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Von der Not ins Elend :: Prostitution in Deutschland

Marietta Hageney von der Menschenrechtsorganisation SOLWODI hat beim Frauenverband Courage Tübingen einen Vortrag über Prostitution in Deutschland gehalten.

Prostitution gilt in Deutschland als legales Gewerbe. Dennoch sind häufig Menschenhandel, Ausbeutung und Zwangsprostitution im Spiel. Marietta Hageney von der weltweit agierenden Menschenrechtsorganisation SOLWODI (Solidarity with Women in Distress) hat beim Frauenverband Courage einen Vortrag über das Thema gehalten. Rund 30 Teilnehmende hatten sich in den Online-Vortrag eingeschaltet

Anfangs ging sie auf das Prostituiertenschutzgesetz ein, um alle Anwesenden auf den gleichen Stand zu bringen. Dann sprach sie über sogenannten Sextourismus, der vor allem in Deutschland stattfindet und von Politik und Gesellschaft legitimiert wird, obwohl klar ist, dass Prostitution als Gewerbe dadurch noch einen größeren Zuspruch findet, trotz der oftmals prekären Arbeitssituation. Sextourismus bedeutet, dass es extra organisierte Reisen gibt, bei denen Sexkäufer beispielsweise ein Wochenende lang ihre sexuellen Bedürfnisse befriedigen können. Ein Beispiel ist ein Flug nach Stuttgart mit Besuch des Bordells Paradise, das direkt an den Flughafen angrenzt und den Klienten lange Wege erspart.

Hageney sprach aber nicht über Prostitution in Bordellen sondern auch über den Straßenstrich in Berlin. Sie berichtete von einer Berliner Bürgermeisterin, die geradezu stolz behauptete, der Straßenstrich könne als Touristenattraktion betrachtet werden und ebenso stolz darauf war, dass sie dafür gesorgt hat, dass eine Toilette für die Prostituierten auf dem Straßenstrich errichtet wurde.

Als Lösungsansatz, um auf das Elend aufmerksam zu machen, in dem die Prostituierten leben und aus dem sich meistens nicht ohne Weiteres wieder rauskommen, stellte Hageney dass Nordische Modell vor. Dahinter steckt das Konzept, Prostitution als Straftat zu deklarieren und so die Sexkäufer sowie die Bordellbesitzer in die Pflicht zu nehmen. Unter anderem Schweden und Norwegen haben das Nordische Modell eingeführt. Deutschland hingegen sträubt sich bislang. Oftmals wird Prostitution mit Aussagen, wie "Es ist das älteste Gewerbe der Menschheit beschönigt".

SOLWODI hat das Ziel, betroffenen Frauen zu helfen, sie im besten Fall aus der Prostitution rauszuholen oder ihnen wenigstens Unterstützung zu bieten. Außerdem geht Hageney auch an Schulen, um über Prostitution aufzuklären. Denn für sie ist Prostitution kein Beitrag zur Gleichstellung der Geschlechter.


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Von_der_Not_ins_Elend_Prostiution.mp3



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