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Racial Profiling: Eine Frage der Übersichtlichkeit
Verdachtsunabhängig kontrolliert werden oder bei Straftaten in den Verdacht geraten, nur weil die Hautfarbe dunkler ist oder man als „ausländisch“ aufgefasst wird. Undenkbar für die einen – Realität für die anderen.
Racial Profiling nennt sich die Praxis, Menschen aufgrund ihres Aussehens oder ihrer Herkunft vorzuverurteilen. Insbesondere „Nicht-Weiße“ Menschen, People of Colour, sind von dieser Praxis besonders häufig betroffen. Über dies berichteten Astrid Jacobsen und Eben Louw bereits Ende Februar bei der kritischen Uni Tübingen.
Besonders deutlich wurde Racial Profiling bei den Ermittlungen zu den NSU-Morden. Anstatt die rechte Szene in den Blick zu nehmen, wurden über Jahre hinweg die Angehörigen der Opfer verdächtigt, die Ermordeten selbst in die Nähe von Drogenringen gerückt. Der Psychotherapeut Eben Louw kritisiert hier den Begriff des „Generalverdachts“: Der würde nahe legen, dass es wirklcih einen konkreten Verdacht gab.
Die Folgen für die Betroffenen können gravierend sein. "Was häufig ist, ist ein Vertrauensverlust in die Polizei, in die Gesellschaft", mein Louw. Da die Polizei in ihren Maßnahmen auch legalerweise Gewalt anwenden kann, entsteht außerdem die Sorge, auch körperlich verletzt zu werden. Andererseits entstehen Schäden in der Beziehung zum sozialen Umfeld. Nachbarn bekommen beispielsweise Hausdurchsuchungen mit und bilden sich daraufhin eine Meinung. Dabei spielt es weniger eine Rolle, ob die Durchsuchung berechtigt oder unberechtigt war.
Polizist*innen sind nicht per se rassistisch. Sie greifen jedoch in unübersichtlichen Situationen auf Stereotype und Kategorisierungen zurück, vermutet Astrid Jacobsen. "Typsierung. Das tun wir alle. Wir alle in unserem Alltag ordnen eine komplexe Welt und nutzen dazu Typisierung. Und diese Typisierung kann möglicherweise auch zu rassistischen Typisierungen führen - und das tut sie auch", erläutert sie. In den polizeilichen Kontrollen selbst würden die Ethnie und Herkunft der Beteiligten häufig keine besonders große Rolle spielen. Die wird erst im Nachhinein relevant, wenn über die Einsätze gesprochen wird. Dann spricht man von „den Türken“ und „den Albanern“.
Racial Profiling kennen auch Polizist*innen mit Migrationsgeschichte. Innerhalb der Polizei müssen sie sich und ihre Loyalität stärker unter Beweis stellen.
Es muss jedoch betont werden, dass verdachtsunabhängige Kontrollen in Deutschland erlaubt sind. Die Polizei verfügt über das Gewaltmonopol, ihre Möglichkeiten stellen eine Form der Gewalt dar.
An drei Stellen könnten Verbeserungen vorgenommen werden. Innerhalb der Forschung bedürfe es einer „Vielzahl an Projekten“, wie es Jacobsen erklärt. Die eine, heiß diskutierte Bundesstudie könne aus wissenschaftlicher Sicht niemals die Erwartung erfüllen, alle Fragen zu beantworten.
Innerhalb der Polizei sei Reflexion von Vorteil. So würden mancherorts Einsätze im Nachhinein besprochen werden. Reflexion sollte auf mehreren Ebenen stattfinden. Bisher wird sie vor allem den Individuen zugeschrieben, sollte jedoch auch institutionell Einzug halten.
Die Zivilgesellschaft kann ebenfalls reagieren, wenn sie mitbekommt, dass eine Person möglicherweise zu Unrecht verdächtigt und kontrolliert wird. Dann können Personen ihre Kontaktdaten angeben und als Zeugen dienen.
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