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Im Gespräch über "schöne neue Geschlechterwelten"

Am Montag, dem 29.02.2016 sprachen die beiden Feministinnen Gerrit Kaschuba und Katja Kauer im Ribingurumu in Tübingen über den Popfeminismus, die Genderforschung und "gendergerechtes Verhalten".

Popfeminismus - was ist das? Laut der Feministin Katja Kauer gibt es zwei Wege, diesen Begriff zu erklären. Der eine Weg ginge über die akademische Definition, die sich auf folgendes Ereignis beruft: Um das Jahr 2000 herum haben verschiedene Musikjournalisten darauf hingewiesen, dass gerade die Popkultur Räume für Frauen biete, um ihre Möglichkeiten auszuloten. So könne man zum Beispiel Madonna und ihre Auftritte entweder als "sexistisch" betrachten - oder man könne sagen, Madonna "spiele mit ihren Identitäten". Damit komme man zum zweiten Weg, den Popfeminismus zu erklären: Der Popfeminismus biete Frauen neue Möglichkeiten verschiedene Identitäten auszuprobieren und mit ihnen zu spielen.

Neben dem Popfeminismus und den verschiedenen Geschlechterbildern sprachen Katja Kauer und Gerrit Kaschuba auch über Themen wie zum Beispiel das so genannte "Lesbische Kontinuum". Diese These wurde von Adrienne Rich etwa um 1980 entwickelt. Unsere erste menschliche Bindung, so Katja Kauer, sei stets mit einer Frau - zum Beispiel mit der Mutter oder mit den Erzieherinnen im Kindergarten. Im Laufe der Zeit jedoch werde die enge Bindung zwischen Frauen vom Patriarchat so umgelenkt, dass die Frauen sich später nur dann als Ganz begreifen, wenn sie von Männern attraktiv wahrgenommen werden. Würden Frauen diese Bindung wieder zu lassen, fänden sie sich im so genannten "Lesbischen Kontinuum" wieder. Aber aufgepasst: Mit dem "lesbischen Kontinuum" oder der "Bindung zwischen Frauen" ist nicht die sexuelle Beziehung zwischen Frauen gemeint. Sondern, dass Frauen andere Frauen nicht als Konkurrentinnen begreifen und sie sich gegenseitig durchaus mögen und lieben können.

Beide Frauen sind Feministinnen - doch ihr Weg dahin könnte unterschiedlicher nicht sein. Schon als Kind musste sich Gerrit Kaschuba nicht nur mit ihrem Vornamen auseinandersetzen. Gerade wegen ihres Vornamens dachte sie schon früh über Männerbilder und Frauenbilder nach. Sie erzählt, dass sie als Kind häufiger zum Herrenfriseur als zum Damenfriseur geschickt wurde. Schließlich entschied sie sich zum "Mädchensein". Zu Unizeiten fiel es ihr schwer, sich irgendwo einzuordnen. "Ich hatte das Gefühl, in den Seminaren keine Stimme zu finden". Frauenseminare oder Seminare zu Thema "Gender Studies" waren damals noch in weiter Ferne. Kurzerhand gründete sie gemeinsam mit anderen Frauen eine Frauengruppe, die sich unter anderem mit der Frage beschäftigte: "Wie definieren wir uns als Frau?"

Im Gegensatz dazu steht der Weg von Katja Kauer. Sie entdeckte erst mit 18 Jahren den "Feminismus"-Begriff für sich. "Ich fühlte mich nicht "nicht-verordnet"", erzählt sie. Neben Adrienne Rich inspirierte sie auch die Videokünsterin Pippilotti List. Diese prägte folgenden Satz: "Feminismus ist Ehrensache!". Wie alles in der Popkultur wählte sie den Feminismus als eine Art Lebewesen, welches Teil ihres Lebens ist und sie begleitet.


Audio

"Schöne neue Geschlechterwelten" in der Kurzversion für Eilige

Download (19,59 MB)
Diskussion_Geschlechterwelten__kurz.mp3


"Schöne neue Geschlechterwelten" - Die Langfassung

Download (134,53 MB)
Diskussion_Geschlechterwelten_lang3.mp3


Veranstaltung(en) zu diesem Bericht

Mo, 29.02.2016
19:00 - 22:00
Gendertalk
Katja Kauer im Gespräch mit Gerrit Kaschuba über Popfeminismus, Gender-Forschung und -Training


Sendetermine

Lokalmagazin

07.03.2016 10 Uhr



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