Stadt und Umgebung gespielt hat.

Ob Stolpersteine in der Stadt, NS-Aktivität in den Teilorten oder die NS-Geschichte der Universität – in Tübingen ist die NS-Vergangenheit noch an vielen Ecken zu finden. „Hier stehe ich und was war hier?“, fasst Dr. Wolfgang Sanwald, Honorarprofessor am Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft den Schritt im Prozess dieser Auseinandersetzung zusammen. Er hat das Projekt der sogenannten Jugendguides ins Leben gerufen. Das sind Jugendliche oder junge Erwachsene, die sich in der Aufklärungsarbeit um die NS-Verbrechen engagieren. Jugendguide wird man, indem man an den Seminaren und Workshops des Projektes teilnimmt.

Ca 40 Stunden dauert die Qualifizierung, danach ist man bereit, sein Wissen weiterzugeben – zum Beispiel an Schulklassen, bei Stadtgängen vor Ort oder bei vielen weiteren Formaten. Es geht um Eigenarbeit statt um Vorträge, und um Austausch zwischen jungen Menschen.

Sannwald findet es wichtig, dass die Jugendguides hier aktiv sind – es mache einen beträchtlichen Unterschied, wenn junge Erwachsene zu Schüler*innen oder anderen Zuhörer*innen sprechen, als wenn die Inhaltserarbeitung wie gewohnt durch älteres Lehrpersonal erfolgt. Da sei der Zugang ein ganz anderer, erklärt er. Die Altersspanne ist dabei beträchtlich, 14-25 Jahre alt oder älter sind die Teilnehmenden an dem Programm. Manchmal ist das anstrengend, aber auch sehr bereichend.

Die Teilnehmenden erwartet eine intensive Auseinandersetzung mit Quellen, Einzelschicksalen, Zeitzeugen und vielem mehr. Auch die Anregung zur Auseinandersetzung mit Geschichten aus der Zeit innerhalb der eigenen Familie ist ein wichtiger Bestandteil des Lernprozesses und der Reflexion, findet Linda Kreuzer.

Sie ist durch das Studium in Berührung mit dem Projekt gekommen und fand die Arbeit so spannend, dass sie inzwischen in der Jury des Lilli-Zapf Preises sitzt. Der wird jährlich am 27. Januar, dem Gedenktag der Opfer des Nationasozialismus, an Gruppen oder Einzelpersonen, die sich vorbildlich gesellschaftlich oder erinnerungskulturell engagiert haben, vergeben. Wie die Preisverleihung wohl dieses Jahr aussehen wird? Wir sind gespannt - und danken für das Gespräch.


Audio

Download (15,7 MB)
Interview_Lilli_Zapf_Preis_kurz.mp3


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Interview_Lilli_Zapf_Preis_lang.mp3



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