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Birgit Hoinle:: Urbane und solidarische Landwirtschaft in Bogotá

Birgit Hoinle vom Studium Oecologicum der Uni Tübingen und Autorin des Buches „Räume für Empowerment: Urbane und solidarische Landwirtschaft in Bogotá“ erzählt davon, wie Frauen neue Räume und Rollen annehmen können, wenn sie sich in Stadtgärten in Bogota organisieren und wie diese zu Empowermentprozessen beitragen können.

Birgit Hoinle hat in Tübingen und Brasilien Politik und Geographie studiert. Durch einen Studienaustausch in Brasilien und das Kennenlernen diverser Projekte urbaner Landwirtschaft in Kolumbien, ist die Idee gewachsen, sich intensiver mit diesem Thema in ihrer Doktorarbeit auseinanderzusetzen und sie brachte das Buch mit dem Titel „Räume für Empowerment: Urbane und solidarische Landwirtschaft in Bogotá“ heraus. Sie geht unter anderem der Frage nach, wie Frauen eine Stimme in neuen Räumen erlangen und wie Selbstorganisationsprozesse gestärkt werden.

Birgit war es besonders wichtig, als sie mit ihrer Feldforschung vor Ort angefangen hat, dass sie ihre Privilegien als "weiße Wissenschaftlerin" so nutzt, dass sie am Ende nicht nur die Ergebnisse abgreift, sondern auch die AkteurInnen einen Nutzen daraus ziehen können. Deshalb hat sie mit dem Ansatz der Aktionsforschung gearbeitet, mitgegärtnert und Workshops für die Frauen gegeben.

Die ohnehin schon existierende Stadt-Land-Migration in Lateinamerika wurde vom damaligen Bürgerkrieg nochmal verstärkt, in dem ca. 7 Millionen Menschen vertrieben wurden, viele davon in die Peripheriegegenden der Großstädte. Die landwirtschaftlichen Prozsse in solchen Gegenden entstehen unter schlechten Bedingungen wie erhöhter Umweltbelastung und dichter Besiedlung.

Das Zusammenkommen der Frauen zu einer Gärtnergemeinschaft erfolgt meistens erstmal über die gemeinsame Motivation zum Gärtnern und der daraus resultierende Austausch von Saatgut oder Rezepten. Dadurch vernetzen sich die Frauen immer mehr und schließen sich zu Gemeinschaftsgartenprojekten zusammen. Darunter gibt es inzwischen etablierte Gartenprojekte die sich zu Gartenarbeitaktionen treffen und ihre Ernte und ihre Saatgut teilen. Birgit erzählt darüber, wie sie selbst Hand angelegt hat und dabei viele spannende Erfahrungen gesammelt hat. Vor allem das Thema Saatgut stellte sich als wichtiges und vielfältiges Thema heraus.

Die Frauen in solchen urbanen Peripheriegegenden werden aufgrund von Klasse und Geschlecht  strukturell ausgerenzt und die Gärten knüpfen dabei wichtige Verbidungen, die Empowermentprozesse auslösen. Beispielsweise durch das kollektive Überwinden von sozial räumlichen Barrieren. Die Stadtgärtnen bieten dabei den Frauen in ähnlichen Sitationen den Raum zum gegenseitigen Austausch. Dabei können Netzwerke entstehen, in denen sich Frauen eine ökonomische Perpektive aufbauen können. Birgit betont, dass es kein linearer Prozess ist, sondern sich, je nach Kontext, in vielfältige Richtungen entwickeln kann.


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