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Jüdische Schicksale zur NS-Zeit: Die Brüder Löwenstein und der Viehhandel
Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, war der württembergische Viehhandel stark durch jüdische Händler geprägt. 80 Prozent der Viehhändler waren jüdischer Herkunft. Für die Nationalsozialisten ein Ärgernis und eine Branche, in der die Ausgrenzung von Jüd*innen besonders spürbar wurde.
Dennoch war es für die Nazis nicht einfach, einen Keil zwischen Händler und Käufer, in der Regel die Bauern, zu treiben. Der Viehhandel basierte auf persönlichem Vertrauen. Und auch, wenn viele Bauern eher antisemitisch dachten und über die „betrügerischen Juden“ schimpften, so kauften sie dennoch beim jüdischen Viehhändler ihres Vertrauens.
Max und Emil Löwenstein hatten in Tübingen ihre Viehhandlung im Gasthaus König, dem heutigen Standort des Parkhauses König. Später zog die Firma in die Hechinger Straße 9 um, wo heute Stolpersteine an die Familien erinnern. Max Löwenstein war 1874 in Rexingen geboren worden, sein Bruder Emil 1882. Während Emils Ehe mit Karoline Goldstein kinderlos blieb, hatte Max Löwenstein mit seiner Frau Sofie zwei Söhne und zwei Töchter. Das Unternehmen war erfolgreich und für seine Zeit modern. In den 20ern verfügten die Brüder über ein Auto – für Fahrten zu weiter entfernten Viehmärkten eine echte Erleichterung.
Die Ausgrenzung der Viehhändler war nicht rein staatlich geprägt, sondern von lokalen Behörden und Gremien bestimmt. Versicherungsausschlüsse und Stigmatisierung bei den Viehmärkten sorgten dafür, dass das Geschäft der Brüder 1936 fast zum Erliegen kam. Viele Ortschaften und Märkte durften von Juden nicht mehr betreten werden. Emil Löwenstein gab schließlich auf und ging mit seiner Frau in die USA. Drei von Max Löwensteins Kindern waren ebenfalls bereits in die USA und Palästina emigriert. Er selbst blieb und führte das Geschäft weiter. Doch 1937 verkaufte er eine kranke Kuh. Der Käufer wusste über den Zustand des Tieres – doch die Nazis diffamierten Max Löwenstein dennoch als Betrüger. Danach kam der Viehhändler wirtschaftlich nicht mehr auf die Beine, er musste sein Geschäft verkaufen. Käufer war der Bäckermeister Christian Lieb. 1942 wurden Max Löwenstein, seine Frau Sofie und die Tochter Ilse sowie deren Mann Oscar Bloch deportiert. Den Besitz der Familie zog die Stadt Tübingen ein und verkaufte ihn zu Schleuderpreisen. Max Löwenstein verhungerte 1944 in Theresienstadt. Seine Frau, seine Tochter und sein Schwiegersohn wurden in Auschwitz vergast.
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