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37. Französische Filmtage :: Rezension Les Graines que l’on sème

Der 16-Jährigen Chiara wird vorgeworfen, die Parole "Macron démission" an die Wand des Schulgebäudes gesprüht zu haben. Als sie mit auf die Polizeiwache genommen wird, verlässt sie diese nicht lebend. Der Film entstand in Zusammenarbeit mit französischen SchülerInnen und thematisiert ihr politische Bewusstsein.

Chiara und ihre MitschülerInnen protestieren gegen Macrons Politik und lehnen seine Reform ab. „Macron démission“ „Macron tritt zurück“ fordern sie. Um diesen Worten Nachdruck zu verleihen, sprayt Chiara die Rücktrittsforderung an die Wand des Schulgebäudes. Die Konsequenzen lassen nicht lange auf sich warten. Wenig später wird Chiara von der Polizei auf die Wache mitgenommen und dort verhört. Nach einigen Stunden Haft ist Chiara tot. Wie konnte das geschehen? Wieso musste Chiara sterben? Zurück bleiben, traumatisiert von der Ungerechtigkeit, ihre Familie, MitschülerInnen, FreundInnen. Die Frage, „ob das die Antwort ist, die in einer Demokratie auf Kritik erfolgt?“, schwebt im Raum. Die Fassungslosigkeit über das Geschehene manifestiert sich zunehmend in Wut. 

Der Vorfall selbst wird nicht gezeigt, so wird nie wirklich geklärt, was geschah. Alles, was ZuschauerInnen erfahren speist sich aus den Erzählungen und Reden von Personen aus Chiaras Umfeld. In längeren Szenen werden Ausschnitte der Beerdigung oder Mahnwachen gezeigt, in denen Angehörige und Freunde zu Wort kommen und ihren Schmerz und die Trauer zum Ausdruck bringen. 

Man lernt Chiara in dem Film ebenfalls nur durch Erzählungen kennen. Ihre MitschülerInnen und Freunde beschreiben sie als unerschrocken, mutig und stets bereit gegen Ungerechtigkeiten einzutreten. In erster Linie konzentriert sich der Film auf das „Danach“ und somit den Umgang der Hinterbliebenen mit dem Verlust.  

Dass ein zu Beginn harmloser Protest gravierende Folgen nach sich zieht, verdeutlicht, dass etwas in der Gesellschaft gewaltig schiefläuft und infolgedessen die Bedeutsamkeit eines innergesellschaftlichen Dialogs unabdingbar ist. Das Drama regt zum Nachdenken an und verdeutlicht gesellschaftliche und politische Missstände, welche die Gelbwesten protestierend auf die Straße treiben. Allerdings bleibt die gesamte Thematik während des ganzen Films sehr abstrakt und theoretisch. Er bietet wenig Erklärungen wodurch Zuschauende gefragt sind, Zusammenhänge selbst zu erschließen. Jedoch wirkt der Film, der in Zusammenarbeit mit politisch engagierten SchülerInnen eines Pariser Vororts entstanden ist, sehr authentisch. 


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Filmrezension

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