Gwendolin Weisser und Patrick Allgaier starteten im Frühjahr 2013 ihre Reise einmal um die Welt. Sie wollten so lange in den Osten reisen, bis sie aus dem Westen wieder nach Hause kommen. Dafür stellten sie sich selbst zwei Regeln auf: Nicht mehr als 5 Euro pro Tag ausgeben und über Land zu reisen, sprich nicht zu fliegen. Die Reise sollte so lange dauern, wie sie eben dauern wird. Patrick ist freiberuflicher Filmemacher und begleitete die Reise mit der Kamera. Daraus ist der eindrückliche Dokumentarfilm „Weit. Die Geschichte von einem Weg um die Welt“ entstanden, mit dem die beiden nun schon zum vierten Mal im Tübinger Sommernachtskino zu Gast waren. Ich hatte das Glück und durfte Gwendolin und Patrick vor dem Film treffen und ihnen ein paar Fragen stellen.

3 Jahre und 110 Tage waren Gwen und Patrick unterwegs. Über 100 000 Kilometer haben die beiden auf ihrem Weg um die Welt zurückgelegt. Dabei sind sie kein einziges Mal in ein Flugzeug gestiegen, denn sie wollten herausfinden ob es möglich ist die Welt nur über Land und Wasser zu bereisen. Für diese Reise haben sie sich ein sehr kleines Budget gesetzt. Nicht mehr als 5 Euro pro Tag wollten sie ausgeben, so sparten sie wo es nur ging. Sie übernachteten entweder im Zelt, oder kamen umsonst mit Couchsurfing bei fremden Menschen unter. Um sich Fortzubewegen wurde getrampt, mit dem Schiff gefahren oder auch mal ein Stück zu Fuß gegangen. Dabei war das skurrilste Transportmittel ein Kreuzfahrtschiff. Wie das funktioniert mit nur 5 Euro pro Tag? Ganz einfach. Gwen wurde während der Reise schwanger, und so reisten sie irgendwann nicht mehr nur zu zweit, sondern zu dritt um die Welt. Dabei setzten sie sich selbst auch neue Prinzipien, anders wäre das Weiterreisen mit Kind auch kaum möglich gewesen.

Mit ihrer offenen und neugierigen Art begegneten Gwen und Patrick unterwegs vielen Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen und mit den unterschiedlichsten Lebensformen. Aus diesen Begegnungen sind teilweise sogar Freundschaften entstanden, die bis heute anhalten. Die vielen verschiedenen Bekanntschaften, Geschichten und Erlebnisse sind vor allem durch das Trampen entstanden. Das unerwartete Eintauchen in den Alltag völlig fremder Menschen ließ wunderbare Geschichten entstehen.

Und welche außergewöhnlichen Geschichten die beiden erlebt haben, durfte ich mir nach dem Interview in ihrem wunderbar gelungenen Dokumentarfilm „Weit“ selbst anschauen. Gwen und Patrick sind in ihrem Film so wie sie auch im echten Leben sind. Sie verstellen sich nicht und genau diese nahbare und authentische Art lässt einen als Zuschauer*in in den Film eintauchen. Ich empfehle jedem, der Weit noch nicht gesehen hat, sich die wundervolle Geschichte von einem Weg um die Welt anzuschauen. Die Geschichte von vielen verschiedenen Menschen und Kulturen und die Geschichte von Gwen und Patrick und am Ende auch von Bruno, der während der Reise auf die Welt kam.

Aus Patricks Leidenschaft heraus, Filme zu machen ist schlussendlich auch der Dokumentarfilm „Weit.“ entstanden. Damit tourte das Paar einige Zeit durch Deutschland. Mittlerweile kam auch ein Buch dazu mit dem Titel „Weit. Ein Reisemagazin“, davon erschien vor Kurzem eine Neuauflage mit einem extra Kapitel, das sich vor allem um die Zeit nach der Reise dreht. Von dem Erlös dieser Neuauflage wollen Gwen und Patrick (Um)weltfreundliche Projekte unterstützen. Außerdem haben sie daran gearbeitet ein Label zu kreieren, das ihre Art zu reisen beschreibt. Daraus entstand der Begriff „Terran“. Ihr Ziel ist es, dass sich der Begriff ähnlich wie zum Beispiel „Vegan“ durchsetzt. So können zum Beispiel Produkte, die über Land transportiert wurden, „terran“ sein, oder man war „terran“ im Urlaub. Gwen und Patrick sind also weiterhin aktiv und man gespannt sein, was die beiden in Zukunft noch alles auf die Beine stellen.

Das Interview als Radiobeitrag

Download (16,64 MB)
WEIT_fertig.mp3