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50 Jahre EKW :: Ein komisches und stolzes Fach
Reinhard Johler lädt alle in das kleine Institut auf dem Schloss ein, man solle einfach mal vorbeischauen. Denn die Disziplin „Empirische Kulturwissenschaften“, deren Inhalt Studierende ihren Eltern und Großeltern meistens wohl etwas genauer erklären müssen, soll mit ihrem Schwerpunkt auf Alltagskultur nicht nur die ganze gegenwärtige Gesellschaft als Forschungsgegenstand haben, sondern auch für diese zugänglich sein. Das diesjährige Jubiläum beleuchtet die dynamische und auch problematische Geschichte des Tübinger Instituts.
Johler erzählt, wie das vormalige „Institut für deutsche Volkskunde“, sich auf die nationale Geschichte und Kultur fokussierte und das Deutschtum erforschen und somit stärken sollte. Dass das national-sozialistische Institut nach dem zweiten Weltkrieg überlebte, sei verschiedenen Zufällen geschuldet. Der vorherige Direktor wurde 1945 entlassen und die französischen Besatzer, die den Bewohnern der Region mit der Erhaltung die Chance geben wollten, sich eine neue Identität zu verschaffen, entschieden sich für den Namen „Ludwig-Uhland-Institut“. Es sollte an die liberale Vergangenheit Deutschlands erinnern.
Als eine „Lichtgestalt“ in der Phase der Umorientierung und Neugründung bezeichnet der Direktor Hermann Bausinger. Der Germanist, der selbst in Kriegsgefangenschaft geraten war, interessierte sich besonders für die Situation der Heimatvertriebenen. Als er im Rahmen universitärer Studien Vertriebene zu ihrer Vergangenheit befragte, wurde ihm schnell klar, dass ihre aktuelle Situation ihr Verständnis von Heimat, sowie ihr Alltagserleben von größerer Bedeutung war. Unter ihm und mit Hilfe vieler engagierter Studenten bewegte sich ab 1960 die Disziplin weg von der Erforschung der eigenen Kultur aus der Vergangenheit heraus hin zu der Verortung der eigenen Kultur in der Gegenwart. Das Institut nahm Kontakt zur Soziologie auf, wandte sich ab vom Fokus auf die „Hochkultur“ und spielte auch bei der Neugründung der Medienwissenschaft eine erhebliche Rolle.
Die Disziplin, die zunächst vielleicht als „komisches Fach“ wahrgenommen wird, hat lange über den eigenen Namen diskutiert, um sich heute auch als ein revolutionäres Fach zu verstehen. Eines, das sich reflektiert von seinen faschistischen Wurzeln löste und inzwischen die heutige Digitalisierung der Gesellschaft genauso selbstverständlich wie ihre Diversität und Erinnerungskultur untersucht. Dem Studiengang mag zwar kein klar gezeichnetes Berufsbild entsprechen, aber das Institut entlässt niemanden in die Arbeitslosigkeit und kann sich heute ein stolzes Institut nennen.
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