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Café Nepomuk :: Eine selbstverwaltete Institution

Das Café Nepomuk in Reutlingen ist eine Institution - normalerweise. Bis vor einem Jahr erfreuten sich das Café und der Biergarten großer Beliebtheit. Vier MitarbeiterInnen erzählen.

 Im September 1983 gründeten drei Frauen und drei Männer das Café Nepomuk. Als Kulturcafé sollten dort Erwerbsarbeit und persönliche und politische Interessen, also Arbeit und Leben, gemeinsam stattfinden. Es begann als ein Kulturcafé mit Lesungen und Konzerten. Später kam der Biergarten hinzu, Frauendisko und Candlelight Dinners entstanden, das franz.K wurde geboren. Heute hat das Café Nepomuk 40 MitarbeiterInnen. 

Timo leitet den Service und das Geschäft. Er ist für alles Mögliche da und schätzt am Café besonders die Gemeinschaft und das gute Essen. Die Suppen sollen dort besonders gut sein; der Publikumsknaller sei das vegane Gyros. Gabi hat im Service angefangen und hat dann zur Büroarbeit gewechselt. Auch während der Pandemie gab es dort immer etwas zu tun: keine Reservierungen, stattdessen gilt es, auf eine mögliche Öffnung hinzuarbeiten. 

Kaya ist erst seir 2019 dabei. Die gelernte Hotelfachfrau mag die selbstverwaltete Struktur des Cafés sehr gerne. Im Vergleich zu 5-Sterne-Hotels seien das Team und die Arbeit sehr viel herzlicher und wertschätzender. Auch sie ist für ganz unterschiedliche Aufgaben da; zuletzt wurde der Boden geschliffen. Nicolai wechselte vor 9 Jahren vom Heilerziehungspflegeberuf in die Küche des Nepomuk, die er heute organisiert. Dienstpläne und Mahlzeiten werden von ihm konzipiert. Das Nepomuk sei ein Ort, an dem man mit Menschen zusammenlebe, nicht nur arbeite. Man könne daran wachsen, auch wenn es mal Schwierigkeiten gebe. 

Das Besondere am Café sind die wechselnden Kulturevents. Kunstausstellungen, Frauendisko, Silvesterdisko, Gratiskonzerte mit einem Spendenhut sind ganz individuelle Veranstaltungen. Auch die Speisekarte soll ein Konterpunkt sein: vieles ist vegan, regional und frisch gekocht, auch Allergiker haben hier eine Chance auf gutes Essen. 

Von Anfang an war das Café als Kollektiv konzipiert. Man ist selbstverwaltet und organisiert sich in kleinen Bereichsgruppen, einen Chef gibt es nicht. Das bedeutet einerseits organisatorischen Aufwand, aber auch gleichberechtigte Mitbestimmung. Wichtig sei, dass sich am Ende alle mit den Entscheidungen wohlfühlen, diese Vielfalt ist ausdrücklich erwünscht. 

Seit knapp einem Jahr kann das Café Nepomuk nicht regulär öffnen. Über Wasser gehalten wird man unter anderem durch eine Rettungsaktion: Nachdem die finanzielle Bedrängnis durch ein Zeitungsinterview bekannt wurde, leisteten Stamm- und auch andere Gäste überwältigende Hilfe mit Beiträgen. Noch immer kann man das Nepomuk unterstützen. 


Audio

Interview kurze Version

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Nepomuk-Interview-Kurz.mp3


Interview-volle Länge

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Nepomuk-Interview-Lang.mp3



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