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Johannes Schweikle: Die vielen Gesichter einer Stadt

Widersprüchlichkeiten und Verbindungen - darum geht es im neusten Roman von Johannes Schweikle. In "Grobe Nähte - Roman einer Großstadt" berichtet er von einem jungen Profifußballer, einem angehenden Tubaisten und einem idealistischen Journalisten.

Eine Großstadt ist vielschichtig. Sie kennt Ebenen, Viertel und Kulturen. Und ist doch "eine Stadt". Von dieser Ambivalenz, diesem "flirrenden Nebeneinander" berichtet Johannes Schweikles neues Buch "Grobe Nähte", das kürzlich in der Edition Klöpfer im Kröner Verlag erschienen ist.

Vor dem Hintergrund der neuangekommenen, geflüchteten Menschen im Jahr 2015 erzählt Schweikle drei Geschichten aus München. München hat er auch aus persönlichen Gründen als Schauplatz gewählt: Hier hat er studiert und lange gelebt, seine Verbindung zur Stadt ist nie ganz abgerissen. Seine ersten Artikel hat der Journalist bei der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht. Die kommt in seinem Roman nicht nur gut weg. Immerhin folgt die Geschichte auch dem Chefredakteur Korbinian Moser von einer zwar fiktiven, aber doch als Süddeutsche zu erkennenden Zeitung. "Journalismus soll sagen, was ist", so Schweikle. Nur zu häufig gebe es "Verrat am journalistischen Auftrag." Korbinian sieht die Flüchtlingsaufnahme als Chance für eine buntere Gesellschaft, seine Frau Eva ist Fotographin. Die Bilder überwältigen sie - es kommt zum Konflikt, als Migrant*innen in die Nachbarschaft ziehen sollen. 

Bavaria München klingt nicht nur  wie ein bekannter deutscher Verein, er ist auch an ihn angelegt. Der neuste Spieler im Roman ist Viktor. Der junge Nigerianer ist Profifußballer und neu in Deutschland und damit Bayern. Auch er bemerkt recht schnell die Bedeutung von Verein und Vereinsverbindungen. Von seinem ersten, bundesligamäßig hohen Gehalt erfüllt er sich einen alten Traum: Er kauft sich einen grünen Porsche. Der Sponsor seines neuen Vereins ist allerdings absolut nicht begeistert. Immerhin fährt Victor mit einem Konkurrenzprodukt durch die Münchner Straßen.

Zuletzt berichtet das Buch von Benedikt, einem jugen Tubabläser, der noch seinen Platz suchen muss. Er studiert an der Musikhochschule München - im Roman und in der Realität das Gebäude, in dem Hitler sein Büro hatte.

Schweikle hofft, mit seinem Werk zur Diskussion in unserer Gesellschaft beizutragen. Grobe Nähte heißt sein Buch von einer Großstadt, die sich in einer Zerreißprobe befindet und doch irgendwie zusammengehört. Fußball als verbindendes Element, ein diffuses "Wir", zu dem nur Bayern gehört - davon kann er auch aus eigenen Erfahrungen berichten. Verbindungspunkte gibt es, aber sie sind nur grob, genau wie seine drei Geschichten nur grob miteinander in Kontakt treten. "Fußball und Frauenkirche, das sind so zwei Punkte auf die man sich einigen kann", erklärt er seinen Eindruck von München.


Audio

Das ganze Interview inklusive Leseproben

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Ausschnitt aus dem Interview

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Leseprobe: Vorspiel an der Münchner Musikhochschule

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Leseprobe: Streiflicht - Die Erfindung des Radlers und die Münchner Räterepublik

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Leseprobe: Stimmung gegenüber Geflüchteten kippt beim Elternabend

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