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Animal Save: "Tiere haben einen Charakter und eine Seele"

Ohne tierische Produkte auskommen - das ist möglich, meinen die Demonstrierenden vor dem Schlachthof Rottenburg. Mit einer Mahnwache gedenken sie den Tieren, die dort geschlachtet werden. Die Wüste Welle hat mit einigen von ihnen gesprochen.

Alle Schlachthöfe schließen – das ist die Forderung von Animal Save. Vor dem Schlachthof Rottenburg demonstrierten sie gegen Tierleid. Alle Teilnehmer*innen sind Veganer*innen. Sie verzichten auf jegliche tierische Produkte und lehnen Tierversuche ab.

Für die Demonstrierenden haben Tiere eine Seele, einen Charakter und Gefühle. Sie sind nicht nur Tierschützer*innen, sondern Tierrechtler*innen. Tiere haben in ihren Augen auch ein Recht auf Leben und Unversehrtheit. Auch Milch und Eier verursachten Leid, betont Helena und erzählt von eigenen Erlebnissen in ihrer Jugend in Kroatien.

„Und da habe ich schlimme Dinge gesehen. Da wurden die Schweine einfach nur gestochen und ausgeblutet. Ich hab als Kind gelitten, Schweine schreien sehr laut. Ich habe gesehen, was mit den Kälbchen passiert, ich habe Anbindehaltung gesehen, sowohl von den Arbeitspferden als auch von den Rindern. Ich habe Großmütter schlagen sehen beim Melken, wenn das Kälbchen trinken wollte mit dem Satz: Das ist unsere Milch. Hühner wurden vor meinen Augen geschlachtet und rannten da noch kopflos rum.“

Seit diesen Erlebnissen verzichtet sie auf Fleisch und später auch allgemein auf tierische Produkte.

Verzichten müsse man als Veganer*in im Grunde auf nichts. Es gibt für alles eine vegane Alternative“, erklärt Viola aus Stuttgart.

Der Rottenburger Schlachthof ist auch in der lokalen Politik schon länger ein Thema. Das denkmalgeschützte Gebäude liegt mitten im Wohngebiet in der Tübinger Straße. Die Schlachtausstattung ist veraltet, ob er seine Lizenzen noch lange haben wird, ist fraglich. Seit längerem wird diskutiert, ob der Schlachtbetrieb aufrechterhalten oder an anderer Stelle ein neues Gebäude entstehen soll. Letzteres ist inzwischen die bevorzugte Lösung der Stadt und der meisten Gemeinderatsfraktionen. Ein Einstellen des Rottenburger Schlachtbetriebs wurde verworfen, um Lokalität zu gewährleisten. Andernfalls müssten die Landwirt*innen bis nach Gärtringen fahren.

Tiertransport ist ebenfalls Thema bei der Demo. Helena bemängelt, dass Gesetze zum Tiertransport nicht eingehalten werden – etwa würden Schweine, die aus dem Schlachthaus ausbrechen wollten, rechtswidrig zurückgezwungen. Dann holen sie auch schon mal die Polizei. Außerdem filmen sie und stellen die Aufnahmen ins Netz.

„Es ist für die Menschenwürde beschämend“, meint Marco, der die Demo auch angemeldet hat und Gründer von Rottenburg Animal Save ist.

Dennoch: An der Frage nach Tierversuchen bei Medikamenten scheiden sich die Geister. Auch wollen die Demonstrierenden niemanden missionieren, so die eigene Aussage. Wie sie die Entscheidung zum Fleischkonsum respektieren wollen, wenn alle Schlachthöfe geschlossen werden sollen? Das bleibt unbekannt.

Im Endeffekt muss sich jeder selbst entscheiden, wo die persönliche Grenze liegt. Aber – das würden sie sich wünschen – die Menschen sollten sich bewusst machen, wo ihr Essen herkommt und unter welchen Bedingungen es produziert wird.

Animal Save wirbt mit einer Petition auf react um Unterschriften, um bei den Beratungen zum Rottenburger Schlachthof angehört zu werden.


Audio

Download (20,54 MB)
Animal_Save_fertig.mp3





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