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Die Zeit des Sendero Luminoso und die Geschichte María Elena Moyanos

Der Sendero Luminoso (Leuchtender Pfad) war eine Terrororganisation, die Peru in den 80er und 90er Jahren in Chaos stürzte und der tausende Menschen zum Opfer fielen. Darunter war auch María Elena Moyano, Menschenrechtlerin aus der Tübinger Partnerstadt Villa El Salvador. Wer sie war und wie der Leuchtende Pfad das dunkelste Kapitel in der Geschichte Perus schrieb, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Der Leuchtende Pfad (Sendero Luminoso) wurde Anfang der 70er Jahre von dem Philosophieprofessor Abimael Guzmán gegründet. Sein Ziel war es, die bestehende Gesellschaftsordnung durch einen Volkskrieg umzustürzen. Er sammelte Anhänger, die er von seiner marxistisch-maoistischen Ideologie überzeugte oder zwangsrekrutierte Campesinos (Bauern) - "Wenn du nicht tötest, wirst du getötet" - und schaffte sich so ein Netz aus Kämpfern. 

Anfang der 80er Jahre begann Sendero Luminoso mit Anschlägen im südlichen Andenhochland, später auch in der Hauptstadt Lima. Das Vorgehen war gnadenlos und brutal und ging von Bombenanschlägen über Exekutionen bis hin zu Verstümmelung. Als das Militär einschritt, eskalierte die Lage. Darunter litt vor allem die indigene Bevölkerung, da sie sowohl im Visier des Sendero Luminoso (Zwangsrekrutation), als auch der Streitkräfte, die jeden potentiellen Terroristen töteten, stand. Da die Senderisten vor allem aus zwangsrekrutierten Indigenen bestand, galt die indigene Bevölkerung kollektiv als terroristisch. Die Folge: eine regelrechte Abschlachtung der Quechuagemeinden von Seiten des Militärs und des Leuchtenden Pfades. 

Anfang der 90er Jahre war schätzungsweise das halbe Land in der Gewalt des Sendero Luminoso, 25.000 Rekruten kämpften in seinem Namen. Erst unter der Regierung Alberto Fujimoris wurde dem Terror ein Ende gesetzt und der Leuchtende Pfad zerschlagen. Allerdings machte Fujimori vor Gewalt nicht Halt und begang zahlreiche Menschenrechtsverletzungen, um sein Ziel zu erreichen. 

Die Bilanz der Jahre des Terrors waren 70.000 Tote (dreiviertel davon Indigene), ein Land, dessen demokratische Werte verloren gegangen waren und in dem Gewalt, Kriminalität und Korruption zum Alltag gehörte. Noch heute machen sich diese Folgen in Politik und Gesellschaft bemerkbar und das Grauen dieser Jahre steckt noch immer tief in den Köpfen der Menschen.

Wer war María Elena Moyano?

María Elena Moyano war in der Zeit des Terrors eine Führungsperson in dem selbstverwalteten Distrikt Villa El Salvador. Sie kämpfte gegen Armut und Terror, verteidigte die Menschenrechte und setzte sich besonders für die Rechte von Frauen ein. 

Moyano wurde am 29. November 1958 in Lima geboren. Bereits in jungen Jahren war sie in Jugendorganisationen politisch engagiert und setzte dieses Engagement auch nach Beendigung der Schule fort. So gründete sie den Club "Micaela Bastidas", der sich für die Rechte der Mütter einsetzte. Hier und bei diversen anderen Aktivtäten zeigten sich ihre hervorragenden Führungsqualitäten, die sie schließlich als Präsidentin und Mitbegründerin des ersten Frauenverbandes Perus "FEPOMUVES" (Federación Popular de Mujeres de Villa El Salvador) unter Beweis stellte. Gerade in den Zeiten des Terrors und der wirtschaftlichen Krise, setzte sich Moyano für die Armen und Bedürftigen ein und gründete Suppenküchen, Sammelstellen und Milchglas-Komitees, die die Hungernden und Armen mit Wasser und Nahrung versorgten. 

Im Jahr 1989 wurde Moyano stellvertretende Bürgermeisterin von Villa El Salvador, vertrat in öffentlichen Reden ihre demokratischen Werte und verurteilte den Terror und die Gewalt scharf. Sie stellte sich den Aktivitäten des Leuchtenden Pfades in den Weg und organisierte Protestmärsche gegen jeden Akt der Gewalt. Als Führungsperson war sie ein Dorn im Auge der Senderisten und so wurde Moyano am 15. Februar 1992 von ihnen ermordet. 

María Elena Moyano war für viele Frauen ein Sinnbild; nicht nur, weil sie Impulse gab, Einsatz und Mut gezeigt hat, sondern auch wegen ihrer Führungsqualitäten, die in der Selbstverwaltung Villa El Salvadors von größter Bedeutung waren. Moyano ist als Heldin, als Kämpferin für Bedürftige, Frauen und die Menschenrechte in die Geschichte Perus eingegangen. Im Volksmund wird sie "madre coraje" (mutige Mutter) genannt. 


Audio

Sendero Luminoso & María Elena Moyano

Download (16,18 MB)
SenderoLuminosoMoyano.mp3



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