Rainer Kaltenmark verabschiedet sich nach 30 Jahren Ordnungsamt in die Rente und hinterlässt große Fußspuren. Nun lässt er noch einmal die Zeit im Amt Revue passieren, angefangen beim Alltag und den Aufgaben im Amt, über seinen beruflichen Werdegang in Tübingen, bis hin zu prägenden Ereignissen im Job, die ihn auch in Zukunft noch begleiten werden.

Wie muss es sich wohl anfühlen, einen Lebensabschnitt dieser Größenordnung, hinter sich zu lassen? Mit der Abgabe von Schlüssel und Diensthandy im Amt, gab Rainer Kaltenmark gleichzeitig auch Verantwortung und Pflichten des Jobs an seine Nachfolgerin ab. Wie fühlt es sich nun an, sich endgültig verabschiedet zu haben? Natürlich mache man sich seine Gedanken, wie es weiter gehe, erklärt Kaltenmark. Man müsse sich an die Pensionszeit und die damit verbundene Freizeit, erst einmal gewöhnen. Dennoch sieht er dem Ganzen positiv entgegen und freut sich darauf, die ihm zur Verfügung stehende Zeit, nach seinen Vorstellungen zu gestalten.

Der getaktete Alltag in der Abteilung Ordnung und Gewerbe der Stadt Tübingen ließ vor allem auch zuletzt während der Pandemie wenig Verschnaufpausen. Covid-19 hat nicht nur bei der Arbeit, sondern auch bei ihm selbst persönliche Spuren hinterlassen. Mitte März traf ihn das Virus, weshalb er in Quarantäne gehen musste.

Kommunikation ist für ihn der Schlüssel, um Wege und Lösungen zu finden. In unzähligen Telefongesprächen versuchte er, besorgten Bürger*innen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Bei Demonstrationen stand er meist zwischen den Fronten. Es galt, den Spagat zwischen der Gewährung des Demonstrationsrechts und der gleichzeitigen Durchsetzung von Corona-Regelungen zu meistern. „So steht man zwischendrin und kann es keiner Seite recht machen,“ schildert es Rainer Kaltenmark.

Es allen recht zu machen ist ohnehin nur schwer möglich. An Anfeindungen ihm gegenüber habe er sich mit der Zeit gewöhnt. Er hatte sich seit Beginn seiner Tätigkeit im Amt vorgenommen, feindlichen Situationen professionell zu begegnen und sich nicht auf persönlicher oder emotionaler Ebene auf Sticheleien einzulassen. Auch wenn er sich einmal nach einer Morddrohung eines Punks gezwungen sah, Anzeige zu erstatten, zieht er grundsätzlich das gemeinsame Gespräch einer juristischen Auseinandersetzung vor.

Als Teil der Stadtgesellschaft wolle er ein Vertrauensverhältnis mit den Menschen pflegen: Verlässlichkeit und Vertrauen sind in seiner Arbeit das A und O. „Für mich ist es selbstverständlich, dass ich dort helfe, wo ich helfen kann.“ Dazu gehört dann auch der Job des Vermittlers und das nicht nur bei Großereignissen oder dem Wagenburgkonflikt in den 90er Jahren. Er nimmt sich auch Nachbarschaftskonflikten an, die genaugenommen nicht in seinem Zuständigkeitsbereich liegen. Rainer Kaltenmark setzt auf das persönliche Gespräch innerhalb dessen Grenzen ausgelotet werden, ohne kompromisslos Richtlinien durchzudrücken – „… und ich muss sagen, das hat funktioniert.“

Er blickt auf eine Zeit zurück, in der er versuchte, durch rücksichtvolle, aber auch konsequente Art und Weise „Ordnung in die Unordnung hineinzubringen". Die Zukunft hält nun neben „Freiheit, Freizeit und einem weniger geregelten Alltag“, gewiss noch viele weitere Abenteurer für Rainer Kaltenmark bereit.

Das Interview in der Kurzform

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