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Das Peaceboat :: Ein Podcast voller Erinnerung

Carla Langer
Mo, 05.10.2020
13:54
Politik, Projekte, Regionales, Soziales

13 Studierende des Masterstudiengangs Friedensforschung und internationale Politik der Universität Tübingen waren im Rahmen eines Wahlmoduls acht Tage mit dem Peaceboat unterwegs. Auf dieser Reise drehte sich auf dem Schiff und in den angefahrenen Häfen alles rund um das Thema Erinnerungsarbeit. Was sie speziell zu diesem Thema, aber auch darüber hinaus auf ihrer spannenden Schiffsreise erlebt haben, erzählen sie in ihrem sechsteiligen Podcast über das Peaceboat.

Das Peaceboat ist ein Kreuzfahrtschiff der gleichnamigen japanischen NGO, die sich 1983 mit dem Ziel gründete, mehr über die Kriegsverbrechen der japanischen Armee in den Nachbarländern herauszufinden. Man wollte so den Dialog zwischen den Opfern und Betroffenen in den angefahrenen Häfen und den Japaner*innen an Bord herstellen, um Versöhnung zu schaffen. Mittlerweile ist das Peaceboat auf der ganzen Welt unterwegs und steuert bewusst Konflikthäfen an. Seit 2005 ist alle zwei Jahre für einen Teil der Strecke eine Gruppe Studierender der Universität Tübingen an Bord. Auch 2019 war es wieder soweit. 13 Studierende begaben sich für acht Tage auf die spannende Reise mit dem Peaceboat. Teil dieses besonderen Seminars ist es unter anderem einen Vortrag zur Aufarbeitung der NS-Zeit in Deutschland zu gestalten. Außerdem organisierten sich die Studierenden selbst in den Häfen ein Programm um die Erinnerungskulturen der verschiedenen Städte kennenzulernen. Ihre Reise führte sie dabei von Belfast nach Lissabon und über Barcelona nach Marseille.

Ihre auf der Reise gesammelten Erfahrungen und Erlebnisse haben die Studierenden über die Kreuzfahrt hinaus beschäftigt. Sie wollten ihre eindrücklichen Erfahrungen teilen und damit auf die verschiedenen, teilweise bis heute währenden, Konflikte aufmerksam machen und die Arbeit des Peaceboats weitertragen. Ursprünglich war dazu eine Ausstellung angedacht, da kam allerdings die Corona-Pandemie dazwischen. Ein bisschen kann man auch sagen „Zum Glück!“, denn die Studierenden ließen sich nicht aufhalten und gestalteten ihre Ausstellung kurzerhand in eine Podcastreihe um. Diese Podcastreihe ist nun in Kooperation mit der Wüsten Welle realisiert worden und nachdem zunächst Corona dazwischen funkte, werden nun eben die spannenden Geschichten über Funk verbreitet.

Die Podcastreihe startet mit einer Einführungsfolge, in der genauer erklärt wird was das Peaceboat eigentlich ist, wie es zu der Kooperation zwischen dem Peaceboat und der Uni Tübingen kam und was genau die Aufgabe der Studierenden auf dem Schiff war. Dazu kommen verschiedene Personen zu Wort, die für das Peaceboat, die Uni Tübingen oder die Berghof Foundation arbeiten und die Studierenden auf ihrer persönlichen Reise vom ersten Seminar bis schließlich zur Zeit auf dem Schiff und in den Häfen begleiten. Natürlich kommen auch die Studierenden selbst zu Wort und schildern authentisch ihre Eindrücke auf und von dem Schiff.

Die zweite Folge thematisiert das kollektive Erinnern in Japan. Zum einen geht es um die japanische Geschichte und wie die Aufarbeitung dazu in Japan aussieht, es wird aber auch einen kurzen Abstecher in die japanische Kultur geben. Zwar hat das Peaceboat in den acht Tagen keinen japanischen Hafen angefahren, aber das Leben an Bord ermöglichte den Studierenden ein Eintauchen in eine kleine japanische Welt.

Ab der dritten Folge, die die Hörer*innen mitnimmt nach Belfast in Nordirland, orientieren sich die Folgen chronologisch an der Reise der Studierenden. So taucht man in Belfast in den Konflikt zwischen den Republikaner*innen und den Unionist*innen ein und lernt die Bedeutung der „Peacewalls“ kennen, deren Namen man kaum paradoxer hätte wählen können. In Lissabon wird man Teil eines eindrücklichen Besuchs im Aljube-Museum und bekommt die Hintergründe und Auswirkungen der Salazar-Diktatur erläutert. Übrigens die längste Diktatur Europas. Angekommen in Barcelona lernt man Vincentes Geschichte kennen, der im Alter von 82 Jahren seine Herkunft klären konnte. Außerdem erzählen die Studierenden wie in Spanien die Vergangenheit, der Bürgerkrieg und die Diktatur aufgearbeitet und erinnert wird und welche Sonderrolle Katalonien dabei einnimmt. Die letzte Station der Reise ist Marseille. Hier lernt man ONACVG kennen und wird mitgenommen in ein Gespräch zwischen den Studierenden und ONACVG. Darüber hinaus erfährt man was ONACVG mit dem Erinnern und der Aufarbeitung in Frankreich zu tun hat.

Aus Marseille ging es für die Studierenden wieder nach Tübingen wo sie nun ihre ganz eigene Erinnerungskultur zum Peaceboat geschaffen haben und uns alle daran teilhaben lassen. Es lohnt sich in jedem Fall sich mit dem Podcast auf eine eigene kleine Peaceboatreise zu begeben und sich bewusst mit dem Thema „Erinnern“ auseinanderzusetzen. Das Podcast-Team wünscht, trotz der teilweise eher schweren Themen, viel Spaß beim Zuhören!

Der Podcast ist entstanden in Kooperation mit dem Freien Radio Wüste Welle, der Berghof Foundation und dem Institut für Politikwissenschaft der Universität Tübingen.

An dem Podcast mitgewirkt haben: Juliane Hauschulz, Maximilian Wegener, Anna Spaulding, Daniela Bolt, Janna Articus, Joshua Beer, Anna Langer, Selina Kleinmann, Leslie Hawener und Lea Gelfert. Schnitt und Technik: Carla Langer

Audio

Folge 1: Einführungsfolge