Schwein haben, Perlen vor die Säue werfen, Sauerei und Saukälte - rund ums Schwein drehen sich etliche Redewendungen. Wir benutzen sie im Alltag andauernd, bewusst und unbewusst, wissen aber selten woher sie kommen. Eine Antwort auf diese und viele andere Fragen rund ums Sprichwort, liefert die Ausstellung "Lass die Sau raus!" im Stadtmuseum Tübingen. Die Leiterin des Museums, Wiebke Ratzeburg, und Volontär Bruno Wiedermann haben mich durch die Familienausstellung begleitet und gezeigt, was einen auf der Suche nach dem richtigen Sprichwort so erwartet.

Interaktive Hands-On-Stationen machen "Lass die Sau raus!" zu etwas Besonderen im Vergleich zu anderen Ausstellungen. Ebenso wurde die Ausstellung schon von vorneherein mit dem Gedanken der bestmöglichen Barrierefreiheit konzipiert. Unter Barrieren versteht man nicht nur gebäudetechnische Hindernisse, sondern auch Dinge, die tauben und blinden Personen den Museumsgang erschweren. Durch die Zusammenarbeit mit Betroffenen, konnten Barrieren erkannt und entfernt werden.

So wurden für Besucher*innen mit Sehschwäche und blinde Menschen  ein Audioguide mit Laufanweisungen aufgenommen. Zusätzlich wird durch ein Bodenleitsystem, das an der Kasse am Eingang mit einem Teststreifen beginnt, die Richtung angegeben. Wie ein roter Faden, führt das Leitsystem durch die Ausstellung. Die Schienen sind mit einem Blindenstock gut zu ertasten und durch die rote Farbe, können sich auch Menschen ohne Sehschwäche daran orientieren.

Als sehende Person sind mir zu aller erst die knalligen Farben aufgefallen, die die einzelnen Stationen kennzeichnen und sie mit den dazugehörigen Lösungstexten verbinden. Lösungen gibt es in unterschiedlichen Formen: einfach und etwas komplexer verfasst, in Pyramiden- und Braille-Schrift, sowie als Gebärdensprach-Videos oder Lippenlese-Aufnahmen. Das Lippenlesen erfordert einiges an Übung und ist für Unerfahrene eine Herausforderung. Aus der Gebärdensprache lassen sich viele Gesten auch von Laien erraten und können beim Sprichwörter-Raten Hinweise geben.

Das inklusive Konzept von „Lass die Sau raus!“ soll keine Ausnahme bleiben, sondern auch in kommenden Ausstellungen im Tübinger Stadtmuseum, bestmöglich umgesetzt werden. Der Pandemie haben wir es zu verdanken, dass die Ausstellung dieses Jahr nicht besucht werden kann. Im nächsten Jahr allerdings, können wir in "Lass die Sau raus!" mit allen Sinnen Sprichworte erraten und kennenlernen.

Der Radiobeitrag zum Nachhören

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