Eine Möglichkeit gegen Stigmatiserung schaffen. Das möchten die Herausgeber*innen mit dem Buch Vögel im Kopf errreichen. In einem Interview erzählen Herausgeber Bernd Gomeringer, Max Leutner und eine ehemalige Patientin über das Buch und die Entstehung des Projekts, mehr als 60 Geschichten von Patient*innen, Pfleger*innen und Angehörigen in einem Buch zu veröffentlichen.

Die Idee des Buchs Vögel im Kopf ist vor ca. 3 Jahren in einer Konferenz des Fördervereins Schirm e.V. entstanden und hat das Ziel, Vorbehalte gegenüber psychischen Krankheiten abzubauen. Dafür wurden Beiträge von Patient*innen aus der seit mehreren Jahren bestehenden Zeitschrift Labyrinth der KJP verwendet, aber auch ehemalige Patient*innen, Pfleger*innen und Angehörige direkt angesprochen, ob sie ihre Erfahrungen in der KJP mit der Öffentlichkeit teilen möchten. Mit der Zeit wurden immer mehr Beiträge gesammelt, bis am Ende über 60 persönliche Geschichten und Erfahrungen aus der Kinder- und Jugendpsychatrie Tübingen im Jahr 2020 publiziert wurden.

Der Verein Schirm e.V., der sich für die Förderung von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen einsetzt, förderte das Projekt Vögel im Kopf und setzt sich unter anderem durch Veranstaltungen für eine Enttabuisierung psychischer Krankheiten in der Gesellschaft ein. 

Max Leutner honoriert den Mut der Autor*innen, ihre persönlichen Geschichten und Erfahrungen mit der breiten Öffentlichkeit zu teilen und ist begeistert, wie ehrlich die entstandenen Beiträge geschrieben sind. 

Maria, eine ehemalige Patientin, schrieb neben vielen anderen Autor*innen über ihre Erfahrungen in der KJP. Sie nutzte damals die Möglichkeit, Berichte für die Zeitschrift Labyrinth zu schreiben und sah das Schreiben als einen Verarbeitungsprozess an. Bei Berichten, die sie im Nachhinein auf Papier brachte ging sie etwas strukturierter vor und orientierte sich an früheren Tagebucheinträgen, die sie während ihres Aufenthalts in der KJP geschrieben hatte. Die Möglichkeit Gedanken schriftlich festzuhalten helfe den Patient*innen, ihre Gedanken zu sortieren, da es manchmal schwer falle direkt darüber zu sprechen, so Maria im heutigen Interview. Über ihre persönlichen Erfahrungen spricht Maria und erzählt von einer nach und nach schwindenden aufgebauten Distanz ihrerseits zu den Pfleger*innen und ihrer Erfahrung, fixiert zu sein.

Patient*innen in der KJP Tübingen sind für längere Aufenthalte in der Klinik, um ihnen umfassend helfen zu können und ihnen eine Perspektive zu bieten. In Tübingen wird dabei viel Wert auf Beziehungs- und Vertauensarbeit gelegt. Viele verschiedene Krankheiten bspw. Magersucht, Bulimie, Autismuspektrums-Störungen und Depressionen werden in der Kinder- und Jugendspychatrie Tübingen behandelt. Lediglich Drogenerkrankungen sind ausgeschlossen, da es hierfür speziell ausgerichtete Kliniken gibt, so Bernd Gomeringer im Interview.

Auf die Frage welche psychischen Erkrankungen in letzter Zeit entwickelt haben, antwortet Bernd Gomeringer, dass durch die Corona Pandemie Erkrankungen wie Magersucht und Zwangsstörungen zugenommen haben. Jetzt im zweiten Lockdown sei auffällig, dass über 100 Kinder- und Jugendliche auf der Warteliste stehen und auf der Akutstation mehr Betten benötigt werden. 

Die KJP legt viel wert auf eine Tagesstruktur der Patient*innen. Fast alle Patient*innen gehen täglich zur Schule, nehmen an verschiedenen Therapieangeboten, wie zum Beispiel der Trampolintherapie, Bogenschieß-Therapie oder Maltherapie, teil und haben regelmäßige Einzelgespräche mit Psycholog*innen.

In der Klinikschule haben die Patient*innen neben einem Bildungsangebot die Möglichkeit Kontakte zu anderen Patient*innen zu knüpfen. Das Konzept der Klinkschule orientiert sich an externen Schulen, das heißt es werden Noten vergeben und Prüfungen geschrieben. Die Schule soll den Patient*innen einen Raum außerhalb der Krankheit bieten, um den Kindern und Jugendlichen zu zeigen, dass sie die schulischen Forderungen meistern können und dadurch ihr Selbstwertgefühl stärken. 

In einem Beitrag über das Buch werden Teile von Berichten präsentiert und weitere Hintergrundinformationen über das Buch geteilt. 

Auf der Hompage des Buchs gibt es weitere Informationen, Links zu Podcasts und anderen Beiträgen über Vögel im Kopf. 

Beitrag über Vögel im Kopf

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Voegel_im_Kopf_Beitrag.mp3

Interview Lange Version

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Voegel-im-Kopf-LANG.mp3

Interview kurze Version

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Voegel-im-Kopf-KURZ.mp3