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Der Tag des Flüchtlings :: PlanB für die Solidarität

Die jetzige Flüchtlingspolitik ist ein immer wieder diskutiertes Thema in ganz Europa, besonders seit 2015. Am Tag des Flüchtlings erzählten Jana aus dem Flüchtlingsrat Baden-Württemberg, Andreas, ein ehemaliges Mitglied der Organisation und Sanja von der Seebrücke Böblingen von ihren Tätigkeiten und nannten Kritikpunkte an der Flüchtlingspolitik.

Die Seebrücke besteht aus mehreren Lokalgruppen und ist seit Juli 2018 zu einem internationalen Verein gewachsen. Da organisierte auch Sanja  spontan eine örtliche Demonstration und agiert seitdem in der Seebrücke Kreis Böblingen. Die Hauptidee ist, für die Situation der Flüchtlinge und für die problematische Flüchtlingspolitik Aufmerksamkeit zu bekommen, indem Proteste organisiert werden, Erfahrungen von Flüchtlingen durch z.B Filmabende berichtet werden und Gremienarbeit betrieben wird.

Der Flüchtlingsrat Baden-Württemberg setzt sich für eine menschenwürdige Flüchtlingspolitik im Land ein. Dieses Ziel wird unter anderem durch Lobbyarbeit gegenüber der Politik und mit Teilnahme an Protesten betrieben. Dazu wird auch Beratung für Ehrenamtliche und Flüchtlinge angeboten und Fachtage zu länderspezifischen Themen veranstaltet. Jana ist in den Sprecher*innenrat durch ein Praktikum bei der Organisation gekommen. Dabei ist sie auch zuständig für Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere unter den Studierenden, und sie hilft bei der Organisation von Fachtagen.

Andreas ist in der Flüchtlingsarbeit schon ein alter Hase, da er schon seit den 1990er Jahren damit Erfahrung hat. Er war tätig als Leiter der Geschäftsstelle beim Flüchtlingsrat und hat sowohl direkt mit den Geflüchteten gearbeitet als auch sich in der Öffentlichkeitsarbeit und Politik engagiert. Dazu bietet Andreas auch Beratung für Flüchtlinge z.B in der Form von InfoAsyl in Mössingen und jeden Dienstag und Freitag im Büro von Tübingen an.

Die Flüchtlingspolitik wird vielseitig als ungerecht kritisiert. Die Geflüchteten werden mittlerweile stark nach ihrem Herkunftsland kategorisiert und dadurch unterschiedlich behandelt. Zum Beispiel Afghanistan wird nicht mehr als gefährliches Land eingestuft und es wird behauptet, die Afghan*innen könnten auch innerhalb des Landes flüchten. Demnach haben viele Afghan*innen schlechtere Möglichkeiten für eine Aufenthaltserlaubnis, obwohl sie in ihrer Heimat verfolgt würden. Nach Andreas sollte differenzierter an die Flüchtlinge herangegangen werden und die Potenziale der Flüchtlinge wahrgenommen werden.

Dazu herrschen in den Flüchtlingslagern von Griechenland unmenschliche Verhältnisse mit mangelhaften Unterkünften und ohne sauberes Wasser sowie schlechten Hygienekonzepten. Das Menschenrechtekonzept werde nicht verwirklicht, sondern mit Symbolpolitik nur einzelne Menschen aufgenommen. Statt die Ursachen der Probleme werden die „Symptome“, also die Geflüchteten, mit Abschiebungen bekämpft. Obwohl 24 Kommunen in Baden-Württemberg, unter anderem Tübingen, sich als einen sicheren Hafen für die Flüchtlinge erklärt haben, argumentiert das Bundesland noch dagegen. Mit dem Projekt „PlanB“ stellen sich zwei Tübinger Menschenrechtsorganisationen gegen die Politik der Massenabschiebungen und bieten Unterstützung für Flüchtlinge bei rechtlichen Problemen.

Laut Sanja fehle das Bewusstsein von Solidarität in Europa, da jeder Mensch das Recht auf ein menschenwürdiges Dasein haben sollte. Dabei erhoffen sich die Flüchtlinge nur Sicherheit; ein Gefühl, das unsere Gesellschaft nicht verstehen kann, da sie zu sehr daran gewöhnt ist.


Audio

Das Interview in der Kurzform

Download (13,33 MB)
Tag_des_Fluechtlings_kurz.mp3


Das ganze Interview zum Nachhören

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Tag_des_Fluechtlings_lang.mp3



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