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Marco und Yasemin :: Seebrücke Tübingen

Marco und Yasemin sind beide Teil der Regionalgruppe Seebrücke in Tübingen. Die Seebrücke ist eine Organisation, die sich 2018 gründete, als ein Schiff mit 200, aus Seenot, geretteten Geflüchteten nicht anlegen durfte, weil die Politik es nicht zuließ. Da von politischer Seite aus das Schiff nicht anlegen durfte, organisierten sich Zivilbürger*innen aus der Gesellschaft heraus um den Menschen in Seenot einen sicheren Hafen zu bieten. Was damit gemeint ist und wie die Seebrücke Tübingen aktiv ist, erzählten uns Marco und Yasemin im Interview.

Beide wurden Teil der Seebrücke, weil sie es als Menschenpflicht ansehen, den Geflüchteten auf Lesbos und auf dem Mittelmeer zu helfen, in dem man sie aus dieser unmenschlichen Lage befreit und ihnen einen „sicheren Hafen“ bietet. Dem Bündnis „Sicherer Hafen“ können sich Städte und Gemeinden anschließen und sich als „Sicherer Hafen“ bezeichnen. Das meint, dass Städte und Gemeinden mit diesem Status sich bereit erklären, mehr Geflüchtete aufzunehmen, als sie, nach bestehenden Gesetzen, eigentlich müssten und verpflichten sich, geflüchtete Menschen, die in dieser Stadt ankommen, sicher zu Beherbergen und alle notwendigen Ressourcen aufbringen, dass diese Menschen ein sicheres zu Hause finden.

Auch die Stadt Tübingen erklärte sich zum „sicheren Hafen“, seither ist aber nicht viel passiert, außer, dass Oberbürgermeister Boris Palmer einen kurzen Brief an Innenminister Host Seehofer geschrieben hat, in dem er Tübingen als sicheren Hafen erklärt und mitteilt, dass die Stadt bereit ist, 30 geflüchtete Menschen mehr in Tübingen aufzunehmen. Die Seebrücke Tübingen hat sich konkret das Ziel auf die Fahnen geschrieben, dass die Symbolpolitik, die gerade betrieben wird, endet und den Worten Taten folgen.

Dafür setzte sich die Organisation auch mit dem Gemeinderat Tübingen in Verbindung. Im Gemeinderat selbst sind auch Freunde der Seebrücke vertreten, allerdings erhalten diese Fraktionen auch häufig Gegenwind von den anderen Parteien. Dass Boris Palmer, was Geflüchtete angeht, eine eher abneigende Haltung hat, macht es nicht einfacher, bestimmte Anträge, die den geflüchteten Menschen zu Gute kommen durchzusetzen, aber das sei nicht das Hauptproblem, erklärt Marco. Palmer habe bisher alle beschlossenen Anträge des Gemeinderates auch umgesetzt, er fungiert sozusagen als ausführendes Organ, was fehlt sind mehr Stimmen für die Aufnahme von mehr Flüchtlingen, beziehungsweise auch mehr Engagement, die Worte in Taten umzusetzen, sagt Marco.

Die Seebrücke Tübingen wird auch immer wieder öffentlich aktiv, um mehr Leute über die Seebrücke aufzuklären und so eine lautere Stimme zu erlangen. Sie rufen die Menschen auf Demonstrationen und Kundgebungen dazu auf, sich politisch einzubringen, Briefe an den Gemeinderat zu schreiben und wählen zu gehen, außerdem ist es auch wichtig, im Kleinen dagegenzuhalten, also sich klar zu positionieren, wenn man privat eine Form von Diskriminierung erlebt. All das erhöht den Druck auf die Politiker*innen, die dadurch zum Handeln bewegt werden sollen.

Wer sich der Regionalgruppe Seebrücke in Tübingen anschließen möchte, kann sich per E-Mail unter seebruecke-tuebingen@mtmedia.org gerne melden. Das aktuelle Team zeichnet sich durch eine hohe Diversität aus, „Jede*r ist willkommen“, sagt Marco stolz.


Audio

Das ganze Interview zum Nachhören

Download (70,12 MB)
Seebruecke_lang.mp3


Das interview mit der Seebrücke in der Kurzversion

Download (18,89 MB)
Seebruecke_kurz.mp3



Bilder




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