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Looven: Graffiti aus Leidenschaft

Der Sprayer Johannes Blinkle, alias Looven verdient sein Geld mit Streetart und Graffiti. Im Interview erzählt er über seine Leidenschaft zum Sprayen und die Kunst aus den Sprühdosen.

 „Die Grundidee von Graffiti ist, dass es nicht erlaubt ist“ erklärt der Künstler Johannes Blinkle, alias Looven. Er verdient seinen Lebensunterhalt mit Streetart und Graffiti. Einer seiner Auftraggeber sind die Stadtwerke Tübingen. Aber auch privat hat er in diesem Bereich seine Passion entdeckt.

Ursprünglich hatte Louven Jugend- und Heimerzieher gelernt. Aber er habe immer Künstler werden wollen. Schon als Kind hatte er Interesse an der Gestaltung von Schrift. Mit etwa zehn Jahren sah er seinen Cousin beim Sprayen. „Das hat mich fasziniert“, erzählt er. Graffiti und Schönschreiben – das geht zusammen. „Viele Leute sagen zu allem, was aus der Dose kommt, Graffiti“. Das stimmt so nicht, findet er. Graffiti ist für ihn Schrift, während Streetart auch Bilder umfasst. Beim Graffiti werden Buchstaben so gesprüht, dass sie zwar noch erkennbar sind, jedoch künstlerisch. Da wird mit Farben und Formen experimentiert.

Seiner Ansicht nach haben Graffiti und Streetart ihren Ursprung in sogenannten Tags – kleine kurze Botschaften oder Unterschriften, meist mit einem Stift geschrieben. Wer durch Tübingen geht, wird an mancher Stelle auf die Werke der „ADHS-Crew“ stoßen. Stifte hätten jedoch den Nachteil, so Looven, dass sie einen glatten Untergrund bräuchten. Anders bei der Sprühdose. Das findet er an diesem Mittel auch besonders interessant. Es gibt keinen Kontakt zum Untergrund. Und der kann rauh oder glatt sein, das legt dem Sprühen keine Steine in den Weg. Und dazu: „Ich glaube, die meisten Leute finden Tags hässlich.“ Im Fall wie der „ADHS-Crew“ könnte Präsenz der Hintergrund für die Schriftzüge sein. Wenn Sprayer an mehreren Stellen erkannt werden, bringt ihnen das Anerkennung. Anderen ginge es mehr um die Aktion an sich.

Graffiti und Streetart – so künstlerisch sie sein mag - ist allerdings in der Regel kein Werk für die Ewigkeit. Immer wieder werden die Werke übermalt. „Mir persönlich macht das inzwischen nichts mehr“, meint Louven. Unter Sprayern gäbe es eine Art Kodex, dass dann übermalt wird, wenn etwas Höherwertiges entsteht. Aber was höherwertig ist – daran scheiden sich die Geister.

Bekannt ist Graffiti vor allem als „illegal“ und „Vandalismus“. Mit ein paar Tausend Euro Strafe müsse man rechnen. Dennoch: Louven sieht sich die Kunstwerke gerne an. In Tübingen gibt es wenig illegales, meint er, aber im Netz könnte man sich die Bilder ansehen. „Es gibt unglaubliche Künstler, die an unglaublichen Orten unglaubliche Sachen machen.“ Auch bewundert er den Aufwand, den es bedarf, beispielsweise in einer nächtlichen Aktion loszuziehen und zu sprühen. Legale Flächen gibt es in Tübingen. Die legalen Flächen werden illegales Graffiti nicht auslöschen, meint Louven.

Überall sprühen würde Looven ebenfalls nicht. Er macht vor historischen Gebäuden Halt. „Bei jahrhundertealten Steinen muss das nicht sein“, erklärt er. Er sprüht gern am Westbahnhof. An der blauen Brücke sei die Wand zwar neu und damit einladend, aber das Umfeld ist ihm meist zu laut.


Audio

Komplettes Interview

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Interview_ganz_-Looven-.mp3


Kurzversion des Interviews

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Interview_kurz_-Looven-.mp3



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