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Top-Dogs: Manager auf dem Weg zu den Under-Dogs

Sie verlieren alles: Macht, Geld, sowie das Auto. Schließlich auch die Fassade

Sie sind freigestellt. Arm. Machtlos. Zusammengepfrecht in einer Personalvermittlungsagentur, die sich New Challange nennt. Dort passiert etwas nie dagewesenes: Ex- Manager die an Rollenspielen für Untergebene mitwirken, die Mantras rezitieren, an die sie schon als Führungskräfte nicht glauben konnten und sie werden emotional.

Als die Hüllen fallen, schwankt die Stimmung in sekundenbruchteilen von traurig zu rasend wütend. Autoaggressionen werden in Rollenspielen deutlich, in denen die Ex-Manager die Perspektive ihrer einstigen Chefs einnehmen und solange verbal auf sich selbst eindreschen, bis sie sich selbst entlassen müssen. Sie lamentieren über das Kriegsgebahren im Buisness und können es nicht lassen ihre Waffenttauglichkeit hervorzuheben.

Schließlich erzählen sie ihre Geschichten: Ein Mann der stark genung ist, seine Frau zu schlagen, und zugleich zu schwach ist, um ihr von seiner Entlassung zu berichten, ein anderer fühlt sich von allen Krankheiten dieser Welt heimgesucht und wird suizidal. Eine ehemalige Finanzanalystin steckt ihren letzten Cent in einen Luxusurlaub, den sie im Hotelzimmer verbringt. Zum Schluß muss selbst die Trainerin der New Challange ihren Stuhl räumen.

Die Darsteller erbringen künstlerische Höchstleistungen. Sie bringen Hass, Trauer und falsche Hoffnungen durch ein einziges Wort zum Ausdruck, sie nehmen die Gestik und die Minik von Führungskräften auf die Schippe und das trotz eines rotierenden Rollensysthems. Dass bedeutet, die Rollen der New-Challange- Trainerin wechseln und eine der Schauspielerinnen wandelt sie von der taffen Catering-Chefin zu mishandelten Ehefrau.

Das alles ist durch Arbeit auf Augenhöhe zwischen Regie und Darstellerin möglich, betont Christoph Roos, der Regisseur, Szenen und Reihenfolge wurden durch Ideenaustausch verändert. Die Orginalfassung des Schweizers Urs Widmer sei aktualisierbar, und das Bühnenbild variierbar. Die fiktiven Ex- Manager befinden sich in einem therapeutischen Raum, der sie mit sich selbst in Kontakt bringt.

Es war Corona, das seinen Teil dazu beitrug Top Dogs aufzuführen. Führungskräfte halten körperlichen Abstand voneinander. So bleibt das Stück authentisch. Außerdem stelle das Stück aktuelle Fragen, wie zum Beispiel die, nach der Unabänderlichkeit unseres global-kapitalischen Wirtschaftssysthem.

 


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