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IMI-Kongress :: Neoliberalismus als Katastrophe

Die Informationsstelle Militarisierung (IMI) hielt ihren jährlichen Kongress 2020 im Radio und in digitaler Form. Inhaltlich sollte das Handeln von Institutionen der „sogenannten Sicherheitspolitik“ genauer in den Blick genommen werden. Beim Panel „Neoliberalismus als Katastrophe“ thematisiert Gertrud Falk Konflikte, welche die Rohstoffgewinnung für die Elektromobilität mit sich bringt. Im Anschluss berichten zwei Referenten der Forschungsstelle Flucht und Migration welchen Problematiken die BewohnerInnen der Sahel-Zone aktuell ausgesetzt sind. Valeria Bustamante berichtet von den sozialen Bewegungen die in Chile, trotz der Pandemie, sehr präsent sind. Uli Brand informiert darüber, wie gravierend sich das Wirtschaften des globalen Nordens auf andere Gesellschaften ausübt.

Das abschließende Panel des IMI-Kongress behandelte die Katastrophe jenseits der konkreten Pandemie als dem globalen Wirtschaftssystem innewohnend. Den Auftakt machte hier Gertrud Falk von FIAN, die sich mit der Gewinnung von Rohstoffen für die Elektrobobilität am Beispiel Lithium und Bauxit auseinandersetzte. Lithium werde vor allem in der Atacama-Wüste in Chile abgebaut, benötige Unmengen an ohnehin knappem Wasser und gefährde die an die natürlichen Gegebenheiten angepasste Lebensweise der indigenen Bevölkerung.

Viel konkreter noch beschrieb sie dies am Beispiel des Bauxit-Abbaus in Guinea. Bauxit ist als Rohstoff für Aluminium bereits jetzt für die deutsche Automobilindustrie von großer Bedeutung, die mit der Elektromobilität weiter zunehmen wird. Aktuell wird, unterstützt durch Kreditgarantien der Bundesregierung, eine große Bauxitmine erweitert, was zur Vertreibung bzw. Umsiedelung der Bevölkerung führt.

An den Vortrag von Gertrud Falk schlossen zwei Referenten der Forschungsstelle Flucht und Migration (FFM) an, welche die aktuelle Lage in der Sahel-Region beschrieben. Dort gerate die Bevölkerung in einen Zangengriff zwischen einer von Norden voranschreitenden Desertifikation und einer sich vom Süden her ausbreitenden Landnahme.

In dieser Situation bildeten sich zusätzlich ethnische und auch islamistische Milizen. Internationale Aufrüstung und Militäreinsätze zielten zugleich auf die Sicherung der Grenzen und die Einschränkung der Mobilität. Diese Form der Kriegführung sei insofern funktional, als sie zur Landnahme und Umverteilung beitragen. Als Lösung der Krisen im Sahel schlägt die FFM „das naheligendste“ vor: Öffnung der Grenzen und Abzug der internationalen Truppen.

Anschließend berichtete Valeria Bustamante von der Menschenrechtsorganisation DDHH 18.10 über die aktuelle Situation in Chile und den vorangegangen neoliberalen Umbau infolge des Putsches von 1973. Trotz der Pandemie und Hetze in den privatisierten Medien seien die sozialen Bewegungen in Chile weiterhin sehr aktiv. Sie seien jedoch auch von massiver Repression betroffen und deshalb auf internationale Solidarität angewiesen.

Den Abschluss machte Uli Brand von der Universität Wien, der die Begriffe der „imperialen Lebensweise“ und der Externalisierungsgesellschaft vorstellte. Letzterer beschreibt etwa, dass die Kosten und Verwüstungen, die durch das Wirtschaften im globalen Norden entstehen, anderen Gesellschaften aufgebürdet werden. Dabei sei es nicht so, dass die Linke keine Konzepte etwa für nachhaltige Landwirtschaft oder Mobilität habe, es fehle ihr jedoch an Durchsetzungskraft.


Audio

Vortrag von Gertrud Falk zum Nachhören

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Vortrag von der Forschungsstelle Flucht und Migration zum Nachhören

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Vortrag von Valeria Bustamante zum Nachhören

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Vortrag von Ulrich Brand zum Nachhören

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Fragerunde zum Nachhören

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