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CineLatino: Das Festival und die Aufständischen Kolumbiens

Das CineLatino öffnet das 28. Mal seine Pforten - auch im Kino. Im Interview berichtet Festivalleiter Paulo Roberto de Carvalho von pandemiebedingten Herausforderungen, den ausgewählten Filmen und den Protesten im Schwerpunktland Kolumbien.

„Wir haben wirklich Glück gehabt“, sagt Paulo Roberto de Carvalho. Er ist Festivalleiter des CineLatino, das Anfang Juni das 28. Mal seine Pforten öffnet. Die Pandemie hat auch dem Filmfestival zugesetzt. „Jede Woche ist etwas anders und wir müssen flexibel und schnell Entscheidungen treffen“, erzählt de Carvalho. „Zum Glück haben wir ein Superteam.“ Aber durch die neusten Besserungen können die Filme voraussichtlich auch im Kino gezeigt werden. Nun hoffen sie, dass sich in den nächsten zwei Wochen nicht allzu viel daran ändert.

Denn auch für das Team vom Cinelatino gab es in der Vorbereitungszeit bereits einige Überraschungen. Als Schwerpunktland für 2021 wurde Kolumbien ausgewählt. Seit kurzem schwelen hier Proteste gegen eine Steuerreform. Das Problem sei, dass die Steuern vor allem ärmeren Schichten auferlegt werden, während die Reicheren nicht weiter belastet werden, erklärt de Carvalho. Zwar ist die Reform inzwischen zurückgenommen worden, aber die Proteste in Kolumbien halten an. Einarbeiten kann man das Thema nicht mehr besonders gut, die Filme sind längst ausgewählt. Diskussionen könnten sich zwar um die aktuelle Lage drehen, aber das ist noch nicht ganz sicher. „Ich glaub, dieses Thema wird auch kommen“, zeigt sich der Festivalleiter zuversichtlich. Kolumbien ist ein multiethnisches Land, das verschiedene Klimazonen in sich vereint. Urwald und Wüste finden sich genauso wie Hochgebirge und Küstenregionen.

Aktuelle Entwicklungen gibt es auch im südamerikanischen Peru, wo die Stichwahl genau in die Zeit des CineLatinos fällt. Zwei Filme stellt de Carvalho heraus: Hugo Blanco, río profundo
(Hugo Blanco, tiefer Fluss) beschäftigt sich mit der Geschichte von Hugo Blanco, einem peruanischen Che Guevara. Der spielt auch in „La revolución y la tierra“ (Die Revolution und das Land) eine Rolle. In diesem Film ist erstaunlich, dass eine linke Militärregierung eine Agrarreform angestoßen hat. Links-orientierte Militärregime sind eher die Seltenheit. Agrarreformen spielen in den südamerikanischen Ländern eine große Rolle. Die Abholzung des Regenwalds und Landraub an der indigenen Bevölkerung führen zu regelmäßigen Konflikten.

Eröffnet wird das Festival nicht mit rotem Teppich, sondern online. Dafür hat sich das Team den Film „A media voz“, zu deutsch „Mit halblauter Stimme“ ausgewählt. Die beiden Regisseurinnen Heidi Hassan und Patricia Pérez Fernández haben eine Dokumentation über sich selbst und ihre Freundschaft gedreht. Beide haben sie ihre eigenen Wege eingeschlagen – und sind doch immer in Verbindung geblieben.

Das CineLatino sollte ursprünglich schon im April stattfinden und wurde dann auf den 2 bis 9. Juni verschoben. Vom 6. Bis zum 9. Juni sind die Filme im Kino Museum zu sehen – online sind die meisten vom 3. Bis zum 16. Juni hinterlegt.


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