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CineLatino 2021 :: Rezension Monos :: Der Herr der Fliegen und der Guerillakrieg
Der Film „Monos“ von Regisseur Alejandro Landes erzählt von acht Jugendlichen, die in den Bergen eines südamerikanischen Landes zu Soldat*innen ausgebildet werden. Im Hintergrund steht eine „Organisation“, die für die Ausbildung und die Versorgung der Rekrut*innen sorgt. Im Film wird nicht erklärt, um welche Organisation es sich handelt oder was sie möchte – sie schwebt über dem Leben der Jugendlichen und macht von außen als übermächtige Instanz ihren Einfluss geltend.
Als am Anfang die Kuh „Shakira“ zu den Jugendlichen gebracht wird, wird ihnen erklärt, dass das Tier kein Geschenk ist und zurückgebracht werden muss. Doch als Shakira bei einem Unfall stirbt, beginnt der Zusammenhalt zu bröckeln. Anführer Lobo nimmt sich das Leben, aus Angst, als Verantwortlicher vors Kriegsgericht gestellt zu werden. Der tatsächliche Täter Perro wird gedeckt. Diese erste Lüge ist nur oberflächlich solidarisch. Sie verursacht den ersten Kratzer an der Gemeinschaft.
Meist sind die Jugendlichen sich selbst überlassen. Dann werden eigene Regeln aufgestellt, Strafen verhängt, die Hierarchien, die von der Organisation vorgegeben werden, weichen auf. Selbstorganisiert entwickeln sich Dynamiken und die unterschiedlichen Charaktere der Personen kommen zutage. Doch kaum tritt die Organisation in Form eines „Trainers“ wieder auf den Plan, fallen sie zurück in ihren soldatischen Gehorsam.
Außerdem im Film spielt die „Doctora“ eine Rolle. Sie ist eine Geisel der Organisation, die von den Jugendlichen bewacht wird. Der*die Zuschauer*in fiebert mit ihr mit, ob es ihr wohl gelingt, der Organisation zu entkommen oder ob sie freigekauft werden kann.
„Monos“ beantwortet keine Fragen. Es ist eine Momentaufnahme. Vergangenheit und Zukunft der Figuren bleiben im Dunkeln, genauso wie Hintergründe und Motive. Stellenweise erinnert der Film an Goldings „Herr der Fliegen“, in dem sich Kinder selbst organisieren müssen. Und genau das sind die Soldat*innen: Sie sind noch Kinder. Immer wieder fällt im Film auf, dass sie sich kindlich verhalten. Ihre gelegentlichen Emanzipationsversuche von den Regeln der Organisation werden im Keim erstickt, es ist mehr ein kindliches Aufbegehren.
Gewalt ist im Film allgegenwärtig. Doch trotz der Handlung um Kindersoldat*innen und Guerillakrieg kommt „Monos“ mit wenig expliziten Gewaltdarstellungen aus. Andeutungen reichen und befreien die im Film erzählte Gewalt von jedem übermäßigen Spektakel. Die Gewalt wird zu einem festen Bestandteil der Geschichte und des Lebens der Figuren, sie ist keine Besonderheit mehr.
Am Ende bleiben mehr Fragen als Antworten – doch genau dies ist vielleicht das, was Monos zu einem Film macht, der an den Nerven zerrt – und zum Nachdenken anregt.
Monos wurde in Kolumbien gedreht und ist beim CineLatino am 03.06.2021 um 17 Uhr im Studio Museum in Tübingen zu sehen.
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Monos_Rezension.mp3
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