"Ja, es wird sehr viel geschimpft - aber die Frage ist: Wie?"

Diesen Gedanken im Hinterkopf hatte das Team um Hannah Zufall in der Produktion von "Schimpf & Schande" am Institut für theatrale Zukunftsforschung (ITZ) am Zimmertheater Tübingen.

Alltäglich wird jede:r mit Fluchereien aller Art konfrontiert. Ob es grummelnde Passant*innen, eigene Bekannte sind oder auch man selbst: Beim kleinsten Ärgernis oder Missgeschick rutscht schnell ein unflätiges Wort  über die Lippen. Oder eben auch mal mehrere. Im Zeitalter des Internets ist Schimpfkultur besonders geprägt von Hate Speech und plumper Beleidigung - doch hinter dem Schimpfen steckt so viel mehr.

Hannah Zufall berichtet, wie sich "Schimpf & Schande" auf kreative Weise mit der Praktik des Schimpfens auseinandersetzt. Die langweiligen Fäkalwörter, die sich in der Alltagssprache durchgesetzt haben, werden von ausgefallenen Redewendungen oder witzigen Beleidugungen in den Schatten gestellt. "Du hast den mentalen Horizont einer knienden Ameise!", "Geh' mir weg mit deinem Landrattentum!" - Zufall betont, dass in der Welt des Schimpfens vor allem Humor wichtig ist. Sie berichtet von rabiaten historischen Methoden und Orten des Schimpfens und hinterfragt "gute" und "böse" Sprache.

Die Materialsammlung der Produktion umfasst diverse, nicht diskriminierende, nicht rassistische, aber dennoch brachiale Schimpfwörter. Auch aus der Zusammenarbeit mit den Schauspieler*innen enstand viel Schimpf-Inspiration. So wird sich dem Thema auf eine erfrischende Weise angenähert.

Da es im Zimmertheater kurz vor dem angesetzten Premierentermin mehrere Corona-Infektionen gab, steh zum Zeitpunkt des Interviews noch nicht fest, ob die Premiere wie geplant stattfinden kann, berichtet Zufall. Wie sich die Situation entwickelt und wann Aufführungen stattfinden, lässt sich auf der Webseite des ITZ nachsehen.

Voraussichtlich wird "Schimpf & Schande" bis Ende Februar im ITZ im Zimmertheater Tübingen aufgeführt.